Der Liebesschwur
vom Tisch aufstanden. Als sie einander nahe waren, während er ihren Stuhl zurückzog, hatte er zu ihr gesagt: »Wir müssen unbedingt allein miteinander reden.«
Ihre Augen waren weit aufgerissen gewesen, ein goldenes Licht hatte darin geschimmert, als sie ihn ansah.
»Wann und wo?«, hatte er gefragt und sich bemüht, seine Stimme nicht zu befehlend klingen zu lassen.
Sie hatte ihm in die Augen gesehen, in sein Gesicht, und hatte dann den Blick gesenkt. Bis zum letzten Augenblick hatte sie gewartet, als sie sich umdrehen und weggehen wollte, dann hatte sie geflüstert: »Im Wintergarten. Ich werde mich schon früh zurückziehen.«
Vane unterdrückte seine Ungeduld und zwang sich, zu der chaise zu schlendern, auf der Minnie wie üblich saß, eingehüllt in ihre Schals. Sie blickte auf, als er näher kam. Lässig zog er eine Augenbraue hoch. »Ich nehme an, es geht dir besser?«
»Quatsch!« Minnie winkte ab. »Es war nicht mehr als eine kleine Erkältung – es wurde viel zu viel Aufhebens gemacht um einen kleinen Schnupfen.«
Sie warf Timms einen Blick zu, die ein unwilliges Geräusch von sich gab. »Wenigstens hat Patience genügend Verstand gehabt, früh nach oben zu gehen, um dafür zu sorgen, dass sie keinen Schaden nimmt, weil sie heute so nass geworden ist. Ich denke, auch du solltest früh nach oben gehen.«
»So nass war ich gar nicht.« Liebevoll strich er mit dem Finger über Minnies Hand, dann nickte Vane den beiden Frauen zu. »Wenn du Hilfe brauchst, um nach oben zu kommen, dann rufe mich.«
Er wusste genau, dass die beiden Frauen das nicht tun würden. Nur wenn Minnie wirklich krank war, würde sie erlauben, dass jemand sie nach oben trug. Er wandte sich von ihnen ab und ging hinüber zu Gerrard und Edmond, die Henry neckten.
Henry stürzte sich auf ihn, als er näher kam. »Genau der richtige Mann, den wir brauchen! Diese beiden liegen mir in den Ohren mit ihrem Melodram, während ich sie viel lieber zu einem Spiel Billard herausfordern würde. Was sagen Sie zu einem Revanche-Spiel?«
»Heute Abend nicht, fürchte ich.« Vane unterdrückte ein gespieltes Gähnen. »Nachdem ich den halben Tag damit verbracht habe auszureiten, werde ich so bald wie möglich ins Bett gehen.« Er sagte dies, ohne rot zu werden, doch sein Körper reagierte sofort bei der Erwähnung der Aktivitäten dieses Morgens und seiner Hoffnung für die bevorstehende Nacht.
Die anderen glaubten natürlich, er sei erschöpft.
»Oh, kommen Sie schon. So müde können Sie doch gar nicht sein«, schalt Edmond. »Sie müssen doch von London her daran gewöhnt sein, lange aufzubleiben.«
»In der Tat«, stimmte ihm Vane lakonisch zu.»Aber lange aufzubleiben ist normalerweise mit einer entsprechend langen Zeit im Bett gekoppelt.« Die man natürlich nicht unbedingt mit Schlafen verbrachte. Die Unterhaltung trug nicht dazu bei, dass er sich wohler fühlte.
»Ein Spiel würde doch nicht so lange dauern«, bat Gerrard. »Nur eine Stunde oder so.«
Vane fiel es nicht schwer, seinen Wunsch zu unterdrücken, ihm zuzustimmen – es wieder einmal hinauszuschieben, die richtigen Worte auszusprechen. Wenn er es diesmal nicht richtig machte, wenn er Patience nicht die Dinge sagte, die er sich den ganzen Nachmittag über zurechtgelegt hatte, dann wusste Gott allein, welche schreckliche Strafe ihm das Schicksal auferlegen würde. Er würde vielleicht sogar auf die Knie sinken müssen. »Nein.« Sein entschlossener Ton ließ keinen Raum für einen Widerspruch »Sie werden heute Abend ohne mich auskommen müssen.«
Der Teewagen, der in diesem Augenblick hereingerollt wurde, rettete ihn. Als die Tassen erst einmal leer getrunken waren und Minnie, die sich standhaft gegen seine Hilfe gewehrt hatte, nach oben gegangen war, war Vane gezwungen, ihr zu folgen und sich in sein Zimmer zurückzuziehen, bis die anderen im Billardzimmer verschwunden waren und mit ihrem Spiel begonnen hatten. Der Wintergarten lag hinter dem Billardzimmer, und man konnte ihn nur erreichen, wenn man an der Tür des Billardzimmers vorüberging.
Fünfzehn Minuten, in denen er in seinem Zimmer hin und her gelaufen war, taten seiner Beherrschung nicht gerade gut, doch er hatte sich gefasst, als er heimlich an der Tür des Billardzimmers vorübergeschlichen war und die Tür des Wintergartens geöffnet hatte. Sie öffnete und schloss sich geräuschlos, und Patience hörte ihn nicht. Vane entdeckte sie sofort. Sie blickte aus einem Seitenfenster hinter einigen
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