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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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verpasste?
    »Na endlich!« Der Kerzenschein ließ seine Augen glasig wirken. »Geh in den Roten Hahn und hol mir Wein!«
    Hieß das, ich war nicht entlassen?
    Das fragte ich ihn besser nicht.
    »Bin schon auf dem Weg, Monsieur!«, rief ich und schnappte mir den Krug. Aus Angst, dass sein Ärmel, welcher der Kerze gefährlich nahe war, während meiner Abwesenheit in Flammen aufgehen könnte, schob ich den Kerzenhalter ein Stück von ihm weg. In dem Augenblick ergriff er meine Hand und sah mich an.
    »Bist ja noch da!«
    »Ich wollte gerade gehen.«
    »Bring mir aber ja keinen sauren Rachenputzer mit. Und lass anschreiben, im Roten Hahn gewähren sie mir noch Kredit.«
    Beschämt betrachtete ich den nassen Fleck auf seinem Hemd. Wenn ihn einer seiner Gegner so sehen würde, hätte er gewiss keine Angst vor ihm. Mir tat es weh, zu sehen, wie der beste Fechter von Paris nicht die Kraft hatte, dem Wein zu widerstehen.
    Athos machte sich nichts aus meinen Blicken, er ließ seinen Kopf auf den Arm sinken, als gedächte er, ein Nickerchen zu machen. Wahrscheinlich war das seine Art, auf Nachschub zu warten.
    Der Rote Hahn, so viel hatte ich aus Gesprächen zwischen François und Jacques mitbekommen, war nicht gerade eine der feinsten Adressen. Jules hatte gemeint, dass sich dort in der Nacht allerlei Gesindel herumtrieb. Die Tatsache, dass man Athos dort anschreiben ließ, sprach dafür, dass der Wirt nicht viel Wert auf zuverlässige Kunden legte. Wahrscheinlich nahm er die wenigen ehrenhaften Gäste nach Strich und Faden aus, um einen Ausgleich zu bekommen.
    Da der Degen zu auffällig war, nahm ich Athos’ Parierdolch mit. Damit sollte ich mir aufdringliche Leute vom Hals halten können. Mit dem Krug unter dem Arm und dem Mantel meines Herrn um die Schultern verließ ich das Haus.
    Als ich die Straße hinauflief, überkam mich auf einmal das Verlangen, zur Schmiede zu laufen. Sie war nicht weit weg von hier, und in seiner Trunkenheit würde Athos sicher nicht merken, wenn ich ein paar Minuten später kam. Gewiss würde die Schenke um diese Zeit voll sein.
    Während ich noch überlegte, bemerkte ich plötzlich einen Schatten. Als ich aufsah, zog er sich rasch hinter eine Hausecke zurück. Dass dort jemand war, sagten mir jetzt auch meine Ohren. Vielleicht glaubte er, ich würde ihn nicht hören, auf jeden Fall machte er sich keine Mühe, leise zu sein. Wer war der Kerl? Ein Mitglied der Schwarzen Lilie? Wollte er zu Athos?
    Vielleicht sollte ich meinen Herrn warnen.
    Eine Weile stand ich auf der Straße, ohne dass sich der Schatten rührte. Mein Verfolger atmete nur leise rasselnd vor sich hin.
    Da der betrunkene Athos sich gewiss nicht gegen diesen Kerl wehren konnte, wenn dieser wirklich vorhatte, ihn zu überfallen, kehrte ich zur Haustür zurück, schloss ab und nahm den Schlüssel an mich. Da die Fenster ohnehin klemmten und nicht groß genug für einen erwachsenen Mann waren, würde niemand auf diesem Wege ins Haus kommen können.
    Das Dumme war jetzt nur, dass ich genau in die Richtung gehen musste, wo sich der Fremde befand.
    Ich schlug meinen Mantel um den Arm, wie ich es bei Maître Nancy gesehen hatte, als wir auf das Thema Finten kamen, und umklammerte den Dolchgriff fester. Das Kämpfen mit dem Messer hatten wir nicht geübt, weil mein Vater der Meinung war, der Degen würde für mich genügen. Aber ich fühlte mich mutig genug, auch den Parierdolch zu führen.
    Dennoch klopfte mir das Herz bis zum Hals, als ich bei dem Haus ankam, hinter dem er sich verborgen hatte. Ich atmete tief durch, versuchte meine Angst zu verbergen und schritt dann munter weiter. Das Rasseln seines Atems war immer noch zu hören, doch als ich mich zur Seite wandte, stellte ich fest, dass sich der Mann zurückgezogen hatte. Wahrscheinlich hatte er das Haus umrundet oder sich hinter der Wassertonne verborgen. Einen Angriff schien er aber nicht zu planen, sonst wäre er schon aus seinem Versteck gesprungen.
    Ich setzte meinen Weg fort, lauschte aber weiterhin auf den rasselnden Atem. Er entfernte sich langsam, was ich als Zeichen nahm, dass er nicht vorhatte, mich zu verfolgen.
    Auf dem restlichen Weg zur Schenke im Quartier Latin blieb ich weiterhin wachsam. Doch weder hörte ich den Atem noch fiel mir erneut ein Schatten auf.
    In der Nähe der Schenke, aus der mir der Lärm schon von Weitem entgegentönte, konnte ich allerdings nicht mehr lauschen. Ein paar Betrunkene torkelten mir entgegen und stießen mich zur Seite, sodass ich

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