Der Liebesschwur
und sie würde sich ihm am Ende anvertrauen.
Dann wäre es nur noch eine geringfügige Angelegenheit, diesen ganz besonderen Drachen zu bekämpfen und sie mit sich davonzutragen. Ganz einfach.
Vanes Lächeln wurde spöttisch. Er bemühte sich, ein zynisches Auflachen zu unterdrücken. Myst hatte etwas dagegen, dass seine Brust bebte, und schlug ihre Krallen in seine Haut, und er hörte sofort auf zu lachen. Er sah die Katze mit gerunzelter Stirn an, aber da sie ihm in dieser Nacht so sehr geholfen hatte, vertrieb er sie nicht von ihrem gemütlichen Platz.
Abgesehen von allem anderen hatte er es ganz besonders bequem – in einem warmen Bett mit der Frau, die er zu seiner Ehefrau machen wollte und die neben ihm schlief. In diesem ganz besonderen Augenblick fiel ihm nichts ein, was er sich auf dieser Welt noch wünschte, diese Zuflucht war vollkommen. Und die letzte Nacht hatte bestätigt, dass Patience ihn ohne jeden Zweifel liebte. Sie wusste es vielleicht noch nicht – oder vielleicht wusste sie es sogar, aber sie war nicht bereit, es zuzugeben, nicht einmal vor sich selbst. Er wusste jedoch, dass es die Wahrheit war.
Eine Lady wie Patience konnte sich ihm nicht hingeben, konnte ihn nicht in ihren Körper eindringen lassen und ihn lieben, so wie sie es getan hatte, wenn sie nicht wirklich und wahrhaftig in ihrem Herzen etwas für ihn fühlte. Es war mehr nötig, als nur Neugier, mehr als reine Lust und auch mehr als Vertrauen, bis eine Frau sich vollkommen hingab, so vollkommen, wie Patience es jedes Mal tat, wenn sie sich ihm schenkte.
Diese Art von Selbstlosigkeit kam aus der Liebe und aus nichts sonst.
Er hatte zu viele Frauen besessen, um diesen Unterschied nicht zu erkennen, ihn nicht zu fühlen und ihn als kostbares Geschenk anzuerkennen. Wie viel Patience davon begriff, das wusste er nicht, aber je länger ihre Verbindung bestand, desto mehr würde sie sich daran gewöhnen.
Und das schien ihm äußerst wichtig zu sein.
Vane lächelte Myst verschmitzt an.
Die gähnte und zeigte ihre Zähne.
Vane zischte. Myst stand auf, reckte sich und kletterte dann mit königlicher Würde von ihm herunter und ging zum Ende des Bettes. Dort blieb sie stehen, wandte sich um und starrte ihn an.
Mit gerunzelter Stirn erwiderte Vane ihren Blick – doch die Katze hatte in ihm die Frage geweckt: »Was jetzt?«
Sein Körper reagierte sofort, vollkommen vorhersehbar, und er dachte darüber nach, dem Wunsch seines Körpers zu folgen, doch dann verwarf er diese Vorstellung. Von jetzt an, soweit es ihn betraf, gehörte Patience ihm – er musste für sie sorgen, musste sie beschützen. Und zu diesem Zeitpunkt bedeutete das, dass er ihren Ruf wahren musste. Es wäre nicht gut, wenn eine der Dienerinnen das Zimmer betrat und sie zusammen entdeckte, in inniger Umarmung.
Vane verzog das Gesicht und rutschte zur Bettkante. Patience schlief tief und fest. Er sah in ihr Gesicht, betrachtete ihre Schönheit, atmete ihre Wärme ein, dann hob er die Hand, um ihr eine Locke aus der Stirn zu streichen, doch er hielt inne. Wenn er sie berührte, würde sie vielleicht aufwachen – und er wäre nicht in der Lage, sie zu verlassen. Er unterdrückte einen Seufzer.
Leise verließ er das Bett.
Ehe er zum Frühstück hinunterging, besuchte Vane Minnie in ihrem Zimmer. Ihre Überraschung, ihn zu sehen, war deutlich auf ihrem Gesicht zu lesen. Ein nachdenklicher Blick lag in ihren Augen. Doch noch ehe sie etwas sagen konnte, erklärte er lässig: »Auf dem halben Weg ist mir klar geworden, dass meine Verpflichtung in London bei weitem nicht so wichtig ist wie meine Verpflichtung hier. Deshalb bin ich zurückgekommen.«
Minnie riss erstaunt ihre Augen auf. »Wirklich?«
»Wirklich.« Vane sah, dass Minnie und Timms einander einen bedeutungsvollen Blick zuwarfen – Minnie hatte Timms sicher von seiner Abreise erzählt. Und da er aus Erfahrung wusste, wie sehr die beiden ihn quälen konnten, nickte er ihnen knapp zu. »Also überlasse ich euch beide eurem Frühstück und werde mich um mein Frühstück kümmern.«
Es gelang ihm, aus Minnies Zimmer zu verschwinden, ehe die beiden sich von ihrer Überraschung erholt hatten und damit begannen, ihn zu necken.
Er betrat das Frühstückszimmer mit der üblichen Begrüßung. Die Gentlemen waren alle versammelt, doch Patience war nicht da. Vane unterdrückte ein selbstgefälliges Lächeln, bediente sich an der Anrichte und setzte sich dann.
Der warme Schein, der ihn seit den frühen Morgenstunden
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