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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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er konnte Gerrards Zuhause sehen, doch er konnte die Atmosphäre nicht fühlen, wusste nicht, wie es funktioniert hatte. Das gesamte Konzept – eine Familie ohne ihren natürlichen Anführer, ohne ihren unerschütterlichen Verteidiger – war ihm fremd.
    Er konnte sich jedoch vorstellen, wie Patience – seine entschlossene, unabhängige, praktische, zukünftige Frau – das Benehmen ihres Vaters gesehen hatte. Vane runzelte die Stirn. »Ihr Vater – war Patience ihm sehr verbunden?«
    Gerrards verwirrter Blick war Antwort genug. »Ihm verbunden?« Er zog die Augenbrauen hoch. »Ich glaube nicht. Als er starb, erinnere ich mich daran, dass sie etwas von Pflichterfüllung gesagt hat und davon, was erwartet wurde.« Nach einem Augenblick fügte er noch hinzu: »Es ist schwierig, sich jemandem verbunden zu fühlen, der nie da ist.«
    Jemand, der eine solche Verbundenheit nicht zu schätzen weiß. Vane hörte diese Worte in seinem Kopf – und wunderte sich.
    Die Schatten wurden schon länger, als der Zug der Kutschen in die Aldford Street rollte, westlich der South Audley Street. Vane warf Duggan die Zügel zu, dann sprang er von dem Wagen. Minnies Reisekutsche hielt hinter seinem Zweispänner, direkt vor den Stufen zum Haus Nummer 22 . Es war das diskrete Haus eines Gentleman und war von einem gewissen Mr. Montague gemietet worden, einem Geschäftsmann, mit dem viele der Cynsters zu tun hatten.
    Vane öffnete die Tür von Minnies Kutsche und half Patience beim Aussteigen. Timms folgte ihr, dann Minnie. Vane wagte es nicht, Minnie zu tragen. Stattdessen half er Minnie die Treppe hinauf, während Patience sie an der anderen Seite unterstützte. Der Rest von Minnies Haushalt begann, aus den anderen Kutschen zu steigen, und lenkte die Aufmerksamkeit der Spaziergänger auf sich. Eine ganze Armee von Lakaien kam aus dem Haus, um mit dem Gepäck zu helfen.
    Oben an der Treppe war die Haustür weit geöffnet. Patience führte Minnie vorsichtig ins Haus. Sie sah auf, als sie auf die schmale Veranda traten – und entdeckte einen fremden Mann in der Eingangshalle, der die Tür weit aufhielt. Mit hängenden Schultern, drahtig und einem Gesichtsausdruck, der aussah wie der einer nassen Katze, war er der älteste Butler, dem sie je begegnet war.
    Vane jedoch schien nichts Besonderes an dem eigenartigen Mann zu finden. Er nickte ihm kurz zu, als er Minnie über die Schwelle half. »Sligo.«
    Sligo verbeugte sich. »Sir.«
    Minnie blickte auf und strahlte. »Also, Sligo, was für eine nette Überraschung.«
    Patience, die Minnie folgte, hätte schwören können, dass Sligo errötete. Er wirkte nervös, als er sich noch einmal verbeugte. »Ma'am.«
    In dem Durcheinander, das folgte, während Minnie und Timms und dann all die anderen zu ihren Zimmern geführt wurden, hatte Patience genügend Zeit, Sligo zu beobachten, und erkannte, dass er der absolute Herrscher über die jüngeren Dienstboten war. Sowohl Masters als auch Mrs. Henderson, die mit ihrer Herrin gereist waren, kannten Sligo und behandelten ihn wie einen respektierten Gleichgestellten.
    Zu Patience' Erleichterung lenkte Vane Henry, Edmond und Gerrard ab, damit sie nicht jedem im Weg standen, während die anderen Mitglieder des Haushaltes sich einrichteten. Und als dann auch noch diese drei verschwunden waren, um ihre neue Unterkunft in der Stunde vor dem Abendessen zu erforschen, seufzte Patience tief auf und sank auf eine chaise im Salon.
    Und entdeckte Vane, als sie aufblickte, in seiner üblichen Stellung: gegen den Kamin gelehnt. »Wer ist Sligo?«, fragte Patience.
    Vanes Mundwinkel zogen sich ein wenig hoch. »Der frühere Offiziersbursche von Devil.«
    Patience runzelte die Stirn. »Devil – der Herzog von St. Ives?«
    »Genau der. Sligo ist Devils Hausmeister, wenn er nicht in der Stadt ist. Und zufällig sind Devil und seine Herzogin Honoria gestern in den Kampf zurückgekehrt, also habe ich mir Sligo ausgeliehen.«
    »Warum?«
    »Weil wir jemanden brauchen, der vertrauenswürdig ist. Sligo leitet im Augenblick die Durchsuchung des ganzen Gepäcks, das hier im Haus ankommt. Er ist absolut vertrauenswürdig, und man kann sich vollkommen auf ihn verlassen. Wenn du irgendetwas erledigt haben willst – egal was – , dann musst du ihn darum bitten, und er wird es erledigen.«
    »Aber …« Patience' Stirn runzelte sich noch mehr. »Du wirst doch auch hier sein. Nicht wahr?«
    Vane hielt ihrem Blick stand. »Nein.« Verzweiflung – oder war es ganz einfach nur

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