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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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war. »Nein. Sie ist auch so meine Königin.«
    Athos murmelte darauf etwas, das ich nicht verstand.
    Wahrscheinlich konnte ich heute Abend wieder hinaus in die Kälte und Wein holen.
    Nachdem er eine Weile über seinen Gedanken gebrütet hatte, erhob sich Athos und ging, ohne ein Wort zu verlieren, in seine Schlafkammer. Ich aß noch etwas von der Grütze, doch der Appetit war mir auf einmal vergangen. Ich schob die Schüssel zur Tischmitte und starrte in den Topf. Vielleicht sollte ich ihn bedecken und draußen in den Schnee stellen, dann würde die Grütze auch noch am nächsten Tag frisch sein.
    Da Athos sich auch eine Stunde später nicht blicken ließ, beschloss ich, aufzuräumen und Feierabend zu machen.
    »Du wirst mich heute ins Hauptquartier begleiten«, eröffnete mir Athos am nächsten Morgen, als er aus seiner Schlafkammer kam.
    »Aus welchem Grund?« Wollte er mich etwa zu den Kadetten stecken?
    »Ich will nicht, dass du dich heimlich aus dem Haus stiehlst. Die Zeiten sind gefährlich, und du weißt, was mit meinem letzten Diener passiert ist.«
    Woher wusste er, dass ich mich aus dem Haus stahl? Ich errötete. Gleichzeitig wurde ich unruhig. Warum wies er mich auf das Schicksal seines Dieners hin? War es für mich wirklich so gefährlich geworden? War er deshalb gestern so schweigsam gewesen?
    »Zieh dich manierlich an, so kommst du mir nicht mit in die Kaserne. Du kannst ein paar meiner Sachen haben, sofern du hineinpasst.«
    Mit gemischten Gefühlen beobachtete ich, wie Athos ein paar Kleidungsstücke aus seiner Schlafkammer holte.
    Bereits auf dem Weg in die Champagne waren wir nur knapp einem Anschlag entronnen. Was würde seine Feinde davon abhalten, es wieder zu versuchen?
    Nachdem ich mich umgezogen und Monsieur d’Athos seinen Waffenrock übergeworfen hatte, verließen wir das Haus und ritten zum Hauptquartier der Musketiere. Die alte Stute hatte es bei diesem kalten Wetter noch weniger eilig als sonst, also blieb ich ständig hinter meinem Herrn zurück.
    »Christian, wo bleibst du?«, rief der Musketier, als er mein Zurückfallen bemerkte.
    »Die alte Margot hat keine Lust zum Galopp«, antwortete ich, während ich versuchte, den Schimmel mit sanftem Schenkeldruck zum Laufen zu bringen. Ich hätte ihr auch die Hacken in die Flanken stoßen können, aber ich wollte ihr nicht wehtun.
    »Dann gib ihr doch die Sporen.«
    »Ihr wisst, dass das nicht viel bringt. Auf dem Weg nach Rocroi war sie auch nicht schneller. Ganz im Gegenteil.«
    »Dann rede ihr gut zu.«
    Manchmal hatte Athos wirklich Humor. Wusste er denn nicht mehr, warum er der alten Margot das Gnadenbrot gab? Hatte er denn bei dem Ritt in die Champagne nicht mitbekommen, dass sie kein feuriges Ross mehr war? Durch den Schuss, der damals aus nächster Nähe auf uns abgefeuert worden war, war sie sogar noch schwerhöriger geworden und damit als Reittier vollkommen ungeeignet.
    Nach einer Weile war Athos schon so weit entfernt, dass ich ihn in der Menge kaum noch ausmachen konnte. Doch schließlich wurde er von dichtem Gedränge aufgehalten. Eine Menschentraube bildete sich um etwas, das man von Weitem nicht erkennen konnte. Als die lauten Schreie eines Esels durch die Straße hallten, ahnte ich den Grund.
    Ein Ausspruch meines Vaters kam mir wieder in den Sinn. Nur Pferde lassen sich zu Tode schinden, hatte er immer gesagt, ein Esel jedoch, der von den meisten für dumm gehalten wird, bleibt, wenn es ihm zu viel wird, einfach stehen und rührt sich nicht mehr von der Stelle.
    Das musste wohl dem Lenker eines Eselskarrens passiert sein.
    »Platz da für einen Musketier des Königs!«, rief Athos ungehalten, doch die Menge zeigte sich unbeeindruckt.
    »Nur wenn der Musketier des Königs den Esel überreden kann, wieder zu laufen!«, rief einer der Männer spöttisch. Die Menge brach in Gelächter aus. Athos kümmerte das nicht.
    »Pass auf mein Pferd auf«, sagte er zu mir, nachdem er sich umgesehen und festgestellt hatte, dass ich wieder neben ihm war. Dann stieg er aus dem Sattel und drängte sich durch die Menge. Hämische Kommentare begleiteten ihn, doch er ging hoch erhobenen Hauptes an den Spöttern vorbei. Schließlich schloss sich die Menge um ihn. Die Leute reckten den Hals. Hier und da blitzte noch sein blaues Wams auf, doch dann verlor ich ihn aus den Augen. Der Esel schrie noch immer.
    »Was will der schon machen?«, spottete einer der Zuschauer.
    »Vielleicht fordert er ihn zum Duell!«
    »Oder er redet ihm gut

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