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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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wundervollen
Ellington-Platten auf Ihrem HiFi ?«
    »Klar!« Ich starrte verdutzt
auf ihren honigblonden Kopf. »Warum?«
    »Einen Augenblick lang bin ich
gerade von einer Art heimtückischer Sehnsucht überwältigt worden.« Sie hob den
Kopf und starrte mich eine ganze Weile verdutzt an. »Ich glaube, ich brüte
irgendeine Krankheit aus.«
    Sie begann, wütend auf die
Tasten der Schreibmaschine einzuhämmern, als ob es ihr Ehrgeiz wäre, die
Buchstaben durch das Papier zu schlagen; und ich setzte meinen Weg aus dem Büro
fort, erschüttert bei dem Gedanken an eine Annabelle, die Sehnsucht nach meinem HiFi hatte. Es war über ein Jahr her, daß sie mich
zum letztenmal besucht hatte, und der Abend hatte
seinen Höhepunkt darin gefunden, daß sie mir mit einem Schuhabsatz fast den
Schädel zertrümmert hatte. Auf meinem Weg hinaus zum See gab es nichts, worüber
ich hätte nachdenken können, und so konzentrierte ich mich aufs Fahren. Ich
blieb gerade knapp unterhalb der Geschwindigkeitsbegrenzung und nützte die
Straßenlage des Healey aus, um mit möglichster Schnelligkeit um die Ecken zu
kurven.
    Das schimmernde weiße Haus mit den blauen Dachschindeln sah genauso aus wie
zuvor, als ich auf der geharkten Zufahrt parkte. Als ich heftig auf den
Klingelknopf drückte, reagierte das Glockenspiel drinnen mit einem
vorwurfsvollen Klang. Die Tür öffnete sich, und große, graue, von dunklen
Ringen umgebene Augen blickten mich ernsthaft an.
    »Hallo, Samantha!« sagte ich.
    »Guten Morgen, Lieutenant.«
Ihre klare Kinderstimme klang sehr formell. »Meine Mutter ist im Wohnzimmer.«
    »Danke.« Ich lächelte ihr zu.
»Dein Kleid gefällt mir.«
    Ihr Gesicht verlor nichts von
seinem ernsten Ausdruck, während sie an dem lavendelfarbenen Seidenkleid mit seinem Spitzenkragen und — saum hinabblickte. »Das ist mein bestes.
Meine Mutter hat gesagt, ich solle es heute tragen. Ich darf es nur bei ganz
wichtigen Gelegenheiten anziehen. Ist das heute eine wichtige Gelegenheit,
Lieutenant?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht
kann ich es dir sagen, wenn ich mit deiner Mutter gesprochen habe.«
    »Sie ist ganz verstört.«
Samantha nickte altklug. »Ich glaube, sie hat die ganze Nacht geweint. Ich habe
versucht, ihr ein Frühstück zu machen, aber sie hat nur gesagt, ich solle in
mein Zimmer hinaufgehen und mein bestes Kleid anziehen. Wollen Sie sich um sie
kümmern, bitte?«
    »Klar!« sagte ich in
zuversichtlichem Ton. »Wie wär‘s, wenn du dieses Frühstück zurechtmachtest,
während ich sie so weit bringe, daß sie es ißt ?«
    Sie blinzelte ein wenig, und
als sie mich wieder ansah, lag kalte Feindseligkeit in ihrem Blick. »Ich
glaube, daß Sie das alles gar nicht verstehen«, sagte sie müde.
    Ich sah ihr nach, wie sie
langsam und mit schleppendem Schritt die Treppe hinaufstieg, bis sie
schließlich verschwunden war. Dann ging ich durch den Eingangsflur zum
Wohnzimmer.
    Gail Magnuson saß zusammengekauert in einem Sessel. Sie trug den knöchellangen Morgenrock,
den ich vorher schon an ihr gesehen hatte. Ihr Haar war unfrisiert, und
schlaffe Strähnen fielen ihr über die Wangen, was die mageren Konturen ihres Gesichts
bis zur Hagerkeit betonte. Ihre Augen waren rot umrändert und verschwollen, und
ihre leicht herabhängende Unterlippe sah aus, als ob sie völlig zerbissen
worden wäre. Sie blickte zu mir auf, als ich eintrat, schauderte leicht und zog
den Morgenrock enger um sich.
    »Ich bin so schnell wie möglich
hierhergekommen«, sagte ich, und meine Stimme klang unnötig laut und blechern
in der schweren Stille des Zimmers. »Was gibt es denn für Schwierigkeiten?«
    »Schwierigkeiten?« Ihre Stimme
klang brüchig und fast hysterisch. »Es gibt keine Schwierigkeiten, vor allem
nicht für Sie, Lieutenant. Ihre Schwierigkeiten sind jetzt zu Ende.«
    »Wie meinen Sie das, Mrs. Magnuson ?«
    Sie wandte den Kopf ab und
starrte mit leerem Blick auf den großen offenen Kamin. »Wahrscheinlich sind ein
paar Formalitäten erforderlich, aber darüber können wir später sprechen. Ich
möchte ein Geständnis ablegen, Lieutenant.«
    »Worüber?« —
    »Über den Tod meines Mannes.
Ich — ich habe ihn umgebracht.«
    Ich ließ mich auf dem Rand des
nächsten Stuhls nieder und betrachtete sie aufmerksam. Sie starrte nach wie vor
in den Kamin, anscheinend war sie sich meiner Reaktion völlig unbewußt . »Wollen Sie mir Näheres erzählen?« fragte ich
sie.
    »Das ist wohl üblich, ja?« In
ihrer Stimme lag keinerlei Ironie. »Ich

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