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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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einem Gedanken verlassen, und zweifellos war er für alles andere blind gewesen.
    Vane wandte sich zu dem Kreuzgang um und hörte ganz schwach ein eindringliches Murmeln, das ihm vom Wind zugetragen wurde. Er entdeckte Edmond, der im Hauptschiff im vorderen Teil der Ruinen saß und laut seine Verse formulierte.
    Nachdem er Edmond die Situation erklärt hatte, blinzelte dieser. »Ich habe niemanden gesehen. Aber ich habe auch nicht aufgepasst. Eine ganze Kavallerie hätte vorbeireiten können, und ich hätte es wahrscheinlich gar nicht bemerkt.« Er blickte mit gerunzelter Stirn vor sich hin. Vane wartete und hoffte darauf, dass Edmond ihm helfen konnte, wenn auch nur ein wenig.
    Edmond blickte auf. »Ich kann mich wirklich nicht entscheiden, ob ich diese Szene im Hauptschiff oder im Kreuzgang spielen lassen soll. Was meinen Sie?«
    Mit bemerkenswerter Zurückhaltung sagte ihm Vane nicht, was er dachte. Nach einer bedeutungsschweren Pause schüttelte er den Kopf und ging zurück zum Haus.
    Er ging gerade um die verstreut liegenden Steine herum, als er hörte, wie sein Name gerufen wurde. Als er sich umwandte, entdeckte er Henry und den General, die vom Wald kamen. »Ich nehme an, Sie haben einen Spaziergang gemacht?«, fragte er die beiden, als sie näher kamen.
    »Nein, nein«, versicherte ihm Henry. »Ich bin dem General im Wald begegnet. Ich habe einen Streifzug zur Hauptstraße gemacht – es gibt dort eine Spur, die durch den Wald führt.«
    Das wusste Vane. Er nickte und sah den General an, der eingeschnappt schien und sich auf seinen Spazierstock stützte.
    »Ich gehe immer durch die Ruinen – ein guter, belebender Spaziergang über unebenes Gelände. Gut für das Herz, müssen Sie wissen.« Der General sah Vane ins Gesicht. »Aber warum wollen Sie das wissen, he? Sie selbst machen doch keine Streifzüge, das weiß ich.«
    »Minnies Perlen sind verschwunden. Ich wollte fragen, ob Sie auf Ihrem Spaziergang vielleicht irgendetwas Eigenartiges gesehen haben.«
    »Guter Gott, Minnies Perlen!« Henry sah erschrocken aus. »Sie muss schrecklich aufgeregt sein.«
    Vane nickte, der General schnaufte. »Ich habe niemanden gesehen, bis ich Henry begegnet bin.«
    Und das, so stellte Vane fest, beantwortete seine Frage nicht. Er ging neben dem General her, Henry ging an seiner anderen Seite und tat sein Bestes, die Entfernung bis zum Haus mit nutzlosem Geschwätz zu füllen.
    Vane hörte nicht auf Henrys Geplauder. In Gedanken ging er noch einmal alle Bewohner des Hauses durch. Er hatte alle gefunden, bis auf Whitticombe, der zweifellos in der Bibliothek war und sich mit seinen kostbaren Büchern beschäftigte. Vane nahm an, dass es besser wäre nachzusehen, um sicher zu sein.
    Diese Arbeit wurde ihm abgenommen, weil der Gong zum Essen ertönte – Masters schlug ihn gerade, als sie die Eingangshalle erreichten. Der General und Henry gingen gleich ins Speisezimmer. Vane blieb ein wenig zurück. Es dauerte nicht einmal eine Minute, bis sich die Tür der Bibliothek öffnete. Whitticombe kam zuerst, die Nase in der Luft, sein Benehmen unsagbar hochmütig. Dahinter half Edgar Edith Swithins, ihren Handarbeitsbeutel aus der Bibliothek zu tragen.
    Mit ausdruckslosem Gesicht wartete Vane, bis Edgar und Edith an ihm vorbeigegangen waren, dann folgte er ihnen in den Speisesaal.

15
    Minnie erschien nicht beim Mittagessen, auch Patience und Timms waren nicht da. Gerrard kam auch nicht zum Essen, aber Vane machte sich deshalb keine Sorgen, er erinnerte sich an Patience' Bemerkung, dass Gerrard alles vergaß, wenn er eine ganz besondere Aussicht einfangen wollte.
    Bei Minnie war das anders.
    Mit grimmigem Gesicht saß Vane da und aß nur wenig, dann ging er die Treppe hinauf. Er hasste es, sich mit den Tränen einer Frau auseinander setzen zu müssen. Es gab ihm immer das Gefühl, hilflos zu sein – ein Gefühl, das seinem Bild als Krieger so gar nicht entsprach.
    Er ging zu Minnies Zimmer. Timms, mit einem abwesenden Gesichtsausdruck, ließ ihn ein. Sie hatten Minnies Sessel ans Fenster gezogen. Ein Tablett mit dem Mittagessen lag über den breiten Armlehnen des Sessels. Patience saß auf dem Fenster-sitz vor Minnie und drängte sie, etwas zu essen.
    Patience blickte auf, als Vane näher kam. Sie sahen einander kurz in die Augen. Vane blieb neben Minnies Sessel stehen.
    Minnie sah zu ihm auf, in ihrem Blick lag eine herzzerreißende Hoffnung.
    Vane bückte sich mit ausdruckslosem Gesicht. Als er auf gleicher Höhe mit Minnie war,

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