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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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hätte die Soutane; die er darunter trug, gereicht, um seine Identität zu verschleiern. Doch er wollte sichergehen, dass ihn niemand erkannte. Zu diesem Zweck trug er unter dem Schlapphut mit der breiten Krempe auch noch eine Maske, die sein Antlitz vollständig verdeckte. Seinen Degen hielt er fest an den Leib gepresst.
    Während er den Eindruck eines frierenden Wandermönches machte – was bei diesem warmen Wetter ein wenig unpassend wirkte, eilte er durch das Quartier Latin. Der Nachtwächter hatte seine Runde längst gemacht, nur eine Katze beobachtete ihn.
    An seinem Ziel, einem etwas windschiefen Haus, angekommen, bemerkte er das kurze Aufflackern einer Kerze. Wie von Geisterhand öffnete sich die Tür. Eine dunkle Gestalt erschien, zog sich aber gleich wieder zurück. Der Mönch wusste jedoch, wer ihn da eingelassen hatte.
    Als er den Raum betrat, vernahm er gedämpftes Murmeln. Der Gastgeber schloss die Tür und bedeutete ihm mitzukommen. Gemeinsam stiegen sie über eine kleine Treppe in den Keller hinab, der im Gegensatz zum Haus hell erleuchtet war.
    Dass dieser Raum von außen nicht eingesehen werden konnte, war für die Anwesenden allerdings kein Grund, ihre Masken abzulegen.
    Der Mönch ließ den Blick über die anderen vier Anwesenden schweifen, dann sagte er: »Ich stelle fest, wir sind vollzählig.«
    Die Männer nickten.
    »Also, berichtet«, forderte ein Mann in einem einfachen braunen Rock ihn auf. Lange braune Locken fielen über seine Schultern.
    »Ich fürchte, die schrecklichen Nachrichten reißen nicht ab«, eröffnete der Mönch den Anwesenden. »Soeben erreichte mich die Kunde, dass der Comte d’Autreville mitsamt seiner Familie gefallen ist.«
    Einer der Männer schnappte entsetzt nach Luft. »Gefallen? Wie?«
    »Die genauen Umstände sind niemandem bekannt. Man kann allerdings davon ausgehen, dass sie einem Überfall zum Opfer gefallen sind. Zumal auch die Bediensteten getötet wurden.«
    »Die Schwarze Lilie«, raunte ein Mann, der sich im Hintergrund hielt.
    »Ja, das ist zu vermuten«, antwortete der maskierte Mönch.
    »Was ist mit der Tochter, ist sie auch …«
    Der Mönch senkte den Kopf. »Auch sie wurde in der Gruft zur Ruhe gebettet.«
    »Dann ist alles vorbei«, murmelte der Mann und ließ sich wieder auf seinen Platz sinken. »Die Schwarze Lilie hat gewonnen.«
    Sein Nebenmann legte ihm die Hand auf die Schulter. »Verzagt nicht, Monsieur! Immerhin kann das Geheimnis nun nicht mehr aufgedeckt werden. Die Schwarze Lilie hat sich selbst eines Druckmittels beraubt. Jetzt sollten wir uns darauf konzentrieren, Isaac wiederzufinden.«
    In den Augen des Mannes, der ein wenig abseits stand, blitzte unbemerkt von den anderen etwas auf.
    Am nächsten Morgen bekam ich kaum die Augen auf. Beinahe die gesamte restliche Nacht hatte ich über die seltsame Nachricht nachgedacht. Suche Hilfe bei Musketieren. Sollte ich diesen Ratschlag beherzigen? Doch wie sollte ich an die Musketiere herankommen? Ich konnte ja nicht einfach ins Hauptquartier stürmen und jemandem den Zettel unter die Nase halten.
    Am Sonntag begaben wir uns wieder in die Kirche. Monsieur und Madame Garos kleideten sich in ihren besten Sonntagsstaat. Auch Jules musste seine Sonntagskleider tragen. Die Gesellen zogen sich saubere Wämse an. Ich saß auf meinem Bett vor Antoines Kleidern und war den Tränen nahe.
    Ich wusste, dass die anderen warteten und dass wir wahrscheinlich nur einen Stehplatz bekommen würden, wenn ich noch länger trödelte. Aber ich brachte es nicht über mich, den Blick von den Kleidern zu lassen, in denen Antoine durch das Schloss gelaufen war. Ich hatte sein rostbraunes Wams mitgenommen, braune Kniehosen und eines seiner Seidenhemden. Jetzt sah ich ihn wieder vor mir, wie er mir über die Wange streichelte, wie er mich neckte und mich über die Felder scheuchte, obwohl Maman es ihm verboten hatte.
    Eine Träne zog eine feuchte Spur über meine Wange.
    Plötzlich kratzte es an meiner Tür.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Jules. »Wir wollen gleich aufbrechen, bist du angezogen?«
    Ich wischte die Träne fort. »Ich komme gleich.«
    Schweren Herzens erhob ich mich und schlüpfte aus meinem Nachthemd. Als ich mich gewaschen hatte, zog ich das Hemd über und stieg dann in die Kniehosen. Ohne meinen Anblick weiter zu überprüfen, lief ich nach unten.
    Draußen wurde ich von den anderen schon erwartet. Da ich als Lehrling galt, musste ich hinter der Familie schreiten, zusammen mit den Gesellen.
    »Sieh

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