Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
würde, so würde ich Samantha in sechs bis neun
Monaten zurück haben. Dann nahm er seine Pistole aus der Tasche und zeigte sie
mir. Wenn ich nicht genau tun würde, was er wollte, so würde ich nicht nur
Samantha nie wiedersehen, sondern er würde auch zurückkommen und mich
umbringen. Ich glaube, in diesem Augenblick verlor ich einfach den Verstand — nicht
bei dem Gedanken, daß er mich umbringen würde — , sondern bei der Vorstellung,
was mit Samantha während der Monate, in denen sie bei ihm war, geschehen würde.
Er hatte sich nie um sie gekümmert. Sie sei nur eine Göre und ein verdammt
lästiges Anhängsel hier im Haus, pflegte er immer zu sagen. Ich wußte nur, daß
es mir gleichgültig war, was mit mir geschah, solange ich ihn nur irgendwie
abhalten konnte, mir Samantha wegzunehmen.«
    Ihre Stimme senkte sich fast zu
einem Flüstern. »Ich stand vor dem Kamin, und dort stand eine Reihe
altertümlicher Feuerhaken.« Sie wies auf einen Fleck in ihrer Nähe. »Ich drehte
ihm kurz den Rücken zu, als sei ich zu erregt, um ihm auch nur ins Gesicht
sehen zu können, ergriff dann einen der Feuerhaken, wandte mich ihm wieder zu
und holte aus. Ich traf ihn seitlich am Kopf, und es verursachte ein
scheußliches Geräusch.« Sie zitterte krampfhaft. »Er kippte um, und die Pistole
fiel auf den Boden. Ich glaubte, ich hätte ihn umgebracht, aber ein paar
Sekunden später setzte er sich auf und begann, mich mit einer schrecklichen
monotonen Stimme zu beschimpfen, die irgendwie noch schlimmer war als sein
sonstiges Gebrüll. Dann versuchte er aufzustehen, und ich konnte seinen Augen
ansehen, daß er mich umbringen wollte. Ich griff nach der Pistole und zielte
auf ihn. Wenn er näher käme, sagte ich, würde ich abdrücken. Er lachte bloß und
kam weiter auf mich zu. Ich weiß nicht mehr recht — habe ich ihn noch einmal
gewarnt? — Ich erinnere mich bloß an den Ausdruck in seinen Augen, als er immer
näher und näher kam. Dann erinnere ich mich nur noch an den Knall der Pistole,
der so viel lauter war, als ich es für möglich gehalten hätte! Ich entsinne
mich noch, daß ich glaubte, das Handgelenk sei mir gebrochen, als der Schuß
losging, und daß ich wußte, ich mußte weiterschießen, immer wieder und wieder —
bis ich sicher war, daß er mich nicht mehr packen konnte.« Sie legte die Hände
über die Augen. »Und ganz plötzlich — das war das Schlimmste, Lieutenant — lag
er da auf dem Boden, hatte überall Blut auf der Brust und seine Augen standen
weit offen, aber sie sahen nichts mehr.«
    »Wie stand es mit Samantha?«
fragte ich. »Hat sie der Lärm der Schüsse nicht aufgeweckt?«
    »Doch! Sie kam oben an die
Treppe und rief nach mir. Ich erklärte ihr, es habe sich nur um Fehlzündungen
eines Wagens gehandelt, und sie ging wieder ins Bett. Nachdem ich sicher war,
daß sie schlief, schleifte ich Hanks Leiche durchs Haus, durch die Hintertür
hinaus, bis zum Rand des Rasens hinunter. Normalerweise hätte ich das nie
geschafft - Hank war ein schwerer Mann — , aber in dieser Nacht fand ich die
Kräfte dazu. Dann legte ich seine Leiche zusammen mit der Pistole und den
gesamten Feuerhaken ins Boot und ruderte auf den See hinaus. Ich ruderte,
solange ich konnte, dann rollte ich den Toten über den Bootsrand und warf die
Waffe und die Haken hinterher. Ich brauchte lange, bis ich wieder
zurückgerudert war, aber schließlich schaffte ich es. Samantha schlief noch
friedlich, und so duschte ich mich und ging zu Bett. Ich schlief nicht sehr
gut, aber ein Wunder war, daß ich überhaupt schlief.«
    »Und als ich am nächsten Morgen
eintraf, erfand Bryant, um Sie zu schützen, die Geschichte vom Verschwinden
Ihres Mannes?«
    »Er wußte nicht, daß ich Hank
umgebracht hatte«, sagte sie schnell. »Aber ich hatte ihm erzählt, auf welche
Weise Hank sein Geld verdient hat; und er fand, es sei besser, wenn die Polizei
nicht erführe, daß ich darüber Bescheid gewußt hatte. Es war dumm — und
wundervoll — von ihm, sich eine solch verrückte Geschichte auszudenken, nur um
mich zu schützen. Hoffentlich springen Sie nicht zu hart mit ihm um, Lieutenant.«
    »Die meisten Leute, die in die
Ermittlungen eines Mordfalles hineingezogen werden, pflegen aus guten oder
schlechten Gründen zu lügen.« Ich zuckte die Schultern. »Ich wüßte nicht, warum
ich mir über Paul Bryant da besondere Gedanken machen müßte, Mrs. Magnuson .«
    »Danke.« Sie versuchte zu
lächeln, aber es klappte nicht allzugut . »Und

Weitere Kostenlose Bücher