Der Liebesschwur
doch dann huschte sein Blick an ihr vorbei.
»Minnie hat nach dir gefragt.« Vane nickte Patience zu und blieb neben ihr stehen, dann sah er Devil an. »Sie möchte von deinen ein wenig peinlicheren Abenteuern hören – und ich finde es besser, wenn sie dich danach ausfragt und nicht mich.«
Devil seufzte auf. Er hob den Kopf und blickte über die Menschenmenge zu der Stelle, an der Minnie Hof hielt: auf einer chaise an der Wand. »Vielleicht sollte ich sie mit dem Gewicht meines herzoglichen Benehmens beeindrucken?« Er sah Vane mit hochgezogener Augenbraue an, doch der grinste nur.
»Du könntest es versuchen.«
Devil lächelte. Er nickte Patience noch einmal zu, dann verließ er die beiden.
Patience sah Vane an, und sofort fühlte sie die Anspannung in ihm. Eine ganz besondere Schüchternheit ergriff sie. »Guten Abend.«
Etwas blitzte in seinen Augen auf, sein Gesicht verhärtete sich. Er griff nach ihrer Hand. Sie überließ sie ihm bereitwillig. Er hob die Hand, doch statt die Lippen auf ihren Handrücken zu drücken, drehte er die Hand um. Er sah ihr tief in die Augen, während er seine Lippen auf ihr Handgelenk drückte. Ihr Herz schlug schneller bei dieser Liebkosung.
»Da gibt es jemanden, den du kennen lernen solltest.« Seine Stimme war tief und rau. Er legte ihre Hand auf seinen Arm und wandte sich mit ihr um.
»Hallo, Cousin. Wer ist das denn?«
Der Gentleman, der ihnen den Weg versperrte, war offensichtlich ein weiterer Cynster – einer mit hellbraunem Haar und blauen Augen. Vane seufzte und stellte ihn vor – und er stellte ihr auch noch andere vor, die zu ihnen kamen. Sie alle sahen einander ähnlich – waren ähnlich gefährlich. Alle waren groß, alle weltmännisch selbstbewusst und elegant. Der erste hieß Gabriel, ihm folgten Luzifer, Demon und Scandal. Patience fand es ganz unmöglich, bei ihrem Lächeln nicht schwach zu werden. Sie nutzte einen Augenblick der Ruhe, um wieder zu Atem zu kommen. Das Rudel – sofort gab sie ihnen diesen Namen – plauderte und lieferte sich mit müheloser Leichtigkeit ein Wortgefecht. Sie reagierte sofort, doch blieb sie wachsam. Wie konnte man behaupten, bei solchen Namen nicht gewarnt worden zu sein. Ihre Hand lag fest auf Vanes Arm.
Vane zeigte nicht die Absicht, sie zu verlassen. Sie ermahnte sich, dem nicht zu viel Bedeutung beizumessen. Es waren vielleicht nur keine Damen anwesend, die sein Interesse weckten, in einer Menschenmenge, die hauptsächlich aus Familie und Freunden bestand.
Ein quietschender Schrei, gefolgt von einem Knall, zeigte den Beginn des Tanzes an. Vier der großen Männer, die um sie herumstanden, zögerten, Vane jedoch nicht. »Möchtest du tanzen, meine Liebe?«
Patience stimmte lächelnd zu. Mit einem anmutigen Nicken zu den anderen ließ sie sich auf die Tanzfläche führen.
Vane trat in die Mitte des Raumes und nahm sie in seine Arme. Als sich ihre Augen weiteten, zog er eine Augenbraue hoch. »Du tanzt doch auch Walzer in der Wildnis von Derbyshire, nicht wahr? «
Patience hob das Kinn. »Natürlich. Ich erfreue mich an einem guten Walzer.«
»Du erfreust dich daran?« Die ersten Takte des Walzers ertönten. Vanes Mundwinkel zogen sich spöttisch hoch. »Ah – aber du hast noch nicht mit einem Cynster einen Walzer getanzt.«
Mit diesen Worten zog er sie noch enger an sich und wirbelte sie herum.
Patience hatte hochmütig den Mund geöffnet, um ihn zu fragen, warum ausgerechnet die Cynsters als Experten in der Kunst des Walzertanzes angesehen wurden – doch nachdem er sie dreimal herumgewirbelt hatte, hatte sie ihre Antwort bereits bekommen. Noch dreier weiterer Drehungen bedurfte es, ehe sie wieder Luft holen und ihren Mund schließen konnte. Sie hatte das Gefühl zu schweben. Mühelos wirbelte sie herum.
Ihr erstaunter Blick fiel auf das maulbeerfarbene Kleid der Lady, die neben ihnen tanzte. Sie wirbelte genauso heftig herum wie sie. Es war Honoria – ihre Gastgeberin, in den Armen ihres Mannes.
Ein schneller Blick verriet ihr, dass alle Cynsters, die sich zuvor so höflich mit ihr unterhalten hatten, sich Tanzpartnerinnen gesucht hatten. Es war leicht, sie aus der Menge der Tanzenden herauszuhalten, sie drehten sich zwar nicht schneller als die anderen, aber mit größerer Begeisterung und wesentlich größerer Kraft, gebändigter, kontrollierter Kraft.
Ihre Füße flogen hoch, ihre Röcke wehten, stahlharte Arme hielten sie, der kräftige Körper führte sie, hielt sie fest, wirbelte sie herum, und
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