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Der Liebesschwur

Der Liebesschwur

Titel: Der Liebesschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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schwang sich dann in den Sattel. »Na, dann los.«
    Ein Hochziehen der Augenbraue und eine kurze Geste begleiteten seine Bemerkung. Patience erstarrte. Sie wusste ganz genau, wo Gerrard diese kleinen Gesten abgeschaut hatte.
    »Wie war die Aussicht?« Edmond lenkte sein Pferd neben das von Gerrard. Sie führten die Gesellschaft den Abhang hinunter an. Gerrard antwortete bereitwillig, beschrieb die Aussicht und erklärte das Zusammenspiel von Licht, Wolken und Weite.
    Patience hielt den Blick auf Gerrard gerichtet, als sie ihr Pferd hinter seines lenkte. Sie war bestürzt. Vane hielt sich die ganze Zeit an ihrer rechten Seite, Penwick und Henry bemühten sich um den Platz vor ihr. Durch seine Beharrlichkeit schaffte Penwick es, diesen Platz einzunehmen, Henry ritt hinter ihnen und schmollte. Innerlich seufzte Patience auf und nahm sich vor, später ein wenig netter zu Henry zu sein.
    Es dauerte nicht einmal drei Minuten, da hätte sie Penwick am liebsten den Hals umgedreht.
    »Ich will mir nicht schmeicheln, Miss Debbington, aber ganz sicher sind Sie doch scharfsinnig genug zu wissen, dass mir nur Ihr Interesse am Herzen liegt.« So begann Penwick. Dann sprach er weiter. »Ich bin davon überzeugt, dass es ihrem schwesterlichen Gefühl, jenen sanfteren Beweggründen, die den vornehmen Frauen zu eigen sind, nicht sehr gut tut, wenn sie ständig überbeansprucht werden durch die jugendlichen, traurigerweise allerdings rücksichtslosen Taten Ihres Bruders.«
    Patience richtete den Blick auf die Felder und ließ Penwicks Worte an sich vorüberrauschen. Sie wusste, dass er gar nicht bemerken würde, dass sie abgelenkt war. Andere Männer in ihrer Nähe brachten immer Penwicks schlimmste Seite zum Vorschein – in seinem Fall war das ein unerschütterlicher Glaube an sein eigenes Urteilsvermögen, kombiniert mit einer Sicherheit, dass sie nicht nur seine Ansichten teilte, sondern auch auf dem besten Weg war, Mrs. Penwick zu werden. Wie er zu einem solchen Schluss gekommen war, konnte Patience nicht begreifen, sie hatte ihn niemals auch nur im Geringsten ermuntert.
    Seine Bemerkungen fielen bei ihr auf taube Ohren, während sie weiterritten. Henry rutschte unruhig im Sattel hin und her, dann hustete er und mischte sich schließlich ein. »Glauben Sie, es wird noch mehr Regen geben?«, fragte er.
    Patience nahm diese geistlose Frage mit Erleichterung auf und nutzte sie, um Penwick abzulenken, dessen andere Vorliebe, außer seiner eigenen Stimme zu lauschen, seine Felder waren. Mit nur wenigen unwichtigen Fragen brachte sie Henry und Penwick dazu, sich über die Wirkung des Regens auf die Ernte auszulassen.
    Während der ganzen Zeit schwieg Vane. Er brauchte auch gar nichts zu sagen. Patience war sich seiner Gedanken sehr sicher – sie waren genauso zynisch wie ihre eigenen. Sein Schweigen war beredter, mächtiger und drängte sich ihr weitaus mehr auf als Penwicks pedantische Bemerkungen zu Henrys geschwätzigem Geplauder.
    Zu ihrer Rechten spürte sie ein Gefühl von Sicherheit, eine Front, die sie im Augenblick nicht zu verteidigen brauchte. Vanes schweigende Anwesenheit gab ihr dieses Gefühl. Innerlich rümpfte Patience die Nase. Noch etwas, so nahm sie an, für das sie ihm dankbar sein sollte. Er zeigte sich als Meister in dieser kühlen, arroganten und unnachgiebigen Art, die sie mit einem »eleganten Gentleman« in Verbindung brachte. Sie war nicht überrascht, denn vom ersten Augenblick an hatte sie ihn für einen Experten auf diesem Gebiet gehalten.
    Patience richtete ihre Aufmerksamkeit auf Gerrard und hörte, wie er lachte. Über seine Schulter hinweg lächelte Edmond sie an, dann wandte er sich wieder Gerrard zu. Dieser machte eine Bemerkung und unterstrich sie mit der gleichen lässigen Handbewegung wie zuvor.
    Patience biss die Zähne zusammen. Es war absolut nichts falsch an dieser Handbewegung, auch wenn sie bei Vane besser aussah. Im Alter von siebzehn Jahren fehlten Gerrards Künstlerhänden, auch wenn sie wunderschön waren, die Kraft und die Reife der Hände von Vane Cynster. Wenn dieser diese Geste machte, so zeugte sie von einer männlichen Kraft, die Gerrard erst noch erlangen musste.
    Doch eine Geste nachzuahmen war eine Sache – Patience machte sich Sorgen, dass Gerrards Bewunderung noch weiter führen würde. Dennoch, so überlegte sie und warf Vane, der noch immer neben ihr ritt, einen schnellen Blick zu, war es nur eine Geste. Trotz allem, was Penwick glaubte, war sie keine Frau, die übermäßig

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