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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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würde«, wandte Garos ein.
    Das würde er bestimmt nicht. Aber ich musste den Toten Sühne verschaffen.
    »Wir könnten sie bei uns verstecken«, warf Jules ein. »Wenigstens für eine Weile.«
    Garos starrte ihn entgeistert an. »Was sagst du da?«
    Ich fand die Idee großartig! »Ich könnte mich als Junge verkleiden«, warf ich ein.
    »Da hörst du es, Papa!«
    »Bist du närrisch, Jules?«, entgegnete sein Vater. »Ich bin nur ein einfacher Waffenschmied, der sie kaum beschützen könnte, wenn die Schwarze Lilie sie findet.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit«, beharrte Jules. »Wohin soll sie denn sonst gehen? Auch auf den Straßen von Paris ist es gefährlich.«
    »Messieurs!« Mit diesem Ausruf brachte ich beide zum Schweigen. »Ich bitte Euch, nehmt mich mit nach Paris. Ob Ihr mich nun bei Euch versteckt oder mich der Straße übergebt, ist mir einerlei. Ich will nur in die Stadt, in der ich vielleicht die Mörder meiner Familie finden kann.«
    Vater und Sohn sahen sich an. Garos räusperte sich schließlich.
    »Ich kann das nicht verantworten.«
    »Wenn Ihr fortgeht und mich hierlasst, werde ich ohnehin nach Paris reiten. Dann ist Euer Gewissen nicht leichter. Doch wenn Ihr mich bei Euch in der Schmiede aufnehmt, ist es sicher ungefährlicher.«
    Der Waffenschmied überlegte noch eine Weile. »Euer Vater war stets gut zu mir und hat viel für meine Familie getan«, überlegte er schließlich laut. »Also gut, ich nehme Euch mit und werde Euch für eine Weile bei mir beherbergen. Doch sollte die Schwarze Lilie Euch finden, bringe ich Euch persönlich ins Ausland.«
    »Das soll mir recht sein«, entgegnete ich und reichte ihm die Hand. »Abgemacht?«
    Der Waffenschmied schlug ein.
    Als Garos vom Schlosshof ritt, wandte ich mich an Jules. »Ich werde deine Wunde richtig verbinden. Wir haben Mittel, die verhindern, dass sie sich entzündet.«
    »Nicht nötig, ich …«
    Bevor Jules weitersprechen konnte, zog ich ihn an der gesunden Hand durch die Gänge der Dienstboten. Hier lagen glücklicherweise keine Toten.
    In der Waschküche roch es immer noch schwach nach Lavendel. Meine Kehle schnürte sich zusammen, als ich daran dachte, wie ich hier Antoines Wunde verbunden hatte.
    Ich schob Jules auf den gleichen Platz wie damals meinen Bruder, dann rollte ich seinen Ärmel auf.
    Der Stich war nicht besonders groß, aber tief. Die Kuhurin-Salbe würde ihre Wirkung hier nicht entfalten können. Aber ich hatte noch ein wenig Kräutertinktur.
    »Ihr habt eine Apotheke im Schloss!« Jules betrachtete staunend das Regal mit den Tontöpfchen und Fläschchen.
    »In einer Familie von Fechtern gibt es schnell einmal irgendwelche Blessuren. Mein Vater bestand darauf, diese Mittel im Haus zu haben. Niemand sollte bei einem Übungskampf an einer Wunde sterben.«
    »Ich denke, bei Übungen setzt man einen Korken auf die Klingenspitze?«
    »Natürlich, aber der Degen hat auch eine Schneide. Da bleiben Schnitte nicht aus.« Ich reckte mich nach dem Tonkrug, der eine Tinktur aus Kamille, Salbei und Thymian enthielt. Viel war nicht mehr darin, aber für Jules würde es reichen. »Außerdem musste ich Nähen und Sticken lernen. Glaub mir, das ist noch gefährlicher als Fechten.«
    Vorsichtig zog ich die Wundränder auseinander, damit die Flüssigkeit auch in den Stichkanal einsickern konnte. Anschließend ließ ich die Tinktur hineintropfen.
    Jules verzog stöhnend das Gesicht.
    »Hab dich nicht so!«, fuhr ich ihn an. »Das Mittel verhindert, dass deine Wunde brandig wird. Der Schmerz geht vorüber.«
    »Ihr habt gut reden!« Er kniff noch immer die Augen zusammen. Ich fand seine Grimasse niedlich.
    Ich ging zu der Verbandstruhe, nahm ein Stück Leinen heraus und riss zwei lange Streifen davon ab. Diese wickelte ich um die Wunde.
    »Ich danke Euch.«
    »Keine Ursache.« Unsere Blicke trafen sich. Ich merkte, dass unsere Gesichter nicht einmal eine Handbreit voneinander entfernt waren, und wich zurück.
    »Wir sollten ein wenig nach draußen gehen, in den Garten. Ich halte es in diesen Mauern nicht mehr aus.«
    »Aber wenn Papa mit dem Priester zurückkehrt …«
    »Das Dorf ist ein gutes Stück entfernt, er wird eine halbe Stunde benötigen, bis er dort ist, dann muss er den Père von seinen Pflichten wegholen und auch den Tischler benachrichtigen.«
    Ich legte das übrig gebliebene Verbandszeug wieder in die Kiste zurück und stellte den Krug ins Regal. Dann bedeutete ich Jules mitzukommen.
    Wir liefen durch einen Bogengang an der

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