Der Liebesschwur
geändert?«
Er fühlte ihre Verwirrung, doch dann verstand sie, was er meinte. Sie zog sich nicht von ihm zurück, schüttelte nur den Kopf. »Nein.«
Vane widersprach ihr nicht. Er hielt sie fest, und ihre Wärme hüllte ihn ein, er fühlte, wie ihre Herzen im gleichen Rhythmus schlugen. Ungezählte Minuten später hob er sie hoch und trug sie zu ihrem Bett.
16
Warum wollte sie ihn nicht heiraten?
Was hatte sie gegen die Ehe?
Diese Fragen gingen Vane nicht aus dem Kopf, als er die Pferde auf die Straße nach London lenkte. Es war der zweite Morgen nach Gerrards Unfall. Gerrard hatte erklärt, dass er in der Lage war zu reisen, und saß auf dem Kutschbock neben ihm und betrachtete die Landschaft.
Vane sah nicht auf die Ohren seines Leitpferdes. Er war viel zu versunken in Gedanken an Patience und an die Situation, in der er steckte. Die Lady selbst reiste zusammen mit Minnie und Timms in der Kutsche, die seinem Zweispänner folgte, dahinter folgte ein ganzer Zug von Mietkutschen, in dem der Rest des Haushaltes von Bellamy Hall abreiste.
Ein plötzlicher Druck an seinem linken Fuß brachte Vane dazu, nach unten zu blicken. Er sah, wie Myst sich gegen seinen linken Stiefel schmiegte. Statt mit Patience in der geschlossenen Kutsche zu fahren, hatte Myst ihre Herrin überrascht und sich entschieden, mit ihm zu fahren. Und auch wenn Vane nichts gegen Katzen hatte und auch nichts gegen jugendliche Sprösslinge, so hätte er seine beiden Gefährten doch liebend gern gegen Patience eingetauscht.
Damit er sie wegen ihrer unerklärlichen Haltung befragen könnte.
Sie liebte ihn, aber sie weigerte sich, ihn zu heiraten. Wenn man ihre Lage und die seine bedachte, so war diese Entscheidung mehr als nur unerklärlich. Vane biss die Zähne zusammen und sah nach vorn, direkt zwischen den Ohren seines Leitpferdes hindurch.
Sein ursprünglicher Plan – Patience' Barrieren mit Leidenschaft zu durchbrechen und sie so an seine Liebe zu fesseln, damit sie einsah, dass es in ihrem eigenen Interesse war, ihn zu heiraten und auch zuzugeben, was ihr Sorgen machte – hatte sich in ein großes Problem verwandelt. Er hatte nicht damit gerechnet, selbst abhängig von ihr zu werden, getrieben von einer Sehnsucht, die mächtiger war als alles, was er bisher je erlebt hatte. Er war abhängig bis zu einem Grad, dass sein Verlangen – und seine Dämonen – nicht länger seinem Willen unterworfen waren.
Seine Dämonen – und dieses sinnlose Verlangen – hatten sich bei ihrer ersten Vereinigung im Schuppen gezeigt. Vane hatte das damit erklärt, dass dies verständlich war, wenn man seine aufgestaute Frustration betrachtete. In der Nacht, in der er in ihr Schlafzimmer eingedrungen war, hatte er die Zügel fest in der Hand gehabt, kühl und erfolgreich hatte er die Kontrolle behalten, trotz der Macht ihrer Leidenschaft. Dieser Erfolg hatte ihn selbstzufrieden gemacht und sicher.
Doch ihre dritte Vereinigung vor zwei Nächten hatte diese Selbstzufriedenheit zerstört.
Wieder hatte er um ein Haar die Kontrolle verloren.
Und was noch viel schlimmer war – sie wusste es. Sie war eine Sirene mit goldenen Augen, und sie hatte ihn absichtlich in Versuchung geführt – und ihn beinahe auf die Felsen gelockt.
Dass eine Frau seine Selbstkontrolle so sehr beeinträchtigen konnte, war eine Tatsache, über die er nicht gern nachdachte. Er hatte in der letzten Nacht allein geschlafen und – nicht sehr gut. Die halbe Nacht hatte er damit verbracht, darüber nachzudenken und sich zu fragen, was geschehen war. Die Wahrheit war, dass er viel tiefer verstrickt war, als er geglaubt hatte. Die Wahrheit war, dass er sich danach sehnte loszulassen, sich selbst vollkommen zu verlieren in der Liebe zu ihr. Doch allein diesen Gedanken zu fassen, genügte schon, um ihn zu beunruhigen – die Kontrolle zu verlieren, ganz besonders auf diesem Gebiet, hatte er schon immer gleichgesetzt mit der Tatsache einer Niederlage.
Sich wissentlich zu unterwerfen – sich wissentlich gehen zu lassen, wie sie es von ihm verlangte, war … viel zu erschütternd, um es sich vorzustellen.
Ihre Vereinigung hatte gefährliche, unterschwellige Strömungen geweckt – Strömungen, die er nicht hatte voraussehen können, als er sich auf diese ganz besondere Sache eingelassen hatte. Was würde geschehen, wenn sie an ihrer Weigerung festhielt? Würde er je in der Lage sein, sie aufzugeben? Sie gehen zu lassen? Eine andere Frau zu heiraten?
Vane rutschte unruhig auf dem harten
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