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Der Lilienpakt

Der Lilienpakt

Titel: Der Lilienpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corina Bomann
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die Trauer Euch innerlich verbrennen, doch Ihr könnt kämpfen. Euer Ziehvater ist nicht umsonst gestorben, denn er hat etwas hinterlassen, mit dem die Schwarze Lilie unmöglich rechnen kann.«
    Es sei denn, der Verräter wusste von meiner Ausbildung.
    Ich ging in Gedanken die Menschen durch, mit denen ich zu Hause in Berührung gekommen war. Maître Nancy? Nein, der hätte mich nie und nimmer verraten. Außerdem bezweifelte ich, dass er von der Schwarzen Lilie wusste. Rodolphe Blanchet?
    Er wusste, dass ich fechten konnte, doch er war mittlerweile ebenfalls tot. Troisville? Er kannte meinen Vater, doch er war das letzte Mal in unserem Schloss gewesen, als ich noch ein kleines Mädchen war. Meine Erinnerung an ihn war so verschwommen, dass ich ihn damals vor dem Tor des Hauptquartiers nicht wiedererkannt hatte.
    »Fühlt Ihr Euch stark genug, um aufzustehen?«, fragte der alte Aramitz nun. »Ich würde Euch gern meine Gastfreundschaft anbieten, doch ich fürchte, dass ich Euch im Fall der Fälle nicht so gut verteidigen könnte, wie es mein Sohn vermag.«
    Ich nickte und setzte mich auf. Der Schwindel war verflogen. Nur ein Brennen in meiner Brust und ein flaues Gefühl in meinem Magen waren noch da. Doch das war mittlerweile keine Trauer mehr, sondern Hass und Zorn.
    »Mein Sohn wird Euch nach Hause begleiten, während ich unsere Freunde benachrichtigen werde. Viele Mitglieder hat der Lilienpakt nun nicht mehr, aber die wenigen, die noch da sind, werden alles tun, um Euch zu schützen.«
    Vielleicht sollten wir eher etwas unternehmen, um die Schwarze Lilie zu vernichten. Das sprach ich aber nicht laut aus. Vielleicht würde irgendwann die Zeit kommen, in welcher der Lilienpakt stark genug war, um den Kampf wieder aufzunehmen.
    Nachdem wir uns von seinem Vater verabschiedet hatten, kehrten wir zu Aramitz’ Haus zurück. Der Schnee knirschte unter unseren Stiefeln, und die Luft war immer noch schneidend kalt. Aber der dichte Schneefall hatte aufgehört. An den Rändern des Himmels zeichnete sich das erste Morgenrot ab. Ein paar Menschen kamen uns entgegen, was mich dazu veranlasste, den Hut etwas tiefer ins Gesicht zu ziehen.
    »Was meint Euer Vater mit dem Verrat? Warum hat er Euch dabei so seltsam angesehen?«
    Aramitz senkte seufzend den Kopf. »Es geht um Isaac.«
    »Welchen Isaac?«
    »Meinen entfernten Cousin.«
    »Er soll mich verraten haben? Aber wie hätte er das tun sollen? Ich kenne ihn doch überhaupt nicht!«
    »Er ist seit gut einem halben Jahr verschwunden. Wir nehmen an, dass er von der Schwarzen Lilie entführt und gefoltert wurde, um das Geheimnis preiszugeben.«
    Erschrocken blieb ich stehen. »Die Schwarze Lilie konnte ein Mitglied des Lilienpaktes gefangen nehmen?«
    »Auch wir müssen einmal schlafen. Auch wir sind im Schlaf so schutzlos wie Kinder. Und auch unsere Fenster sind nicht immer dicht.«
    »Ihr meint, sie haben ihn im Schlaf aus seinem Haus getragen?« Das schien überhaupt nicht zu einem Musketier des Königs zu passen. Athos hatte seine Schlaflosigkeit mit Alkohol betäuben müssen.
    »Nein, aber sie haben ihn im Schlaf überrascht und wahrscheinlich niedergeschlagen. Wir haben in seiner Wohnung Spuren eines Kampfes entdeckt. Er muss sich bis aufs Blut gegen seine Häscher gewehrt haben, denn auch Blutspuren haben wir gefunden. Die Schwarze Lilie hinterließ uns ihr Erkennungszeichen, damit wir wissen, dass sie uns jetzt in der Hand hat.«
    »Wenn er sich bis aufs Blut gewehrt hat, wird er euch sicher nicht verraten haben.«
    Aramitz schnaubte bitter. »Die Schwarze Lilie hat so ihre Methoden. Die Männer, die Eure Familie überfallen haben, müssen Stümper gewesen sein. Ihr habt gehört, in wem wir den Ursprung der Schwarzen Lilie vermuten. Diesem Mann war die Inquisition gut bekannt, und sicher haben seine Anhänger diese Mittel noch nicht vergessen.«
    »Wann wurde Euer Cousin denn entführt?«
    »Anfang Mai. Das müsste kurz vor dem Überfall auf Euch gewesen sein.«
    Ich nickte beklommen. War es wirklich so? Welche Qualen der arme Teufel erlitten haben musste, um das Geheimnis preiszugeben.
    »Und ihr habt nicht versucht ihn ausfindig zu machen? Immerhin ist seitdem mehr als ein halbes Jahr vergangen. Vielleicht ist er gar nicht mehr am Leben.«
    »Davon gehen wir aus, wenngleich ich im Stillen hoffe, dass er trotz allem noch lebt. Nur er kann Licht ins Dunkel bringen. Und was die Versuche, ihn zu befreien, angeht, so ist es nahezu unmöglich, die Verstecke der Schwarzen Lilie

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