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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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einigen Stellen ein wenig verfilzt und an einer Stelle etwas angesengt. Wahrscheinlich war sie damit einer Kerzenflamme etwas zu nahe gekommen. Ich fragte mich, warum sie keine Haube oder ein Tuch trug, wie es die meisten Mädchen taten. War ihr Vater zu geizig und riskierte lieber, dass sich die Leute über Haare im Essen oder im Wein beschwerten?
    Ihre schwieligen Hände deuteten darauf hin, dass sie nicht nur am Ausschank arbeitete, sondern auch die Böden und Tische schrubben musste. Wahrscheinlich traf das mit dem Geiz des Vaters zu, denn ich entdeckte im Schankraum keine Magd.
    »So, da ist dein Wein. Ich nehme an, er lässt anschreiben wie immer?«
    Offenbar kannte sie den Musketier gut. Ich grinste verlegen.
    »Ja, es soll mit auf die Rechnung.«
    Amelie seufzte. »Wenn er sie denn je begleicht … Weißt du, dass, wenn er zahlen würde, ich mir drei Kleider und mehrere Hauben kaufen könnte?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Es ist so. Ich schwöre es!« Sie hob die Hand zum Schwur.
    »Dein Vater scheint ein gutes Herz zu haben.«
    Amelie winkte ab. »Nein, mein Lieber, das hat er gewiss nicht. Aber es gibt Menschen, denen schlägt man keinen Gefallen ab. Schon gar nicht einem Musketier.«
    »Hat dein Vater etwa Angst vor Monsieur d’Athos?«
    »Ein bisschen schon«, antwortete sie und legte den Kopf schräg, als wollte sie etwas Bestimmtes an mir entdecken. »Aber das ist nicht der Grund. Mit einem Musketier des Königs kann sich jede Schenke schmücken und damit Kunden anlocken. Manche dieser Hohlköpfe, die du dort auf den Bänken siehst, begeben sich extra hierher, um einen guten Fechter herauszufordern. Musketiere, Gardisten, Edelleute … Wenn sich herumspricht, dass hier gute Fechter zu finden sind, finden sich auch immer Abenteurer, die lebensmüde genug sind, um auf ein Duell mit ihnen zu hoffen.«
    Vielleicht trieben sich hier ja auch Mitglieder der Schwarzen Lilie herum.
    Ich beugte mich über den Tresen und flüsterte: »Sind manchmal auch Leute von irgendwelchen Bruderschaften hier?«
    Amelies Augen weiteten sich. »Welche Bruderschaften meinst du denn?«
    »Na, Sekten wie die Schwarze Lilie.«
    Die Wirtstochter schnappte erschrocken nach Luft. »Diesen Namen darfst du nicht aussprechen! Er bringt Unheil!« Rasch bekreuzigte sie sich.
    Warum wussten alle von der Schwarzen Lilie, bloß ich nicht? Ich wünschte, mein Vater hätte mir davon erzählt.
    »Was ist denn los?«, tat ich überrascht.
    »Du musst wirklich nicht von hier sein, wenn du nichts über sie weißt.« Amelie senkte ihre Stimme weiter. »Sie sollen den Teufel anbeten und Menschen wahllos verschwinden lassen. Jeder, der ihren Zielen im Weg steht, wird beiseitegeräumt.«
    Das kam der Wahrheit schon ein wenig näher.
    »Und welche Ziele sind das?«
    »Das wissen nur die Eingeweihten. Doch welche Ziele sollten solche Männer schon haben? Macht! Und die Herrschaft des Teufels auf Erden.«
    »Amelie!«, brüllte der Wirt durch den Schankraum. »Schwatzt du noch immer?«
    »Ich muss weitermachen, sonst bestraft er mich«, presste sie schnell hervor. »Wenn dir dein Leben lieb ist, verlange besser nicht, allzu viel von diesen Leuten zu wissen. Es ist gesünder für dich.«
    Damit wandte sie sich wieder den Weinfässern zu und zapfte ein paar Becher ab, die sie auf ein hölzernes Tablett stellte. Angestrengt versuchte sie, mich nicht weiter zu beachten.
    Mir blieb nichts anderes übrig, als meinen Krug zu nehmen und wieder zu verschwinden.
    Während ich durch den Schankraum ging, betrachtete ich die Gäste genauer. Wer von ihnen mochte zur Schwarzen Lilie gehören? Der Kerl mit der großen Warze am Kinn, der sich gerade hastig den Inhalt seines Bechers in den Rachen schüttete? Oder der Blonde, der gerade einem hysterisch lachenden Freudenmädchen an den Busen griff? Vielleicht der finstere Mann, der allein in einer Ecke saß und mit hängendem Kopf über seinem Becher brütete?
    Gewiss würden die Mitglieder der Schwarzen Lilie alles tun, um nicht aufzufallen. Und wer weiß, vielleicht war auch niemand von ihnen hier. Da es aber gewiss nicht das letzte Mal war, dass Athos von der ›Melancholie‹ überfallen wurde, würde ich bei meinem nächsten Besuch hier gleich ein wenig genauer hinschauen.
    Die Nachtluft war frisch im Gegensatz zum stickigen Schankraum. Ich atmete tief durch, blickte auf den Krug in meiner Hand und machte mich auf den Weg.
    Als ich um die Ecke biegen wollte, packte mich plötzlich eine grobe Hand an der

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