Der Liebesschwur
eleganten Gentleman. Eine Ehe mit Vane war ganz einfach unmöglich – erst recht nach dem, was in der letzten Stunde vorgefallen war.
Sie hörte seine Stimme hinter sich, kühl und knapp. »Wie auch immer, ich habe geglaubt, dass die Vorfälle der letzten Stunde deine Absichten geändert hätten.«
Patience band die Bänder ihres Hemdchens zu, presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. »Ich möchte nicht heiraten.«
Das Geräusch, das er ausstieß, klang verächtlich. » Alle jungen Damen wollen heiraten.«
»Ich aber nicht. Und so jung bin ich auch nicht mehr.« Patience hatte ihre Strümpfe angezogen, sie wirbelte herum und griff nach ihren Unterröcken.
Sie hörte, wie Vane seufzte. »Patience …«
»Wir beeilen uns besser – immerhin sind wir schon den ganzen Vormittag unterwegs.« Sie stand auf, zog die Unterröcke hoch und schloss sie in der Taille. Hinter ihr hörte sie das Heu rascheln, als er aufstand. »Sie werden sich Sorgen machen, wenn wir nicht rechtzeitig zum Essen zurück sind.« Sie beschäftigte sich damit, ihren Rock anzuziehen. Sie wagte es nicht, ihn anzusehen – immerhin war er noch immer vollkommen nackt – , doch aus den Augenwinkeln konnte sie ihn sehen und ihn auch daran hindern, sie zu berühren. Sie festzuhalten.
Wenn er das täte, dann würde ihre verwirrte Entschlossenheit brechen – und die Falle würde sich um sie schließen. Sie fühlte noch immer seine Hände auf ihrer nackten Haut, fühlte seinen Körper auf ihrem. Fühlte seine Hitze in ihr.
Sie zog den Rock nach oben. »Wir können es uns nicht leisten, zu trödeln.« Schon beinahe verzweifelt suchte sie mit den Blicken den Boden nach ihrer Jacke ab. Sie lag neben seiner Hose. Schnell eilte sie an die Stelle.
Sie sah, dass er, noch immer nackt, vor ihr stand, die Hände in die Hüften gestützt, die Stirn gerunzelt. Sie hob ihre Jacke auf und warf ihm dann die Hose zu.
Er fing sie auf, und seine Augenbrauen zogen sich noch mehr zusammen.
»Mach schon«, drängte sie. »Ich hole die Pferde.« Mit diesen Worten ging sie zur Leiter.
»Patience!«
Dieser ganz besondere Ton in seiner Stimme hatte bereits ungehorsame, halb betrunkene Soldaten dazu gebracht, aufmerksam zu werden, doch Vane stellte sehr schnell fest, dass er bei Patience überhaupt nicht wirkte. Sie verschwand die Leiter hinunter, als hätte er gar nichts gesagt.
Und sie ließ ihn empört – gründlich empört – über sich selbst zurück.
Er hatte alles verdorben. Vollkommen verdorben. Sie war böse auf ihn – durch und durch – , und dazu hatte sie auch das Recht. Sein Antrag – nun ja, er hatte ihr nicht einmal einen Antrag gemacht, stattdessen hatte er versucht, sich darum zu drücken, hatte sie auf arrogante Weise gedrängt – ohne ihr die wichtige Frage zu stellen.
Er hatte versagt. Und jetzt war sie schrecklich wütend auf ihn.
Nicht einen Augenblick lang glaubte er, dass sie wirklich nicht heiraten wollte, das war ganz einfach die erste Entschuldigung, die ihr in den Sinn gekommen war – und dazu auch noch eine schwache Entschuldigung.
Er fluchte – die einzige Möglichkeit, seine Wut loszuwerden – , dann zog er die Hose an und griff nach seinem Hemd. Er hatte versucht, der Erklärung auszuweichen, die er abgeben musste, das wusste er – und jetzt war alles nur noch viel schlimmer.
Er biss die Zähne zusammen, schlüpfte in seine Stiefel, klopfte seine Jacke ab und ging zu der Leiter.
Jetzt würde er sie bitten müssen.
13
Das Bitten fiel ihm schwer.
An diesem Abend führte Vane die Gentlemen in den Salon und hatte das Gefühl, er würde zu seiner eigenen Exekution marschieren. Er versuchte, sich einzureden, dass es wirklich nicht so schlimm wäre, ihr einen Antrag zu machen.
Den ganzen Weg zurück zum Haus hatte er sich beherrscht, und der ganze lange Nachmittag hatte seine Beherrschung auf eine harte Probe gestellt. Doch als er erst einmal das Unvermeidliche akzeptiert hatte – Patience' Recht auf einen förmlichen, korrekten Antrag – , hatte er seinen Zorn hinuntergeschluckt und seine Instinkte als Eroberer zurückgedrängt, die sie in ihm geweckt hatte.
Wie lange sie in diesem unbestimmten Zustand bleiben würden, war fraglich, aber er war entschlossen, nicht zu lange zu warten, ehe er ihr den Antrag machte und sie ihn akzeptierte.
Er schlenderte durch die Tür des Salons, warf einen Blick über die Anwesenden und lächelte innerlich. Patience war nicht da. Er hatte den Augenblick genutzt, als die Ladys
Weitere Kostenlose Bücher