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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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senkte den Kopf. »Sie sind alle tot. Ihr seid als Einzige übrig geblieben …«
    Ich schloss kurz die Augen. Warum?
    Der Waffenschmied erwartete eine Antwort, fiel mir dann wieder ein. Mein Innerstes erzitterte, während ich berichtete. Plötzlich meinte ich das Klirren der Degen wieder zu hören.
    »Wie konntet Ihr Euch vor den Eindringlingen verbergen?« Die Stimme des Waffenschmiedes bebte.
    »Unter dem Schrank ist ein Geheimgang. Eigentlich sollte ich das Schloss verlassen, aber ich konnte nicht. Ich habe gewartet, bis die Männer fort waren, dann bin ich irgendwie nach oben geklettert.« Daran erinnern konnte ich mich immer noch nicht.
    »Gott hat seine schützende Hand über Euch gehalten, Comtesse.« Der Waffenschmied wandte sich an seinen Sohn. »Jules, du wirst auf die Comtesse aufpassen, während ich ins Dorf reite.«
    »Ihr müsst den König benachrichtigen«, murmelte ich.
    Monsieur Garos legte mir die Hand auf die Schulter. »Alles zu seiner Zeit.«
    Wilde Erregung packte mich plötzlich. Zeit? Die hatte ich nicht! Mit jeder Minute, die verging, entfernten sich die Mörder weiter. »Ich muss an den Königshof! Jemand muss das, was hier geschehen ist, untersuchen!«
    Vater und Sohn tauschten Blicke. Verheimlichten sie mir etwas?
    »Der König wird so oder so von dem Ableben Eurer Familie in Kenntnis gesetzt«, sagte Garos schließlich. »Ihr braucht Euch nicht selbst in Gefahr zu begeben.«
    »Welche Gefahr sollte am Königshof auf mich lauern?« Kein intriganter Höfling hatte Grund, auf unsere arme Familie neidisch zu sein.
    Der Waffenschmied zog etwas aus seiner Tasche und reichte es mir zögernd. »Das habe ich in der Hand der Comtesse gefunden.«
    Er reichte mir einen roten Fetzen, auf dem eine schwarze Lilie eingestickt war. Die Stickerei war ungelenk und zerschlissen. Ich konnte nichts Gefährliches an diesem Stück Stoff entdecken. »Was ist das?«
    »Etwas, das einen Menschen in höchste Gefahr bringen kann.« Garos verstummte kurz. »Das Erkennungszeichen der Schwarzen Lilie.«
    »Die Schwarze Lilie?« Ich hörte diesen Namen zum ersten Mal. »Was soll das sein?«
    »Manche sagen, es sei ein Bund von Phantomen. Andere halten sie für Satansanbeter. Auf jeden Fall sind sie sehr gefährlich. Wer zu viel weiß, wird beseitigt. Auch am Königshof haben sie ihre Spione.«
    Es war kein Geheimnis, dass es in Paris nur so von obskuren Sekten wimmelte. Mein Vater hatte sie als harmlose Spinner abgetan. Welchen Grund sollten Teufelsanbeter haben, unsere Familie auszulöschen? Da musste etwas anderes dahinterstecken!
    »Dann muss der König gegen die Schwarze Lilie vorgehen!«
    »Das wird nicht einfach sein. Wie ergreift man einen Gegner, der nicht zu fassen ist? Sie hinterlassen so gut wie nie Spuren. Eure Mutter hat großen Mut bewiesen, als sie im Todeskampf ihrem Angreifer das Erkennungszeichen abgerissen hat.«
    Ich blickte auf den Stofffetzen in meiner Hand. Neben der Lilie war ein Blutstropfen, so unscheinbar wie ein Fehler im Gewebe. Das Blut meiner Mutter. Ich würde dieses Stück aufheben, bis der Mörder gefasst war.
    »Woher wisst Ihr eigentlich so viel über die Schwarze Lilie?«
    »Paris ist ein Ort, an dem ein Geheimnis nicht lange ein Geheimnis bleibt.« Garos atmete tief durch. »Bitte haltet mich nicht für unverschämt, Comtesse, aber ich rate Euch dringend, das Schloss zu verlassen und Euch zu verbergen. Im Ausland vielleicht. Wenn sie erfahren, dass Ihr überlebt habt, werden diese Männer gewiss versuchen auch Euch zu töten.«
    Jetzt verstand ich, warum Maman mit mir hatte verreisen wollen.
    »Ich kann mich nicht verstecken!«, stieß ich hervor. »Jemand muss dafür sorgen, dass die Mörder gefasst werden.«
    »Das lasst die Sorge des Königs sein. Nur bitte geht fort von hier.«
    Plötzlich kam mir eine Idee. »Und was wäre, wenn mich die Schwarze Lilie für tot hielte?«
    »Die Männer werden wissen, dass sie Euch nicht getötet haben.«
    »Woher? Es wäre doch möglich, dass mich mein Vater als Magd verkleidet hat. Wenn sie hören, dass auch die Comtesse tot ist, werden sie sich anderen Dingen zuwenden. Ich wäre dann frei.«
    »Und was wollt Ihr dann tun?«
    »Nach den Mördern suchen. Es gibt bestimmt Hinweise.«
    In meinen Schläfen pochte es so stark, dass mir übel wurde. Aber ich würde mich von meiner Idee nicht abbringen lassen. Inkognito würde ich nach den Mördern suchen und die Schwarze Lilie zu Fall bringen!
    »Ich weiß nicht, ob Euer Vater das gutheißen

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