Der Liebesschwur
Exchange, dem Haymarket, Pall Mall. Ich habe sogar gehört, wie sie einen Ort erwähnten, der Peerless Pool heißt.«
Vane blinzelte. »Der ist geschlossen.«
»Wirklich?« Patience zog die Augenbrauen hoch. »Ich werde es ihnen sagen.«
»Lass nur, das sage ich ihnen schon selbst.« Wieder sah Vane sie an. »Ich werde mich mit ihnen unterhalten, während du deinen Umhang und deine Haube holst.«
Mit einem hochmütigen Kopfnicken erklärte sich Patience einverstanden. Vane sah ihr nach, als sie die Treppe hinaufging, seine Stirn runzelte sich noch mehr, als er dann in das Billardzimmer ging – um ein paar Regeln festzulegen.
Er kam gerade in die Eingangshalle zurück, als Patience die Treppe herunterlief. Minuten später half er ihr in seinen Zweispänner und kletterte neben ihr auf den Kutschbock. Der Park war in der Nähe. Während er seine Pferde unter den Bäumen entlanglenkte, ging er noch einmal den Haushalt durch. »Alice Colby.« Er warf Patience einen Blick zu. »Wo ist sie?«
»Sie ist nicht zum Frühstück gekommen.« Patience zog die Augenbrauen hoch. »Ich nehme an, sie muss in ihrem Zimmer sein. Ich habe sie überhaupt noch nicht gesehen, fällt mir jetzt ein.«
»Wahrscheinlich betet sie. Wie es scheint, verbringt sie einen großen Teil ihrer Zeit mit Beten.«
Patience zuckte mit den Schultern und blickte auf die Straße vor ihnen. Vane warf ihr einen schnellen, anerkennenden Blick von der Seite zu. Mit hoch erhobenem Kopf, das Gesicht dem Wind ausgesetzt, blickte sie auf die Straße vor ihnen. Unter ihrer Haube hatten sich kleine, glänzend braune Löckchen gelöst und wehten gegen ihre Wange. Ihr Umhang war aus dem gleichen puderblauen Stoff wie ihr schlichtes Morgenkleid, das sie darunter trug. Er stellte fest, dass es nicht neu war und auch nicht der letzten Mode entsprach, doch in seinen Augen war das Bild, das sie auf dem Kutschsitz seines Zweispänners bot, perfekt. Auch wenn sie das Kinn ein wenig gehoben hatte, so war doch der Ausdruck auf ihrem Gesicht wenig zurückhaltend.
Er war verwirrt und blickte auf seine Pferde. »Wir müssen sicherstellen, dass niemand aus Minnies Haushalt die Möglichkeit hat, allein loszugehen. Ich denke, wir können annehmen, dass es keine Partnerschaften gibt, wenigstens nicht zwischen den Leuten, die nicht miteinander verwandt sind. Aber wir müssen dafür sorgen, dass niemand von ihnen die Möglichkeit hat, irgendwelche gestohlenen Dinge, wie zum Beispiel die Perlen, einem Komplizen zu übergeben. Und das bedeutet, dass wir – du, ich, Gerrard, Minnie und Timms, mit der Hilfe von Sligo – sie immer begleiten müssen, wenn sie das Haus verlassen.«
»Angela und Mrs. Chadwick haben vor, heute Nachmittag die Bruton und die Bond Street zu besuchen.« Patience rümpfte die Nase. »Ich denke, ich könnte mit ihnen gehen.«
Vane unterdrückte ein Lächeln. »Tu das.« Die meisten Ladys seiner Bekanntschaft würden für einen Besuch in der Bruton oder der Bond Street sterben. Patience' geringe Begeisterung sprach eher für ein friedliches Leben in Kent. »Ich habe mich bereit erklärt, wenn auch zögernd, heute Nachmittag den Führer für Henry, Edmond und Gerrard zu spielen, und ich habe Sligo den Hinweis gegeben, einen Blick auf Edgar und den General zu werfen.«
Patience runzelte die Stirn. »Es sind viel zu viele, auf die wir aufpassen müssen, wenn sie sich entscheiden, allein loszugehen.«
»Wir müssen ihren Geschmack für die Freuden der Stadt ein wenig in Grenzen halten.« Vane entdeckte die Kutschen, die am Straßenrand vor ihnen angehalten hatten. »Und da wir gerade davon reden … dort sind die grandes dames der gehobenen Gesellschaft.«
Sogar ohne seine Bemerkung hätte Patience sie erkannt. Sie saßen elegant auf ihren Sitzen aus Samt und Leder, modische Turbane zierten die Köpfe über den scharfen Augen, ihre Hände in den Handschuhen winkten, während sie jede Einzelheit des neuesten Klatsches besprachen und auseinander nahmen. Von jugendlichen, aber dennoch eleganten Matronen bis zu eulenartigen Witwen waren sie sich ihrer Stellung in der Gesellschaft sicher. Ihre Kutschen säumten den bevorzugten Weg, während sie Informationen austauschten und Einladungen weitergaben.
Viele Gesichter wandten sich ihnen zu, Köpfe wurden anmutig zum Gruß gesenkt. Vane erwiderte die Grüße, hielt aber nicht an. Patience stellte fest, dass viele Blicke auf ihr ruhten. Die Gesichter, so stellte sie fest, waren entweder zurückhaltend, hochmütig
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