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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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essen zu holen.
    Als es dunkelte, kehrte Athos zurück. Eingedenk der Pflichten, die unsere Stallknechte hatten, nahm ich ihm das Pferd ab und führte es in den Stall. Basil schnappte natürlich wieder nach mir.
    »Blöde Mähre«, schimpfte ich leise vor mich hin, als ich begann, den Wallach zu striegeln. An seine Hinterhände traute ich mich mit der Bürste allerdings nicht heran, denn ich wollte mir keinen Tritt einfangen.
    Die alte Margot beobachtete meinen Kampf mit Basil und schüttelte zwischendurch den Kopf, als würde sie sich darüber amüsieren. Als ich beiden schließlich die Futterbeutel umgehängt hatte, verließ ich den Stall, froh darüber, die beiden erst am Morgen wiederzusehen.
    Im Haus wartete Athos bereits auf sein Waschwasser. Das hätte ich in den vergangenen Stunden schon holen können, was mir aber nicht in den Sinn gekommen war.
    Während ich mich über mich selbst ärgerte, schnappte ich die Eimer und lief zum Brunnen. Dort musste ich warten, denn vor mir standen zwei Mägde, die es nicht eilig hatten und das Wasser so langsam schöpften, dass in der Zwischenzeit eine Schnecke von hierher bis zum Louvre gelangt wäre.
    Als ich schließlich zurückgehetzt kam, blickte mich der Musketier finster an. Ich senkte schuldbewusst den Kopf. »Verzeiht, Monsieur, ich musste am Brunnen warten.«
    »Du hättest das Wasser auch schon vorher holen können.« Athos schnaufte missmutig. »Man merkt, dass du ein Schmiedelehrling bist und kein Diener. Du magst vielleicht Ahnung haben, wie man das Feuer schürt, aber alles andere lässt zu wünschen übrig.«
    Was sollte ich dazu sagen? Hatte ich denn in den vergangenen Wochen etwas anderes gelernt, als Feuer zu entzünden und Draht und Leder um Waffengriffe zu wickeln? Fechten konnte ich, doch diese Fähigkeit brauchte ich hier nicht. Nähen konnte ich auch, doch Athos hatte nicht einmal bemerkt, dass ich seinen Waffenrock geflickt hatte.
    »Na, mach schon, gieß das Wasser in die Schüssel und füll auch gleich welches in die Kanne. Ich will mir die Haare waschen!«
    Er deutete auf eine bauchige weiße Steingutkanne, die unter der Bank neben der Tür stand. Ich füllte sie und wandte mich dann dem Krug zu. In dem Augenblick, als ich den Eimer anhob, nieste Athos plötzlich. Das Geräusch ging mir durch Mark und Bein, und vor Schreck glitt mir der Eimer aus der Hand.
    Ich schrie auf, als er den Rand der Kanne traf und diese in drei große Stücke zerbrach. Das Wasser platschte auf den Boden, direkt über meine Füße.
    Ich bückte mich sogleich, um die Scherben aufzusammeln. »Bitte, verzeiht, ich …«
    »Scher dich bloß nach oben, sonst vergesse ich mich!«, brüllte Athos und hob die Hand. Ich starrte ihn erschrocken an, dann wirbelte ich herum und rannte nach oben. Dort verschwand ich in der Kammer, die immer noch voller Gerümpel stand. Mit pochendem Herzen setzte ich mich auf das Bett.
    Warum war ich nur so ungeschickt?
    Die Antwort fiel mir sofort ein. Weil ich eine Grafentochter war und kein Diener. Vielleicht war es wirklich keine gute Idee gewesen, hierherzukommen. Nach dem Vorfall mit dem zerbrochenen Krug würde Athos mich bestimmt wieder fortschicken.

8
    Die Zeit, in der ich mich nicht unten sehen lassen durfte, nutzte ich, um ein wenig Ordnung in meiner Kammer zu schaffen. Für meinen Nachfolger, da war ich sicher, aber in diesem Augenblick brauchte ich etwas, das mich beschäftigt hielt.
    Ich räumte die Kisten beiseite und stapelte sie, soweit ich sie tragen konnte, in einer Raumecke. Die schweren ließ ich notgedrungen an ihrem Platz. Es gab auch einige zarte Schächtelchen, wie Papa sie mir manchmal mitgebracht hatte, wenn er in die Stadt gefahren war. Was mochten sie wohl enthalten?
    »Junge!«, tönte es plötzlich die Treppe herauf.
    Ich zuckte zusammen. Wahrscheinlich würde er mich jetzt fortschicken. Alles war umsonst gewesen.
    Wie ein geprügelter Hund schlich ich die Stiege hinunter.
    »Verdammt, Christian, wo steckst du!«
    Er saß am Küchentisch und wirkte, als hätte er dem Wein schon reichlich zugesprochen. Sein Oberkörper hing halb über dem Tisch, seine Rechte umklammerte einen Becher. Die Linke lag in der Nähe des Kerzenhalters. Die Kerze darauf war beinahe heruntergebrannt und Wachs auf den Ärmel des Musketiers getropft.
    Wie hatte er es in so kurzer Zeit geschafft, sich zu betrinken? Oder war er schon bei seiner Heimkehr angetrunken gewesen?
    Angst übermannte mich. Was, wenn er mir betrunken eine Tracht Prügel

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