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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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er nach hinten gestolpert und in die Spalte gefallen. Vanes Sicht der Dinge war allerdings nicht so optimistisch. Verborgen im Schatten der Galerie hatte er jedes Gesicht betrachtet und ihren entsetzten Ausrufen gelauscht. Alle hatten ehrlich geklungen – niemand hatte den Anschein erweckt, bereits vorher etwas gewusst zu haben oder sich schuldig zu fühlen. Mit grimmig verzogenem Gesicht war er zu Minnies Räumen gegangen.
    Nachdem er Minnie und Timms informiert hatte, war er zurückgekehrt und hatte Patience dabei geholfen, alle aus dem Krankenzimmer zu verbannen, die sich dort versammelt hatten. Das war ihm gelungen, allerdings bestanden Minnie und Timms darauf zu bleiben.
    Vane blickte zu dem alten Sessel am Kamin, in dem Minnie zusammengesunken saß. In dem Kamin brannte ein warmes Feuer. Timms stand neben Minnie, in einer wortlosen tröstenden Geste, eine Hand auf ihrer Schulter. Ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf das Bett. Vane betrachtete Minnies Gesicht und kreidete dem Gespenst – oder war es der Dieb? – eine weitere Missetat an. Dafür würde derjenige zahlen und dafür, dass es in Minnies Gesicht noch eine Sorgenfalte mehr gab, und auch für den Ausdruck der Besorgnis und der Unruhe in ihren alten Augen.
    » Oh! Mein Kopf!« Gerrard versuchte, sich aufzusetzen, doch Patience drückte ihn in die Kissen zurück.
    Noch immer benommen, gehorchte Gerrard. Er blinzelte in das nur schwach erhellte Zimmer. Sein Blick richtete sich auf das Fenster. Die Sonne war untergegangen, die letzten rot angehauchten Wolken zogen über den Himmel. »Es ist schon Abend?«
    »Ich fürchte, ja.« Vane stieß sich von der Wand ab und schlenderte zum Bett hinüber, so dass Gerrard ihn sehen konnte. Er lächelte aufmunternd. »Sie haben den ganzen Tag verpasst.«
    Gerrard runzelte die Stirn, Patience stand auf, um die Schüssel wegzubringen. Dann hob Gerrard die Hand und befühlte vorsichtig seinen Hinterkopf. Sein Gesicht verzog sich, als er die Wunde berührte. Er ließ die Hand wieder sinken und sah zu Vane. »Was ist passiert?«
    Vane war erleichtert über die Klarheit von Gerrards Blick und seine vernünftige Frage. Er verzog das Gesicht. »Ich hatte gehofft, dass könnten Sie uns sagen. Sie sind heute Morgen nach draußen gegangen, um zu zeichnen, wissen Sie das noch?«
    Wieder runzelte Gerrard die Stirn. »Ich wollte die Unterkunft des Abtes zeichnen, von Westen aus. Ich erinnere mich daran, meine Staffelei aufgestellt zu haben.«
    Er hielt inne, Patience kam an das Bett zurück und setzte sich neben ihn. Sie griff nach seiner Hand. »Hattest du mit dem Zeichnen schon angefangen?«
    »Ja.« Gerrard wollte nicken, doch dann zuckte er zusammen. »Ich habe etwas gezeichnet. Ich hatte die Umrisse bereits fertig, dann bin ich aufgestanden und habe mir die Einzelheiten angesehen.« Er runzelte die Stirn in dem Bemühen, sich zu erinnern. »Ich bin zurück zu meinem Hocker gegangen und habe weitergezeichnet. Dann …« Er verzog das Gesicht und sah zu Vane. »Nichts mehr.«
    »Sie sind am Hinterkopf von einem Stein getroffen worden«, erklärte ihm Vane. »Von einem Stein, der ursprünglich zu dem Torbogen hinter Ihnen gehörte. Versuchen Sie, sich zu erinnern – sind Sie aufgestanden und einen Schritt zurückgetreten? Oder haben Sie Ihren Hocker nicht verlassen?«
    Gerrard wurde noch nachdenklicher. »Ich bin nicht aufgestanden«, erklärte er schließlich. »Ich habe auf dem Hocker gesessen und gezeichnet.« Er sah zuerst Patience an und dann Vane. »Das ist das Letzte, woran ich mich erinnere.«
    »Haben Sie etwas gesehen, etwas gefühlt? Was ist das Letzte, an das Sie sich erinnern?«
    Gerrard verzog angestrengt das Gesicht, dann schüttelte er den Kopf – sehr vorsichtig. »Ich habe nichts gesehen und auch nichts gefühlt, ich hatte meinen Stift in der Hand und habe gezeichnet – ich hatte begonnen, die Einzelheiten zu zeichnen, an der Stelle, an der die vordere Tür des Abtes gewesen war.« Er warf Patience einen Blick zu. »Du weißt doch, wie ich bin, wenn ich zeichne – ich sehe dann nichts anderes mehr, und ich höre auch nichts.« Von Patience sah er zu Vane. »Ich war vollkommen vertieft.«
    Vane nickte. »Wie lange hatten Sie denn schon gezeichnet?«
    Gerrard zog die Augenbrauen hoch. »Eine Stunde? Vielleicht auch zwei?« Er zuckte mit den Schultern. »Wer weiß. Es hätten auch drei Stunden sein können, doch ich bezweifle, dass es so lange war. Wenn ich einen Blick auf meine Skizze werfen kann, dann kann

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