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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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schlechtere getragen.
    Jules und ich gingen in Grundstellung, grüßten und nahmen dann Fechthaltung ein. Wir begannen mit einem einfachen Auftakt, indem wir unsere Klingen banden und lösten. Dann führte ich einen einfachen Angriff, den Jules sicher parierte.
    »Bei euch war wohl inzwischen ein Fechtmeister zu Gast«, bemerkte François, während er aus der Tasche ein paar Nüsse zauberte und sie mit bloßen Händen knackte.
    Das Blut schoss mir ins Gesicht. Sah unsere Übung wirklich so gut aus? Vielleicht sollte ich etwas nachlässiger fechten.
    »Wir haben bei den Musketieren zugesehen«, entgegnete ich schnell, bevor Jules die Frage beantworten konnte.
    »Dann musst du aber wache Augen haben, Bursche«, bemerkte Jacques. »Ich habe eine Weile im Heer gedient, und es hat viele Wochen gebraucht, bis ich anständig fechten konnte.«
    Anständig? Was er Jules beigebracht hatte, war nicht einmal für einen Straßenkampf ein besonders guter Stil.
    »Wir laufen jeden Abend dorthin«, sprang mir Jules bei. »Außerdem kann sich Christian sehr schnell etwas merken.«
    Jacques’ Blick wurde bohrend. Ein misstrauisches Zucken spielte um seine Mundwinkel. »Christian scheint wirklich ein aufgewecktes Bürschchen zu sein. Vielleicht wäre er besser in einer Schreibstube in die Lehre gegangen.«
    »Der Umgang mit der Feder liegt mir nicht«, gab ich zurück.
    Wir starrten einander an.
    »Haha, auf den Mund gefallen ist er jedenfalls nicht«, ging François dazwischen. »Lass sie weiterkämpfen, Jacques, eine bessere Unterhaltung bekommen wir heute nicht mehr.«
    »Wir könnten ins Hurenhaus gehen«, schlug Jacques vor.
    »Um dir den letzten Sou aus der Tasche ziehen zu lassen? Gute Huren sind teuer, wie du weißt.«
    Grummelnd verstummte Jacques.
    Ich wandte mich wieder Jules zu, der kurz zwinkerte und dann wieder seinen Degen hob. »En garde!«
    Obwohl ich versuchte mein Können zu verschleiern, kam ich nicht umhin, die eine oder andere Bewegung zu machen, um mich nicht treffen und womöglich verletzen zu lassen. Jacques ließ die Augen nicht von mir.
    Doch es war François, der plötzlich rief: »He, was ist mit deinem Bein? Ist das Blut?«
    Ich sah ihn überrascht an, dann bemerkte ich plötzlich etwas Feuchtes an meinem Schenkel. Mein monatliches Blut!
    Ich lief rot an. Vor Schreck zog sich mein Magen zusammen. Was, wenn die Gesellen hinter mein Geheimnis kamen?
    »Ich habe ihn vorhin verletzt. Hätte nicht gedacht, dass die Spitze Schaden anrichten kann.« Fürsorglich drehte mich Jules herum, um den Fleck zu begutachten. Ich wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken.
    Die Gesellen sahen sich an und lachten dann auf. »Du hast ihn in den Arsch gestochen? Was ist denn das für ein Kampf?«
    Glaubten sie Jules’ Erklärung? Die Situation wurde nicht angenehmer für mich, dennoch blickte ich dankbar zu meinem Retter. Dieser zwinkerte mir kurz zu, dann sagte er: »Wir sollten zurückgehen, damit ich mir deine Wunde einmal ansehen kann.«
    Ich nickte und folgte Jules unter dem Gelächter der Gesellen, die jetzt wohl ihren Weinschlauch leeren würden, in die Stadt zurück.
    »Danke für die Hilfe«, sagte ich, als wir außer Hörweite waren.
    Jules kratzte sich verlegen am Kopf. »Keine Ursache. Ich habe mir gedacht … Ich meine, ich habe schon einmal bei meiner Mutter gesehen, wie …«
    Er verstummte peinlich berührt. Mir war es auch nicht gerade angenehm, über das monatliche Übel zu sprechen. »Schon gut. Es war sehr nett von dir. Ich hätte besser aufpassen müssen.« Ich stockte kurz, dann fragte ich: »Ob die beiden etwas bemerkt haben?«
    Jules schüttelte den Kopf. »Das glaube ich nicht. Dann hätten sie nachgebohrt.«
    Aber ich wurde den Verdacht nicht los, dass sie etwas ahnten. Besonders hinsichtlich Jacques beunruhigte mich das.
    Madame Garos blickte mich verwundert an, als ich in die Küche stürmte. Doch dann ging ihr ein Licht auf. Offenbar hatte auch sie das Blut gesehen. Sie nickte mir zu und stellte keine Fragen. Ich huschte die Stiege zu meiner Kammer hinauf.
    Nachdem ich die Hose ausgezogen hatte, stellte ich fest, dass der Blutfleck wirklich recht groß war. Wahrscheinlich hatte François ihn bei einem Ausfallschritt gesehen.
    Ich legte mir ein altes Tuch, das ich nach meiner Ankunft von Madame Garos erhalten hatte, zwischen die Beine und schlüpfte in neue Beinkleider. Dann weichte ich die andere Hose in meiner Wasserschüssel ein.
    Ob sich die Flecken entfernen lassen würden? Unsere Mägde

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