Der Liebesschwur
zu, als er die goldenen Augenblicke dazu nutzte, sie zu kritisieren. Sie hörte ihm zu, als er die Glücksmomente benutzte, sie dazu zu bringen, ja zu sagen.
Aber es wäre dumm, ihm zuzustimmen – nachdem sie gewarnt worden war, nachdem sie gesehen hatte, was geschehen würde, wissend in dieses Elend zu stolpern – und so dumm war sie nicht.
Es würde ein Elend werden.
So viel war deutlich, als sie ihm zuhörte, als er sie in allen Einzelheiten an das erinnerte, was zwischen ihnen in dem Schuppen geschehen war. Er war gnadenlos. Er kannte die Frauen zu gut, um nicht zu wissen, wie er vorgehen musste.
»Erinnerst du dich daran, wie du dich gefühlt hast, als ich zum ersten Mal in dich eingedrungen bin?«
Er sprach weiter, und das Verlangen in ihr wuchs. Sie wusste jedoch, was er damit beabsichtigte, sie hörte es in seiner Stimme. Sie hörte, wie die Leidenschaft wuchs, fühlte ihre Macht, als er wieder neben ihr stand und in ihr Gesicht sah. Sein Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, seine Augen brannten dunkel. Als er das nächste Mal sprach, war seine Stimme so tief, dass sie sie wie eine Berührung auf ihrer Haut fühlte.
»Du bist eine vornehme Frau, von Geburt und Erziehung – diese Stellung, diese Notwendigkeit, liegt in deinem Blut. Heute Morgen hast du dich mir hingegeben, du wolltest mich, und ich wollte dich. Du hast dich mir geschenkt. Du hast erlaubt, dass ich in dich eingedrungen bin – und ich habe dich genommen. Ich habe dir deine Jungfräulichkeit genommen – die Unschuld, die du besessen hast, auch die habe ich dir genommen. Aber das war nur der vorletzte Akt einer in Stein gemeißelten Geschichte. Der letzte Akt ist eine Eheschließung. Unsere. «
Patience hielt seinem Blick stand, obwohl sie dazu ihren ganzen Willen brauchte. Nicht ein einziges Mal hatte er von sanfteren Gefühlen gesprochen – nicht ein Mal hatte er die Existenz von Liebe erwähnt, geschweige denn behauptet, dass er diese Liebe fühlte. Er war hart, gnadenlos – sein Wesen war nicht sanft. Es war verlangend, befehlend, so unnachgiebig wie sein Körper. Sehnsucht und Leidenschaft waren seine Stärken, und dass er beides für sie fühlte, daran bestand keinerlei Zweifel.
Doch das war nicht genug. Nicht für sie.
Sie wollte mehr, brauchte mehr, sie brauchte Liebe.
Sie hatte sich schon vor langer Zeit geschworen, dass sie niemals im Leben ohne Liebe heiraten würde. Sie hatte die Stunde vor dem Abendessen damit verbracht, auf eine Kamee mit dem Bild ihrer Mutter zu starren, sich zu erinnern. Die Bilder, die sie heraufbeschworen hatte, standen noch immer lebhaft vor ihrem inneren Auge – es waren Bilder ihrer Mutter, sie war allein, weinte, war einsam, ohne jede Liebe, und sie verzehrte sich danach.
Sie hob das Kinn und sah ihn an. »Ich möchte nicht heiraten.«
Seine Augen zogen sich zu schmalen grauen Schlitzen zusammen. Eine lange Minute verging, während er ihr Gesicht betrachtete, ihre Augen. Dann hob sich seine Brust, er nickte kurz. »Wenn du mir sagen willst, dass dir der heutige Morgen nichts bedeutet hat, dann werde ich deine Ablehnung akzeptieren.«
Nicht einen Augenblick lang ließ er sie aus den Augen, und Patience war gezwungen, seinem Blick standzuhalten, während das Herz in ihrer Brust schmerzte. Er hatte ihr keine andere Wahl gelassen. Sie hob das Kinn und bemühte sich, tief Luft zu holen, dann zwang sie sich, mit den Schultern zu zucken. »Der heutige Morgen war sehr angenehm, sehr lehrreich, aber …« Noch einmal zuckte sie mit den Schultern, dann wandte sie sich ab und trat ein paar Schritte von ihm weg. »Es hat nicht gereicht, mich von einer Ehe zu überzeugen.«
»Sieh mich an, verdammt!« Diesen Befehl brachte er zwischen zusammengebissenen Zähne hervor.
Patience wandte sich wieder zu ihm um. Sie sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte – und sie fühlte den Kampf, den er focht, um sie nicht zu berühren. Sofort hob sie das Kinn. »Du machst viel zu viel aus der Sache – gerade du solltest doch wissen, dass die Ladys nicht gleich jeden Mann heiraten, dem sie sich hingeben.« Das Herz drohte, in ihrer Brust zu zerspringen. Sie zwang sich, ihrer Stimme einen leichtfertigen Klang zu geben, ihre Mundwinkel ein wenig hochzuziehen. »Ich muss zugeben, der heutige Morgen war recht angenehm, und ich danke dir wirklich für diese Erfahrung. Ich freue mich schon auf das nächste Mal – auf den nächsten Gentleman, der meine Neugier weckt.«
Einen Augenblick lang fürchtete sie, zu weit
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