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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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Gott hatte ein Einsehen mit ihr. Bevor ihr Gatte sie zurückbeordern konnte, setzten die Wehen ein. Anna schaffte es, ihren Hofdamen zu entkommen. Die Hebamme, die sich als Schwester getarnt im Kloster aufgehalten hatte, war sofort zur Stelle und entband sie von einer Tochter. Als Anna sah, dass das Mädchen ihrem Gemahl kein bisschen ähnelte, setzte sie ihren Plan in die Tat um. Das Mädchen wurde gegen eine Totgeburt ausgetauscht, welche die Hebamme besorgt hatte. Die kleine Prinzessin schaffte man fort, in die Obhut eines Mannes, der ebenfalls Kinder hatte und bei dem weiterer Zuwachs nicht auffallen würde.«
    Meine Hände wurden auf einmal eiskalt. Eine nie gefühlte Nervosität überkam mich.
    »Und ihr wart dort?«
    »Ich, Troisville, der Comte d’Autreville und Rodolphe Blanchet. Der ursprüngliche Lilienpakt. Der Comte d’Autreville erklärte sich bereit, die Last auf sich zu nehmen und Euch als seine Tochter auszugeben. So wurde aus der namenlosen Tochter der Königin von Frankreich und des Ersten Ministers von England die Comtesse Christine d’Autreville.«
    Ich fühlte mich, als hätte mich ein furchtbarer Schlag getroffen. Mir wurde übel.
    »Ich habe Athos vor drei Jahren eingeweiht, damals war er gerade bei den Musketieren eingetreten. Mein Sohn wusste bereits Bescheid, wenig später wurde Isaac de Porthau in den Bund aufgenommen. Wir Alten spürten, dass die Verfolger näher kamen, und hielten es für gut, wenn es eine neue Generation des Lilienpaktes geben würde. Das Schicksal hat euch zu diesen Männern geführt, wie es scheint.«
    Jetzt wurde mir klar, warum wir so selten Besuch empfangen hatten. Warum es keine Bälle gegeben hatte. Es hatte nicht an unserem geringen Status gelegen oder weil wir keine Verbindungen zum Könighaus hatten. Unsere Verbindungen waren einfach zu gut gewesen. Und die Armut der d’Autrevilles war ganz einfach nur Fassade gewesen. Der Mantel, unter dem ich verborgen wurde wie eine geheime Waffe.
    »Ihr tragt einen Degen bei euch, wie ich sehe.«
    Gelähmt und verwirrt, wie ich war, reagierte ich nicht auf seine Worte. Aber das schien dem alten Aramitz nichts auszumachen. Er redete einfach weiter.
    »Euer wahrer Vater, der Herzog von Buckingham, war ebenfalls ein sehr guter Fechter und auf Degen versessen. Er ließ sich von seinem Hofschmied regelmäßig neue Klingen mit gewissen Zusatzfunktionen anfertigen. So besaß er Degen mit eingearbeiteten Dolchen und Pistolen, Rapiere und Degen mit Hohlgriffen, in denen er Nachrichten transportieren konnte und so weiter. Sein Einfallsreichtum war grenzenlos.«
    Es dauerte eine Weile, bis seine Worte zu mir vordrangen.
    Degen mit Hohlgriffen … Hatte mein Degen etwa Buckingham gehört?
    »Das hat ihn aber leider auch nicht davor bewahrt, ermordet zu werden«, setzte Aramitz hinzu.
    Ich erinnerte mich noch gut daran, wie mein Vater bei Tisch davon berichtet hatte, dass Buckingham von John Felton, einem Soldaten aus seiner Truppe, der sich um seinen Sold betrogen fühlte, ermordet worden war.
    Charles d’Aramitz’ Miene verfinsterte sich. »Mein Sohn hat leider recht. Doch entgegen der Vermutung, dass John Felton zugestochen habe, weil er sich angeblich übervorteilt fühlte, glauben wir, dass die Schwarze Lilie ihn angeworben hat, um den Herzog aus dem Weg zu räumen. Buckingham wäre sonst zu einer Gefahr für Richelieu geworden.«
    »Also hat die Schwarze Lilie etwas mit dem alten Kardinal zu tun?«
    In meinen Augen war das nur folgerichtig, denn Richelieu hatte die Königin und auch Buckingham gehasst.
    »Sagen wir es so, man kann Richelieu nichts nachweisen, doch der Verdacht liegt nahe. Und wir glauben auch, dass einer seiner Schüler den Geheimbund fortführt.«
    Ich konnte es nicht fassen. Zunächst überkam mich eine furchtbare Schwäche, dann wurde mir schwindelig. Ich klammerte mich an der Tischkante fest, konnte aber nicht verhindern, dass ich zur Seite kippte. Die Welt drehte sich in einem furchtbaren Tempo um mich herum.
    Plötzlich waren Aramitz’ Hände da. Sie hielten mich fest. Seine Wärme umgab mich und sein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren. Ich klammerte mich an ihn wie an ein rettendes Seil.
    »Es ist alles ein wenig viel für sie«, sagte er. »Sie sollte sich ein wenig ausruhen.«
    Sein Vater schien einverstanden zu sein, denn sogleich hob Aramitz mich vorsichtig hoch. Die Welt verschwamm noch immer vor meinen Augen: Ich wurde auf eine weiche Unterlage gebettet, die nach Stroh und Wiesenblumen

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