Der Liebesschwur
sie das tat, indem sie ihn befriedigte, würde sie auch sich selbst befriedigen. So würde es sein. So wollte sie es.
Ihre Verbindung würde so lange andauern, wie es möglich war, und auch wenn sie traurig wäre, wenn sie endete, so würde sie doch nicht in die Falle des niemals endenden Elends tappen, wie ihre Mutter es getan hatte.
Patience lächelte sehnsüchtig, dann blickte sie nach unten und streichelte Mysts Kopf. »Er will mich vielleicht haben, aber er ist noch immer ein eleganter Gentleman.« Sie wünschte sich, dass es nicht so wäre, aber so war es nun einmal. »Liebe ist etwas, das er nicht geben kann – und ich werde niemals – hast du mich gehört, niemals – ohne Liebe heiraten.«
Da war der Kern der Sache – das war ihr wahres Schicksal.
Sie hatte nicht die Absicht, dagegen anzukämpfen.
12
Am nächsten Morgen war Vane schon früh im Frühstückszimmer. Er bediente sich, dann setzte er sich und wartete darauf, dass Patience kam. Die anderen Männer betraten das Zimmer, begrüßten einander wie üblich. Vane schob seinen Teller zurück und wartete darauf, dass Masters ihm Kaffee nachgoss.
Die Anspannung hatte ihn gepackt. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis sie ihn wieder verließ? Das war ein Punkt, dem Patience höchste Aufmerksamkeit widmen sollte, dennoch konnte er es ihr wohl kaum übel nehmen, wenn sie sich um Minnie kümmerte.
Als Patience immer noch nicht erschienen war, nachdem sie ihr Frühstück beendet hatten, seufzte Vane innerlich auf und warf Gerrard einen ernsten Blick zu. »Ich muss unbedingt ausreiten.« Das brauchte er mehr als alles andere, dann konnte er ein wenig der aufgestauten Energie in einem langen Galopp freilassen. »Interessiert?«
Gerrard sah aus dem Fenster. »Ich wollte eigentlich zeichnen, aber das Licht sieht nicht gut aus. Ich werde stattdessen mit ausreiten.«
Vane zog eine Augenbraue hoch und sah Henry an. »Wie steht es mit Ihnen, Chadwick?«
»Eigentlich wollte ich meine Stöße beim Billard noch ein wenig üben.« Henry lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich möchte doch nicht einrosten.«
Gerrard lachte leise. »Es war reines Glück, dass Sie Vane beim letzten Mal geschlagen haben. Jeder konnte sehen, dass er nicht bei der Sache war.«
Nicht bei der Sache? Vane fragte sich, ob er Patience' Bruder erklären sollte, wie wenig »bei der Sache« er gewesen war. Es gab kein Pulver, das diesen ganz besonderen Schmerz hätte kurieren können.
»Ah – aber immerhin habe ich gewonnen.« Henry klammerte sich an den Augenblick seines Sieges. »Ich habe nicht die Absicht, mir diesen Vorteil aus den Händen gleiten zu lassen.«
Vane lächelte sarkastisch, und insgeheim war er dankbar dafür, dass Henry sie nicht begleiten würde. Gerrard sprach nur selten, wenn sie ausritten, und das war seiner Laune wesentlich zuträglicher als Henrys Redseligkeit. »Edmond?«
Sie blickten alle zu der Stelle, an der Edmond saß und auf seinen leeren Teller starrte. Er murmelte leise vor sich hin. Sein Haar stand nach allen Seiten von seinem Kopf ab.
Vane sah Gerrard mit hochgezogenen Augenbrauen an, dieser schüttelte den Kopf. Edmond befand sich mal wieder in den Fängen seiner Muse und war für alles andere taub. Vane und Gerrard schoben die Stühle zurück und standen auf.
Patience kam in das Zimmer geeilt. Sie blieb an der Tür stehen und sah Vane an, der gerade halb aufgestanden war.
Sofort sank er auf seinen Stuhl zurück. Gerrard sah sich nach ihm um, entdeckte, dass er sich wieder hingesetzt hatte, und nahm auch wieder Platz.
Beruhigt ging Patience zur Anrichte, nahm einen Teller und ging damit zum Tisch. Sie hatte sich verspätet, deshalb würde sie sich mit Tee und Toast zufrieden geben. »Minnie geht es besser«, erklärte sie, als sie sich setzte. Dann blickte sie auf und sah Vane an. »Sie hat eine gute Nacht hinter sich und hat mir versichert, dass sie mich heute nicht braucht.«
Sie lächelte Henry und Edmond flüchtig an und hatte damit ihre Erklärung für die Allgemeinheit abgegeben.
Gerrard grinste sie an. »Ich nehme an, du wirst im Musikzimmer verschwinden, wie auch sonst immer. Vane und ich wollen ausreiten.«
Patience warf Gerrard einen Blick zu, dann starrte sie Vane an, der ihren Blick erwiderte. Patience griff nach der Teekanne. »Wenn ihr ein paar Minuten wartet, werde ich mit euch kommen. Da ich die letzten Tage hier eingesperrt war, brauche ich dringend ein wenig frische Luft.«
Gerrard warf Vane einen Blick zu, doch der
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