Der Liebesschwur
immer stärker und berauschte ihre Sinne. Sie fühlte es in ihm – und wusste, dass er es auch in ihr fühlte.
Und zusammen stiegen sie höher, ließen das innere Feuer noch größer werden, wurden davon erfasst. Die Woge stieg höher und höher über sie, bis sie brach. Und sie waren gefangen in dem Wirbel, in dem wilden, wirbelnden Drang, bis sie sich beide atemlos aneinander klammerten. Wogen der Sehnsucht, der Leidenschaft und des Verlangens schlugen über ihnen zusammen, machten sie der Leere in ihrem Inneren bewusst, des brennenden Verlangens, Vollkommenheit zu erreichen.
»Miss?«
Das Klopfen an der Tür ließ sie auseinander fahren. Die Tür öffnete sich, eine Dienstmagd sah in die Raum. Sie entdeckte Patience, die sich in dem schwachen Licht zu ihr umwandte. Es sah so aus, als hätte Patience sich von der Anrichte umgedreht, wo sie ein Büschel mit Kräutern in den Händen hatte. Die Magd hielt einen Korb mit Lavendelspitzen in der Hand. »Was soll ich hiermit tun?«
Das Blut rauschte in Patience' Ohren, während sie sich bemühte, sich auf die Frage zu konzentrieren. Sie war dankbar dafür, dass das Licht so schwach war – die Magd hatte Vane noch nicht entdeckt, der sich lässig gegen die Anrichte lehnte, ungefähr anderthalb Meter weg von ihr. »Ah …« Sie hustete, dann leckte sie sich über die Lippen, ehe sie ein Wort herausbrachte. »Du musst die Blätter abstreifen und die Spitzen abschneiden. Die Blätter und die Spitzen werden wir zu Duftkissen verarbeiten, und die Stängel brauchen wir für gute Luft in den Zimmern.«
Das Mädchen nickte eifrig und ging dann zu dem Tisch in der Mitte des Raumes.
Patience wandte sich wieder der Anrichte zu. In ihrem Kopf wirbelte noch immer alles, ihre Brüste hoben und senkten sich heftig. Sie wusste, dass ihre Lippen geschwollen waren – sie fühlten sich heiß an, als sie darüberleckte. Ihr wild schlagendes Herz spürte sie bis in ihre Fingerspitzen. Sie hatte das Mädchen weggeschickt, um Lavendel zu holen, der sofort verarbeitet werden musste. Eine Tatsache, die sie dem Mädchen vorher erklärt hatte.
Wenn sie das Mädchen jetzt wieder wegschickte …
Sie blickte zu Vane, der noch immer im Schatten stand. Nur sie konnte sehen, wie seine Brust sich hob und senkte, weil sie ihm so nahe war, nur sie konnte das Licht erkennen, das wie Funken in seinen Augen leuchtete. Eine Locke seines Haares war ihm in die Stirn gefallen, und während sie ihn ansah, richtete er sich auf und strich sich die Locke aus der Stirn. Dann senkte er den Kopf. »Wir werden später miteinander reden, meine Liebe.«
Das Mädchen zuckte zusammen und blickte auf. Vane warf ihr einen nichts sagenden Blick zu. Beruhigt lächelte das Mädchen und wandte sich dann wieder dem Lavendel zu.
Aus den Augenwinkeln beobachtete Patience, wie Vane sich zurückzog, sie sah, wie sich die Tür leise hinter ihm schloss. Als die Tür zufiel, schloss sie die Augen und kämpfte vergebens gegen den Schauer an, der durch ihren Körper rann. Ein Schauer der Erwartung. Und der Sehnsucht.
Die Anspannung zwischen ihnen war gewachsen. Sie war so straff wie ein gespannter Draht, gesteigert zu höchster Empfindsamkeit.
Vane fühlte es in dem Augenblick, in dem Patience an diesem Abend den Salon betrat, und er sah es in dem Blick, den sie ihm zuwarf, und wusste, dass auch sie es fühlte. Aber sie mussten ihre Rollen spielen, mussten die Leidenschaft verbergen, die glühend heiß zwischen ihnen brannte.
Und sie mussten beten, dass niemand sie bemerkte.
Einander zu berühren, auf welche Art auch immer, auch unbewusst, kam gar nicht in Frage, sie vermieden es geschickt, bis Patience' Finger die von Vane berührten, als er ihr eine Platte reichte.
Beinahe hätte sie die Platte fallen lassen, und Vane gelang es nur mit Mühe, einen Fluch zu unterdrücken.
Mit zusammengebissenen Zähnen ertrug er es, genau wie sie.
Endlich waren sie zurück im Salon. Sie hatten Tee getrunken, und Minnie, eingehüllt in ihre Schals, war gerade dabei, sich zurückzuziehen. Vane konnte keinen klaren Gedanken fassen, er hatte überhaupt keine Ahnung, worüber sie sich in den letzten beiden Stunden unterhalten hatten. Jedoch erkannte er eine gute Gelegenheit, wenn sie sich ihm bot.
Er schlenderte zu der chaise , dann sah er Minnie mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich werde dich nach oben tragen.«
»Eine ausgezeichnete Idee!«, erklärte Timms.
»Hm!« Minnie zog die Nase kraus, aber ihre Erkältung hatte sie so sehr
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