Der Liebesschwur
wahrscheinlich, dass das Gespenst dafür verantwortlich ist.« Vane sah zu Timms. »Und was das Warum betrifft, nehme ich an, dass Gerrard etwas gesehen hat – etwas, das ihm vielleicht gar nicht bewusst ist.«
»Oder der Missetäter hat geglaubt, dass Gerrard etwas gesehen hat«, antwortete Timms.
»Er ist wirklich sehr gut darin, dass ihm auch nicht die kleinste Einzelheit entgeht«, meldete sich Patience.
»Eine Tatsache, die jeder im Haus weiß. Jeder, der jemals eine seiner Skizzen gesehen hat, hat auch gesehen, dass er die kleinsten Einzelheiten eingefangen hat.« Vane bewegte sich ein wenig. »Ich denke, da seine letzte Skizze verschwunden ist, können wir mit Sicherheit sagen, dass er in der Tat etwas gesehen hat, von dem jemand nicht wollte, dass er es sieht.«
Patience verzog das Gesicht.« Er erinnert sich an nichts Besonderes auf seiner Zeichnung.«
Vane sah ihr in die Augen. »Es gibt keinen Grund dafür, anzunehmen, dass das, was er gesehen hat, ihm außergewöhnlich erschienen ist.«
Sie schwiegen alle wieder, dann meinte Minnie: »Glaubst du, dass er in Gefahr ist?«
Erschrocken sah Patience in Vanes Gesicht. »Wer auch immer es getan hat, weiß, dass Gerrard nichts weiß, und bedeutet im Augenblick keine ernsthafte Gefahr für ihn.« In den Blicken der anderen erkannte er, dass diese nicht davon überzeugt waren, deshalb gab er zögernd zu: »Er hat stundenlang bewusstlos dort gelegen. Wenn er wirklich eine Bedrohung für den Missetäter gewesen wäre, hätte dieser genügend Zeit gehabt, ihn sich ein für allemal vom Hals zu schaffen.«
Ein Schauer rann durch Patience' Körper, doch sie nickte. Sowohl das Gesicht von Minnie als auch das von Timms wurden ausdruckslos. »Ich will, dass dieser Kerl gefasst wird«, erklärte Minnie. »Wir können so nicht weitermachen.«
»In der Tat.« Vane reckte sich. »Und deshalb würde ich vorschlagen, dass wir alle nach London reisen.«
»Nach London?«
»Warum nach London?«
Vane lehnte sich wieder gegen den Kamin und sah in die drei Gesichter, die ihm entgegenblickten. »Wir haben zwei Probleme – den Dieb und das Gespenst. Wenn wir uns den Dieb ansehen, dann sind die Möglichkeiten, dass es einer aus dem Haushalt ist, sehr groß, auch wenn seine Diebstähle keinen bestimmten Grund und kein Schema haben. Wenn man die Anzahl der Dinge bedenkt, die gestohlen worden sind, dann muss irgendwo ein Versteck sein – wir haben alle Möglichkeiten ausgeschlossen, dass die gestohlenen Dinge verkauft worden sind. Wenn wir den ganzen Haushalt nach London verlegen, dann können die Dienstboten, die alle über jeglichen Verdacht erhaben sind, sobald wir hier verschwunden sind, eine gründliche Suche veranstalten. Gleichzeitig kann ich dafür sorgen, dass auch das Gepäck durchsucht wird, wenn wir in London ankommen. In einem Haus in London werden weitere Diebstähle und das Verstecken der Dinge wesentlich schwieriger sein.«
Minnie nickte. »Das verstehe ich. Aber was ist mit dem Gespenst?«
»Das Gespenst.« Vanes Gesichtsausdruck wurde grimmiger. »Es ist sehr wahrscheinlich der Schuldige für die heutige Tat. Es gibt keinerlei Beweise, dass das Gespenst jemand von außerhalb ist – wahrscheinlich gehört auch dieser Täter zum Haushalt. Alles, was vor sich gegangen ist – die Geräusche und auch das Licht – , könnte von jemandem gekommen sein, der bei Nacht die Ruinen durchsucht, wenn niemand in der Nähe ist. Die Vorfälle des heutigen Tages rühren wahrscheinlich daher, dass Gerrard unwissend zu nahe an etwas herangekommen ist, das das Gespenst geheim halten möchte. Alles, was vorgefallen ist, deutet darauf hin, dass das Gespenst die Ruinen durchsuchen möchte, ohne dass jemand in der Nähe ist. Indem wir nach London umziehen, geben wir dem Gespenst genau die Situation, die es sich wünscht – die Ruinen: verlassen.«
Timms runzelte die Stirn. »Aber wenn es jemand aus dem Haushalt ist und wenn der Haushalt nach London umzieht …« Sie hielt inne, dann leuchtete ihr Gesicht verstehend auf. »Er wird zurückkommen wollen.«
Vane grinste freudlos. »Genau. Wir müssen nur warten und sehen, wer die ersten Schritte unternimmt, um hierher zurückzukehren.«
»Aber wird er das tun? Was glaubst du?« Minnie verzog das Gesicht. »Wird er darauf bestehen, sogar nach dem heutigen Tag? Er muss doch begriffen haben, dass er vorsichtiger sein muss – er muss sich davor fürchten, erwischt zu werden.«
»Was die Tatsache betrifft, dass er sich davor
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