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Der Liebestempel

Der Liebestempel

Titel: Der Liebestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Und sie klang ein bißchen ausländisch. — Vielleicht stammte er
aus New England. Ja, Sir, Lieutenant.« Polnik nickte
gewichtig. »An der Schönen Aussicht ist nichts auszusetzen, das können Sie mir glauben. Ganz wie Mr. Annan sagte,
man ist wesentlich länger tot als lebendig. Warum soll man also nicht...?«
    »Ach, halten Sie die Klappe!«
schrie ich.
    »Lieutenant?« In Polniks Augen lag ein Ausdruck benommener Ungläubigkeit.
    »Entschuldigung!« Ich schloß
ein paar Sekunden lang fest die Augen. »Sie haben Ihre Sache großartig gemacht,
und ich bin froh, daß der Friedhof das Äußerste an Komfort bietet. Man weiß
doch, wie die Leute heutzutage beschissen werden —«
    »Lieutenant?« Die Stimme des Sergeants schwankte nervös. »Fühlen Sie sich auch gut?«
    »Erst heute
morgen «, sagte ich bitter, »habe ich eine Viertelstunde lang mit einem
Burschen gesprochen, bevor mir einfiel, woran ich ihn erinnern wollte. Und
jetzt passiert dasselbe wieder!«
    »Aber Sie erinnern sich doch an
mich, Lieutenant?« wimmerte er beinahe. »Sergeant Polnik !«
    »Sie sind unvergeßlich «,
sagte ich. »Wie hieß dieser Chefvertreter noch?«
    »Annan.«
    »Jung — mit lockigem blondem
Haar — dünnen Lippen — vielleicht hat er auch eine dunkle Brille getragen?«
    »Das ist er, Lieutenant.« Polnik nickte. »Wollen Sie dort oben vielleicht ein Grab
kaufen?«
    »Ja, aber nicht für mich
selber«, sagte ich. Dann geschah erneut dasselbe.
    »Fühlen Sie sich auch bestimmt
wohl, Lieutenant?« fragte Polnik in flehendem Ton.
    »Ein großer schwarzer
Leichenwagen stand draußen.« Ich starrte Polnik düster an, und er wich mit einer für solch einen schweren Mann beachtlichen
Geschwindigkeit ein paar Schritte zurück. »Das hat Samantha gesagt. Sie blickte
aus dem Fenster und sah den großen schwarzen Leichenwagen wegfahren.«
    »Diese Samantha«, sagte Polnik unsicher. »Irgendein Frauenzimmer, was?«
    »Sagen Sie mir eins —.« Ich
lächelte ihn finster an. »Wohin kann ein Leichenwagen fahren?«
    »Na, zu irgendeinem Friedhof
vermutlich?« Er beobachtete besorgt meine Reaktion.
    »Sie haben nicht nur recht, Sie
haben sogar aufs glänzendste recht, Sergeant«, sagte ich. »Ich weiß seit
gestern von diesem Friedhof und seit heute vormittag von dem Leichenwagen, aber habe ich vielleicht diese beiden Dinge miteinander
in Verbindung gebracht?« Ich schüttelte betrübt den Kopf. »Glauben Sie, daß ich
unter meinem Skalp ein bißchen nachlasse?«
    »Sie sehen ausgezeichnet aus,
Lieutenant. Jedenfalls haben Sie bis zu dem Augenblick, als Sie anfingen,
nachzudenken, prima ausgesehen.«
    »Sie erinnern sich doch, daß
Sie mir den Hinweis auf den Burschen gaben, mit dem Magnuson zum Angeln hinauszufahren pflegte: Schaffer?«
    »Klar, Lieutenant!« Polniks Brustkasten weitete sich vor unangemessenem Stolz
um einige Zentimeter.
    »Es war eine heiße Spur«, sagte
ich wahrheitsgemäß. »Schaffer ist ein ehemaliger Trickschwindler und hat seine
Zeit für den Vertrieb von Heroin abgesessen. Er hat eine Hütte draußen am See,
ungefähr achthundert Meter vom Magnusonschen Haus
entfernt. Ich möchte, daß Sie dort hinausfahren. Und nehmen Sie Schaffer unter
der Beschuldigung eines Vergehens gegen die Rauschgiftgesetze fest — aber
bringen Sie ihn nicht hierher.«
    »Nicht hierher?« Polnik ließ mir ein glasiges Lächeln zukommen. »Soll ich
den Rest meines Lebens damit zubringen, ihn um das Viertel herumzufahren,
Lieutenant?«
    »Er ist ein kleiner Bursche.«
Ich streckte meine Hand ungefähr in anderthalb Meter Höhe über dem Boden aus.
»So groß. Wenn er einen Blick auf Sie geworfen hat, schreit er nach seiner
Mama. Fahren Sie ihn irgendwohin, wo sich im Umkreis von fünf Kilometer außer
Ihnen beiden niemand aufhält. Erzählen Sie ihm, daß wir alles über das Licht,
das den Menschen führt, wissen und auch, warum er Leute wie Bryant warnte, vom
See wegzubleiben. Sagen Sie ihm, Sie hätten strikte Anweisung von mir, ihn
nicht hierherzubringen, bis er Ihnen gezeigt hat, wo das Zeug versteckt ist.«
    »Ich habe verstanden,
Lieutenant. Ich kann ihm doch ein bißchen auf den Pelz rücken?«
    »Rücken Sie ihm so nahe auf den
Pelz, wie Sie wollen«, sagte ich. »Aber wenn Sie ihn hierherbringen, achten Sie
darauf, daß er noch heil und unversehrt ist.«
    »Natürlich.« Er nickte. »Aber
wenn er nicht zu Hause ist?«
    »Dann warten Sie, bis er kommt —
aber irgendwo, wo er Sie nicht sieht, damit er nicht davonrennen kann.«
    Ein

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