Der Liebesschwur
Arme gepasst, und er hatte es instinktiv und sofort gewusst – auf einer Ebene, die tiefer lag als alles andere. Seinen Namen hatte er nicht zufällig erhalten, er hatte eine Gabe für das, was kommen würde. Als ein instinktiver Jäger reagierte er auf die Veränderungen der Stimmung, der Atmosphäre, er nutzte, ohne genau darüber nachzudenken, jede Strömung aus.
Vom ersten Augenblick an hatte er gewusst, was kommen würde – vom ersten Augenblick an, in dem er Patience Debbington in seinen Armen gehalten hatte.
Jetzt stand sie vor ihm, goldene Fünkchen blitzten herausfordernd in ihren Augen. Es war deutlich, dass sie den augenblicklichen Stand der Dinge leid war, doch durch was sie ihn ersetzen wollte, war weniger offensichtlich. Die einzigen tugendsamen, eigensinnigen Frauen, mit denen er es je zu tun hatte, waren mit ihm verwandt, und er hatte mit einer solchen Frau noch nie eine Liebschaft gehabt. Er hatte keine Ahnung, was Patience dachte, wie viel sie akzeptieren würde. Er hielt sein rasendes Verlangen unter Kontrolle und machte entschlossen den ersten Schritt, um es herauszufinden.
Mit langsamen, lässigen Schritten kam er auf sie zu.
Sie sagte kein Wort. Stattdessen sah sie ihn nur an, hob eine Hand, einen Finger und gab ihm genug Zeit zu reagieren, sie aufzuhalten, wenn er das wollte, ehe sie den Finger auf seine Lippen legen konnte.
Vane rührte sich nicht.
Doch ihre erste, zaghafte Berührung erschütterte sein Innerstes. Sie fühlte seine kurze Verwirrung. Ihre Augen weiteten sich, ihr stockte er Atem. Dann war er wieder ruhig, und sie entspannte sich und fuhr fort, mit dem Finger über seine Lippen zu streichen.
Sie schien von seinen Lippen fasziniert zu sein. Ihr Blick glitt zu ihnen, während ihre Fingerspitze langsam über seine Unterlippe streichelte. Vane bewegte den Kopf gerade weit genug, um ihre Fingerspitze zu küssen.
Sie hob den Blick und sah ihm in die Augen. Kühner geworden, wagte sie sich noch weiter vor und hob den Finger, um über seine Wange zu streichen.
Vane erwiderte ihre Liebkosung, langsam streckte er eine Hand aus, um mit den Fingerrücken über die glatte Rundung ihres Kinns zu streicheln, dann nahm er ihr Kinn in die Hand. Seine Finger schlossen sich darum und bewegten sich in dem langsamen, stetigen Rhythmus, den nur sie beide hören konnten. Er hob ihr Gesicht zu sich.
Ihre Blicke trafen sich und hielten einander gefangen. Dann senkte er die Augenlider und wusste, dass sie das Gleiche tat. Ganz langsam neigte er den Kopf und legte seine Lippen auf ihre.
Sie zögerte einen Augenblick, dann erwiderte sie seinen Kuss. Er wartete einen Augenblick länger, um mit der Zungenspitze in ihren Mund einzudringen, und sie erlaubte es ihm sofort. Er schob eine Hand in das seidige Haar in ihrem Nacken, die andere Hand legte er unter ihr Kinn.
Er hielt ihr Gesicht fest – dann machte er sich langsam und systematisch daran, sie zu küssen.
Dieser Kuss war eine Offenbarung – Patience hatte sich nie vorstellen können, dass ein einfacher Kuss so kühn sein konnte, so voller Bedeutung. Seine Lippen waren hart, sie bewegten sich auf ihren Lippen, drängten sie noch weiter auseinander und zeigten ihr all das, was sie so gern lernen wollte.
Seine Zunge drang in ihren Mund, mit der Arroganz eines Eroberers, der die Beute seines Sieges genießt. Langsam erforschte er jeden Zentimeter, drückte ihr das Brandzeichen auf, bestätigte so, dass sie ihm gehörte. Nachdem er den Kuss lange und gründlich ausgekostet hatte, machte er sich daran, sie auf die verschiedensten Arten zu küssen und so ihre Sinne zu verführen.
Sie gab nach, doch ihre passive Hingabe befriedigte sie beide nicht. Patience fühlte, wie sie in dieses Spiel hineingezogen wurde – sie fühlte seine Lippen auf ihren, die sinnliche Berührung seiner heißen Zunge an der ihren. Sie war mehr als bereit. Das Versprechen, das in der Hitze zwischen ihnen lag – Erregung und noch so viel mehr – , das wie eine Woge über ihr zusammenschlug, zog sie in seinen Bann. Der Kuss dauerte an, und die Zeit schien stillzustehen – das berauschende Gefühl ihres Atems, der sich miteinander vermischte, brachte die ganze Welt dazu, sich um sie zu drehen.
Vane zog sich von ihr zurück, brach den Kuss ab und ließ sie wieder zu Atem kommen. Doch er richtete sich nicht auf, seine Lippen waren nur einen Hauch von den ihren entfernt.
Patience war sich des Zwanges bewusst, des ständig drängenden Pochens in ihrem Blut, sie stellte
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