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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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ausfindig zu machen. Der Kerker könnte überall in Paris sein – oder vielleicht sogar außerhalb der Stadt. Wie Ihr gehört habt, spionieren meine Diener für mich, doch selbst ihnen ist es nicht gelungen, Isaacs Aufenthaltsort ausfindig zu machen.«
    »Und hättet Ihr nicht …« Ich stockte, als ein paar Männer um die Ecke bogen. Sie waren in dicke Mäntel gehüllt und ihre Gesichter waren unter breiten Hutkrempen verborgen. Scheinbar achtlos gingen sie an uns vorüber, doch ich redete erst weiter, als sie wieder verschwunden waren.
    »Und hättet Ihr nicht einen von ihnen gefangen nehmen und ebenfalls befragen können?«
    Aramitz schüttelte den Kopf. »Männer, die für die Schwarze Lilie arbeiten, müssen sich an einen Kodex halten. Dieser verlangt von ihnen, sich selbst zu töten, wenn sie in Gefangenschaft geraten. Bislang hat sich noch jeder von ihnen daran gehalten.«
    Bei unserer Rückkehr wurden wir bereits von der Totenfrau erwartet. Sie und ihre Gehilfinnen räumten gerade die Tücher beiseite, die sie benutzt hatten, um die Leiche zu waschen.
    Die Frauen grüßten uns stumm und würdigten uns dann keines weiteren Blickes mehr. Aramitz bezahlte die Totenfrau, die daraufhin ihre Gehilfinnen aus dem Haus scheuchte.
    Ich ließ mich am Küchentisch nieder. Ich brachte es nicht über mich, Aramitz ins Sterbezimmer zu folgen. Ein süßlicher Geruch strömte mir in die Nase, während ich auf die Tischplatte starrte.
    Auf einmal kam mir ein Gedanke. Ich musste Jules von dem, was geschehen war, erzählen! Zwar würde er mich nicht vermisst haben, aber Gerüchte verbreiten sich in der Stadt schneller als der Wind. Wenn er von Athos’ Tod hörte, würde er sicher glauben, mir sei ebenfalls etwas zugestoßen.
    »Ruht Euch ein wenig aus«, sagte Aramitz, als er wieder aus dem Sterbezimmer kam, und legte mir die Hand auf die Schulter. »Ihr habt eine lange Nacht hinter Euch.«
    »Und was ist mit Euch?«
    »Ich werde bei Euch wachen.«
    Lieber wäre ich wieder nach Hause, das heißt, in Athos’ Haus, gegangen, aber meine Beine trugen mich nicht mehr. Mein Vorsatz, Jules Bescheid zu geben, war stark, aber nicht stark genug, um meinen Körper zum Weitermachen zu zwingen. Noch nicht.
    Ich begab mich also in die Kammer, die Aramitz mir bereitstellte und die wohl als eine Art Gästequartier diente. Ich schälte mich aus dem Mantel und hob dann das Hemd an, um den Verband zu begutachten. Die Leinenbinden waren unbefleckt, was mich dazu ermutigte, mir auch die Wunde anzusehen.
    Vorsichtig wickelte ich den Stoff ab und zog ihn schließlich von einem großen blauen Fleck an meinem linken Rippenbogen. Der Bluterguss war faustgroß und hatte die Form eines Ahornblattes. In seiner Mitte prangte ein münzgroßes, dunkelrot verschorftes Loch. Der Bolzen hatte mein Herz um eine ganze Handbreit verfehlt. Da ich keine Schwierigkeiten beim Atmen hatte, hatte er offenbar lediglich die Rippe getroffen.
    Nein, die Schwarze Lilie hatte mich zu dem Zeitpunkt nicht töten wollen. Sonst hätten sie genauer gezielt.
    Nachdem ich den Verband wieder angelegt hatte, schlüpfte ich in das Nachthemd, das ich in der Truhe vor dem Bett fand. Die Bettdecke fühlte sich klamm an. Ich starrte in das graue Morgenlicht und wartete auf den Schlaf.

6
    Bereits am folgenden Nachmittag fand die Beerdigung von Armand de Sillègue d’Athos statt.
    Gegen Mittag weckte mich Aramitz und legte mir ein paar schwarze Kleider aufs Bett. Jungenkleider, allerdings welche von der feineren Sorte. Beim Anziehen erinnerte ich mich wieder an die Frotzeleien von Jacques. Doch das Geschehen von damals berührte mich nicht mehr.
    »Nehmt besser Euren Degen mit«, legte mir Aramitz ans Herz. »Für alle Fälle.«
    »Glaubt Ihr, dass sich jemand von der Schwarzen Lilie blicken lässt?«
    »Wir müssen davon ausgehen, dass sie überall sind«, antwortete er knapp und warf seinen Mantel über.
    Zusammen mit einigen Kameraden fanden sich Aramitz und ich in Saint-Sulpice ein, zu dessen Kirchspiel mein Dienstherr ebenso wie Monsieur Garos gehört hatten.
    Als ich den Blick durch das von Weihrauch und Fackellicht erfüllte Kirchenschiff schweifen ließ, entdeckte ich Monsieur de Troisville, der Aramitz kurz zunickte und dessen Blick dann an mir hängen blieb. Wusste er bereits, wer ich war? Ich rechnete damit, dass er zu uns kommen würde, aber er blieb auf seinem Platz.
    War er auch bei der Bestattung von Monsieur Blanchet zugegen gewesen? Wie war dessen Beerdigung überhaupt

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