Der Liebesschwur
sah zu Vane, der vor ihr stand. »Sie waren mehr als freundlich zu mir.«
»Ganz und gar nicht, Miss. Was möchten Sie zum Frühstück?«
Vane und Masters sorgten dafür, dass sie genügend zu essen bekam – dann kümmerten sie sich darum, dass sie es auch aß. Patience ertrug die Fürsorge der beiden Männer so stoisch, wie sie nur konnte. Und sie wartete.
Auf Vanes Schultern lagen kleine Tropfen von Tau. Sein Haar war dunkler als sonst, einige Tropfen glänzten in seinen dichten Locken. Er frühstückte auch, arbeitete sich durch einen Teller mit den verschiedensten Sorten Fleisch. Patience verzog das Gesicht – offensichtlich war er ein Fleischesser.
Schließlich kehrte Masters in die Küche zurück, um Platten zu holen, die das Essen warm hielten.
Als seine Schritte verklangen, behauptete Patience: »Sie sind draußen gewesen und haben sich umgesehen.«
Vane blickte auf, dann nickte er und griff nach seiner Kaffeetasse.
»Und?«, drängte Patience, als er an seinem Kaffee nippte.
Mit zusammengepressten Lippen betrachtete er ihr Gesicht, dann berichtete er brummig: »Ich dachte, es hätte vielleicht ein paar Fußabdrücke gegeben, eine Spur, der ich folgen konnte.« Er verzog das Gesicht. »Der Boden war feucht genug, aber die Ruinen sind umgeben von Steinen, Felsen oder dichtem Gras, und nirgendwo habe ich irgendwelche Spuren gefunden.«
»Hm.« Patience runzelte die Stirn.
Masters kam in das Zimmer zurück. Er stellte die Platten ab, dann ging er zu Vane hinüber. »Grisham und Duggan warten in der Küche, Sir.«
Vane nickte und trank seinen Kaffee aus. Er stellte die Tasse ab und schob den Stuhl zurück.
Patience sah ihm in die Augen, ihre Blicke trafen sich. Sie hielt den Kontakt, ihre unausgesprochene Frage lag in der Luft.
Vanes Gesicht verhärtete sich. Seine Lippen wurden schmaler.
Patience blinzelte. »Wenn Sie es mir nicht sagen, werde ich allein zu den Ruinen gehen.«
Vane warf einen Blick auf Masters, dann sah er mit grimmigem Gesicht wieder Patience an. »Wir wollen überall nachsehen, ob das Gespenst von außerhalb gekommen ist. Abdrücke von Hufen oder irgendetwas, das deutlich macht, dass es nicht aus diesem Haus stammt.«
Patience entspannte sich ein wenig, sie nickte. »Es ist so feucht draußen, da sollten Sie eigentlich etwas finden.«
»Genau.« Vane stand auf. »Wenn es etwas zu finden gibt.«
Masters verließ den Raum und ging zurück in die Küche. Von der Treppe war eine Stimme zu hören. »Guten Morgen, Masters. Ist schon jemand auf?«
Angela. Dann hörten sie, wie Masters antwortete. Vane sah in Patience' weit aufgerissene Augen.
»Das ist offensichtlich mein Stichwort, um zu verschwinden.«
Patience lächelte ihn an. »Feigling«, flüsterte sie, als er an ihrem Stuhl vorüberging.
Einen Augenblick später schon wandte er sich um und beugte sich über sie, sie fühlte seinen warmen Atem an ihrem Hals. Seine Kraft umgab sie.
»Ich habe das, was ich über das Sofa gesagt habe, ernst gemeint«, murmelte er mit tiefer Stimme. Er hielt inne. »Also, sollten Sie auch nur einen Schimmer von Selbsterhaltungstrieb besitzen, dann werden Sie sich von diesem Stuhl nicht wegbewegen.« Kühle, harte Lippen legten sich für einen Augenblick auf ihr Ohr, dann glitten sie tiefer, streichelten in einer hauchzarten Berührung die empfindsame Haut unter ihrem Kinn. Patience verlor den Kampf und erbebte, ihre Augenlider senkten sich.
Vane legte einen Finger unter ihr Kinn, seine Lippen berührten die ihren in einem flüchtigen, schmerzhaft unvollständigen Kuss. »Ich komme zurück, ehe das Frühstück zu Ende ist.«
Angelas Schritte ertönten in der Halle.
Patience öffnete die Augen und sah, wie Vane das Frühstückszimmer verließ. Sie hörte Angelas erfreute Begrüßung und dann Vanes tiefe Stimme, als er ihr antwortete. Seine Schritte verklangen. Eine Sekunde später erschien Angela an der Tür. Sie schmollte.
Patience lächelte. Sie fühlte sich um so vieles älter, um so vieles weiser. »Kommen Sie, frühstücken Sie. Die Eier sind ganz besonders gut.«
Die anderen Hausbewohner trafen allmählich ein. Zu Patience' Entsetzen hatten sie alle schon von ihrer Verletzung gehört. Glücklicherweise hatten weder Vane noch sie den anderen von dem Grund ihres nächtlichen Ausfluges etwas verraten, daher wusste auch niemand, wie sie sich verletzt hatte.
Alle waren über ihren »Unfall« erschrocken, alle beeilten sich, sie ihres Mitleides zu versichern.
»Eine schmerzhafte
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