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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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auch nett
aus, und ich habe mich weder an seinem Schnurrbart noch an seiner Brille
gestört. Er war ehrlich, zuverlässig, höflich und hatte vor einem Mädchen
Respekt — alles, was auf Sie nicht zutrifft, Al — , aber es kam zu nichts.«
    »Ist er Ihnen langweilig
geworden?« Ich grinste triumphierend.
    »Seine Mutter entschied, er
müsse die Tochter des Supermarkt-Managers heiraten«, sagte sie trübe. »Harold
hat sich sehr entschuldigt, als er mir das erzählte, aber er wollte seiner Mutter
nicht widersprechen, weil er ihr in den letzten achtundzwanzig Jahren, seit
seiner Geburt, nie widersprochen hatte.«
    »Sie sind zu jung, um an Heirat
zu denken«, sagte ich. »Sie sollten das Leben und die Romantik genießen—«
    »-und im Takt zur HiFi -Musik um die Couch herumrennen«, sagte sie müde. »Ich
bin nicht ganz bei Trost, daß ich versucht habe, mit Ihnen über Ehe zu reden.«
    Auf meiner Uhr war es zwanzig
vor zehn, aber vielleicht ging sie vor. » Wieviel Uhr
ist es?« fragte ich schnell.
    Annabelle zeigte schweigend auf
die Wanduhr unmittelbar über meinem Kopf. Ich reckte den Hals und stellte fest,
daß es zwanzig vor zehn war. Vielleicht hatte Cherie heute
morgen ein bißchen verschlafen?
    »Ich wette, daß sie nicht
anrufen wird«, sagte Annabelle mit selbstzufriedener Stimme.
    »Vielleicht ist sie mit dem
stellvertretenden Manager des hiesigen Supermarkts davongerannt — oder mit
seiner Mutter?« brummte ich.
    »Wenn Sie mit ihr reden wollen,
warum warten Sie dann? Warum rufen Sie nicht Ihrerseits an?« sagte sie sachlich.
    Ich suchte die Nummer von Fenwick in Valley Heights heraus und wählte sie. Das
Rufzeichen ertönte gut fünfmal, dann legte ich auf und wählte erneut. Diesmal
hörte ich es mir fünfzehnmal an, bis ich auflegte und die Nummer des
Fernsprechamts wählte. Dort überprüfte man die Leitung und erklärte mir
anschließend, es sei alles in Ordnung. Ich legte wieder auf und kam zu dem
Schluß, daß dies eben das Resultat war, wenn man sich ritterlich benahm.
    »Vielleicht schreibt sie Ihnen
eine Postkarte von den Niagarafällen?« sagte Annabelle voller geheuchelten
Mitgefühls.
    »Wenn ich sie das nächste Mal
sehe, schmeiße ich sie in den nächsten Wasserfall«, versprach ich. »Das heißt,
nachdem ich ihr das Genick gebrochen, die Zähne eingeschlagen und...« Das
Telefon klingelte, lind ein paar Sekunden lang konnte ich es gar nicht glauben.
Dann griff ich nach dem Hörer. »Wheeler«, sagte ich erwartungsvoll.
    »Lieutenant Wheeler?« Die
Stimme war in der Tat weiblich, aber sie klang so gepreßt, daß ich nicht hören
konnte, ob sie jemandem gehörte, den ich kannte.
    »Ja«, sagte ich, »hier ist
Lieutenant Wheeler.«
    »Hier Gail Magnuson .
Ich...« Ihre Stimme erstarb.
    »Ja, Mrs. Magnuson ?« drängte ich.
    »Ich muß Sie sofort sprechen.
Es ist schrecklich wichtig.«
    »Ich komme sofort zu Ihnen
hinaus«, sagte ich.
    »Danke.« Ihre Stimme klang
vorübergehend kräftiger. »Ich kann nur einfach nicht mehr länger damit leben.
Ich habe versucht, nicht mehr daran zu denken — weiß der Himmel, wie sehr ich
es versucht habe — , aber es nützt nichts. Es kommt immer wieder zurück.
Verstehen Sie?«
    »Nehmen Sie’s nicht zu schwer«,
sagte ich freundlich. »Ich werde in ungefähr einer halben Stunde bei Ihnen
draußen sein.«
    »Danke, Lieutenant. Es ist
wirklich schrecklich wichtig, daß ich Sie sofort sprechen kann. Glauben Sie,
daß Sie gleich zu mir herauskommen können?«
    »Ich bin schon unterwegs«,
sagte ich und legte langsam auf.
    Annabelle blickte mich
neugierig an. »Das klingt nicht gerade nach süßen Geständnissen von
Rosenlippen.«
    »Es war nicht der richtige
Anruf«, sagte ich. »Es war Mrs. Magnuson ,
und es klang ganz so, als stecke sie in erheblichen Schwierigkeiten. Ich werde
jetzt zu ihr hinausfahren. Wenn ein Mädchen namens Cherie Cordover anruft, soll sie eine Nummer hinterlassen, unter der ich sie erreichen kann,
und rufen Sie mich dann Ihrerseits bei Mrs. Magnuson an. Ja?«
    »Gut.« Sie nickte. »Die
Rothaarige ist Bestandteil der Ermittlungen. Stimmt’s?«
    »Stimmt!« Ich nickte
meinerseits.
    »Aus irgendeinem seltsamen
Grund fühle ich mich daraufhin besser.«
    »Hm?« Ich war schon halbwegs an
der Tür, aber das veranlaßte mich, wie angewurzelt stehenzubleiben.
    »Es zerstört wenigstens nicht
meine Vorstellung von Ihnen als ehrlicher Lüstling.« Sie beugte den Kopf über
die Schreibmaschine. »Spielen Sie nach wie vor diese

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