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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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den Möbeln.
    Gerade als er den halben Flügel abgesucht hatte und eine weitere Tür öffnen wollte, wurde ihm der Türgriff aus der Hand gerissen – und er sah sich dem Blick aus Alices schwarzen Augen gegenüber.
    Boshafte schwarze Augen.
    »Was tun Sie denn da, Sir? Sie stören gottesfürchtige Menschen bei ihren Gebeten! Das ist unerhört! Es ist schon schlimm genug, dass es in diesem Mausoleum von einem Haus keine Kapelle gibt – noch nicht einmal ein anständiges Zimmer, in dem man Zuflucht finden könnte – , aber jetzt muss ich mich auch noch mit Unterbrechungen von jemandem wie Ihnen abfinden.«
    Vane ließ sich durch ihre Worte nicht aus der Ruhe bringen, er warf einen Blick in den Raum und stellte fest, dass er genauso neugierig war wie Patience. Die Gardinen waren fest zugezogen. Im Kamin brannte kein Feuer, nicht einmal Glut war darin zu sehen. Es herrschte eine spürbare Kälte, als würde dieses Zimmer niemals geheizt, niemals gelüftet. Die Möbel, die er erkennen konnte, waren schlicht und nützlich, und nicht eines der schönen Dinge, die sonst überall im Haus zu finden waren, konnte er hier entdecken. Als hätte Alice Colby dieses Zimmer in Besitz genommen und ihm ihren Charakter aufgedrückt.
    Das Letzte, was er bemerkte, war ein Betpult, mit einem abgenutzten Kissen davor. Eine zerschlissene Bibel lag auf dem Pult, und auch den Elefanten, von dem Mrs. Henderson erzählt hatte, sah er. Er stand neben dem Kamin, sein knallig bunter Körper leuchtete in dem Licht, das durch die offene Tür fiel.
    »Was haben Sie als Entschuldigung anzubringen, das möchte ich wissen? Welchen Grund haben Sie, meine Gebete zu unterbrechen?« Alice verschränkte die Arme vor ihrer knochigen Brust und starrte ihn mit bösen Blicken an.
    Vane sah in ihr Gesicht. Sein Blick wurde hart. »Ich entschuldige mich dafür, dass ich Ihre Gebete unterbrochen habe, aber das war nötig. Minnies Perlen sind gestohlen worden. Ich möchte wissen, ob Sie etwas gehört oder etwas Außergewöhnliches gesehen haben.«
    Alice blinzelte. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich nicht. »Nein, Sie dummer Mann. Wie hätte ich jemanden sehen können? Ich habe gebetet !«
    Mit diesen Worten trat sie einen Schritt zurück und schloss die Tür.
    Vane starrte auf die Tür – und kämpfte gegen den Wunsch, sie einzuschlagen. Sein Temperament – ein wahres Cynster-Temperament – sollte niemals herausgefordert werden. Im Augenblick war es bereits auf der Jagd, ein hungriges Biest, das Blut wollte. Jemand hatte Minnie etwas angetan, und für ihn war das genauso, als hätte jemand einen Angriff auf ihn selbst unternommen. Er – der Krieger, der sich in einem eleganten Gentleman verbarg – reagierte sofort.
    Vane holte tief Luft und zwang sich dazu, Alice' Tür den Rücken zuzudrehen. Er hatte keinerlei Beweise dafür, dass sie etwas mit dem Vorfall zu tun hatte, genauso wenig wie alle anderen auch.
    Er ging zur Seitentür. Sicher würde er nicht sofort über den Schuldigen stolpern, wenn er herauszufinden versuchte, wo jeder Einzelne gewesen war, doch im Augenblick war das alles, was er tun konnte. Nachdem er alle Frauen gefunden hatte, machte er sich auf die Suche nach den Männern.
    Der Kampf gegen seine instinktive Überzeugung, dass die diebische »Elster« eine Frau war, war gleichzeitig die Hoffnung gewesen, dass sich die ganze Sache als schlichtes Vergehen ansehen ließ – dass zum Beispiel Edgar, Henry und Edmond dringend Geld gebraucht hatten und dumm genug oder schwach genug gewesen waren, in Versuchung zu geraten. Als er über die Wiese ging, tat Vane diesen Gedanken als unmöglich ab. Minnies Perlen waren ein kleines Vermögen wert.
    Der Dieb, wenn man annahm, dass es ein und dieselbe Person war, hatte die Grenze überschritten, er war zu weit gegangen.
    Die Ruinen schienen verlassen zu sein. Von der Mauer des Kreuzganges aus entdeckte er Gerrards Staffelei, die auf der anderen Seite der Ruinen aufgestellt war, zur Unterkunft des Abtes hin. Das Papier, das er auf seiner Staffelei befestigt hatte, raschelte im Wind. Gerrards Schachtel, in der er seine Stifte aufbewahrte, stand unter der Staffelei, sein Stuhl dahinter.
    Das alles konnte Vane erkennen, Gerrard selbst konnte er nicht sehen. Er nahm an, dass dieser sich im Augenblick die Beine vertrat und ein Stück von der Staffelei weggegangen war, deshalb wandte sich Vane ab. Es hatte keinen Zweck, Gerrard zu fragen, ob er etwas gesehen hatte – er hatte den Frühstückstisch mit nur

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