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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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dass ich in solch einem Kampf bestehen konnte?
    Entschlossen schleuderte ich meinen Mantel von den Schultern, dann zog ich meinen Degen und warf die Scheide zur Seite.
    »Wir sollten nicht lange herumreden, Messieurs! Wir verlieren wertvolle Zeit.«
    Die beiden Männer wirbelten herum und sahen mich erstaunt an. Aramitz’ Mundwinkel verzog sich zu einem Lächeln. Nancy nickte leicht, dann zog auch er seinen Degen aus der Scheide.
    »Nun gut! Doch ich würde vorschlagen, dass wir unsere Degenspitzen mit Korken versehen, damit wir uns nicht gegenseitig abstechen.«
    Aramitz grinste breit und zog dann ein paar Weinkorken aus der Hosentasche. »Das habe ich mir schon gedacht.«
    Zunächst war ich sicher, dass sich der Kampf nicht von anderen Fechtstunden unterscheiden würde. Nancy bestand auf Aufwärmübungen, auch wenn Aramitz einwarf, dass ich die Zeit im Ernstfall nicht haben würde. Die vertrauten Bewegungen taten mir gut, und es freute mich, dass Nancy erkannte, wie viel ich in der Zwischenzeit geübt hatte.
    Doch schon der Beginn des Kampfes unterschied sich von den damaligen Fechtstunden. Anstatt gegen Maître Nancy allein musste ich auch gegen Aramitz antreten.
    Sich gegen zwei Klingen gleichzeitig verteidigen zu müssen, war wirklich etwas anderes. Wo ich einen Mann abwehrte, schnellte der andere vor. Außerdem machte mir meine Verwundung immer noch ein wenig zu schaffen. Ich versuchte, den Schmerz zu ignorieren und die Fechtbewegungen trotz allem in höherem Tempo durchzuführen. Innerhalb weniger Augenblicke war meine Haut von einem kalten Schweißfilm überzogen.
    Ermüdeten die beiden denn nie? Sie waren immerhin älter als ich! Ich musste zumindest Aramitz loswerden, dessen Kampfstil mir ungewohnt war.
    Als ich am Geländer des Mühlenaufganges angekommen war, stürmte ich kurzerhand hinauf. Auf dieser schmalen Passage konnte mich nur einer von ihnen angreifen. Da Nancy vorangestürmt war, folgte er mir auch zuerst.
    Während ich mit der freien Hand Halt am Geländer suchte, wehrte ich die Hiebe des Maître so gut wie möglich ab. Schließlich gelang es mit auch, ihn wieder zurückzudrängen. Aramitz hatte sich inzwischen weiter in den Raum zurückgezogen und wartete darauf, jeden Augenblick wieder anzugreifen. Wieder unten angekommen vollführte ich eine Finte und brachte Nancy dazu, ins Leere zu stoßen. Wir tauschten noch zwei Hiebe aus, dann erkannte ich plötzlich eine Blöße oberhalb seines Arms.
    Während unseres gesamten Unterrichts hatte ich nach solch einer Gelegenheit gesucht! Ich wich der auf mich zuschießenden Klinge mit einem Sprung zur Seite aus und fiel dann sofort in einen Ausfallschritt. Die Klinge glitt über den Arm des Fechtmeisters hinweg, und wenig später traf der Korken seinen Hals. Wäre es die ungeschützte Klingenspitze gewesen, hätte ich sicher seine Schlagader durchtrennt.
    Augenblicklich hielt Nancy inne und sprang erschrocken zurück.
    Hatte ich ihn doch verletzt?
    Beinahe entsetzt blickte er mich an. »Wie habt Ihr das gemacht?«
    Ich sah auf meine Klingenspitze. Der Korken war noch an Ort und Stelle und auch nicht durchstochen.
    »Ich habe gesehen, dass Ihr über dem Arm ungedeckt seid«, gestand ich. »Da habe ich meine Chance genutzt.«
    Nancy sagte nichts dazu und blickte nur zu Aramitz.
    »Habt Ihr ihr das beigebracht?«
    Aramitz schüttelte den Kopf. »Nein, bis heute habe ich nicht einmal miterlebt, wie sie ficht.« Er grinste mich breit an, dann fügte er hinzu: »Aber ich muss gestehen, dass selbst Fechter der Schwarzen Lilie Schwierigkeiten mit der Comtesse haben würden.«
    Nancy schien noch immer nicht glauben zu wollen, dass er einen Stoß seines Schülers nicht hatte parieren können.
    »Könnt Ihr den Stoß wiederholen?«, fragte er.
    Ich lächelte zuversichtlich. »Natürlich.«
    Nancy und ich nahmen wieder Fechthaltung ein. Wir begannen mit einem leichten Angriff, einer Riposte und einer unteren Parade. Ich erinnerte mich noch gut, in welcher Situation Nancy bei meinem Stoß gewesen war, und versuchte, ihn in genau dieselbe Lage zu bringen. Ich war sicher, dass er es merken würde, doch tatsächlich machte er den Fehler noch einmal.
    Blitzschnell stieß der Korken gegen seinen Hals.
    »Bravo!« Aramitz, der uns genau beobachtet hatte, klatschte in die Hände. »Offenbar hat die Schülerin den Meister übertroffen.«
    Nancy warf ihm einen giftigen Blick zu. Doch mich lächelte er an und neigte dann seinen Kopf. »Es wäre mir eine Ehre, wenn Ihr mir

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