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Der Lilienring

Titel: Der Lilienring Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ab.«
    Ursula Raabe legte das rote Samtkissen auf den Tisch. Darauf befand sich ein wirklich ausgefallenes Collier. Es bestand aus sieben Gemmen, Intaglienarbeiten in schwarzem Onyx, in filigranes Gold gefasst.
    »Erstaunlich.«
    Rosemarie beugte sich darüber, und auch Marie-Anna trat näher.
    »So etwas habe ich in ähnlicher Form bisher nur bei einigen römischen Schmuckstücken gesehen«, stellte sie fest. »Aber die Fassung scheint mir sehr neuzeitlich.«
    »Kein antikes Collier demnach.«
    »Nein«, fügte Rosemarie bestimmt hinzu. »Möglicherweise die Gemmen, nicht die Fassung. Älter als zehn Jahre wird sie nicht sein. Diese Art Ornamente werden noch nicht lange hergestellt.«
    »Sie hören, Herr Bretton?«
    »Mir ist es als antik verkauft worden.«
    »Ich kaufe es Ihnen aber nicht als antik ab.«
    »Das bedauere ich, aber ich werde wohl andere Käufer finden.«
    »Trauen Sie denen ebenfalls einen gewissen Sachverstand zu?«
    »Valerian, Ihre beiden Sachverständigen bezweifeln
nicht das Alter der Gemmen!«, bemerkte Ursula spitz.
    »Sehr richtig, Herr Raabe.«
    »Nun gut, ich kaufe Ihnen die Gemmen ab. Zu einem angemessenen Preis. Meine Damen...«
    Marie-Anna und Rosemarie nickten dem Besucher zu, zogen sich lautlos zurück und schlossen die Tür hinter sich.
    »Oh!«, entfuhr es Rosemarie.
    »Tja, Markus Bretton ist beeindruckend.«
    »Ihr kennt euch. Ich habe seinen Blick gesehen. Ist er der – Freund?«
    »Nein. Aber ich kenne ihn flüchtig. Dein Onkel hat sehr Recht, wenn er misstrauisch seinen Angeboten gegenübersteht. Markus Bretton verfügt über eher dubiose Quellen.«
    »Andererseits sind die Gemmen wirklich schön. Ich würde sie mir gerne näher betrachten.«
    Sie kamen noch in der nächsten Stunde dazu.
    »Ich danke Ihnen für die Unterstützung, meine Damen. Hier ist das Objekt. Ich erwarb es zu einem passenden Preis.«
    Die schwarzen Steine schimmerten dramatisch auf dem roten Samt.
    Marie-Anna griff zur Lupe: »In der Mitte Jupiter, in den Wolken thronend, majestätisch, den Blitze schlagenden Stab in der Hand.«
    »Rechts daneben die Gemme mit der flammenden Sonnenscheibe und links die des Mondes«, beschrieb Rosemarie.
    »Neben der Sonne Mars, mit Schwert, Lanze und Schild, ziemlich spärlich bekleidet. Ebenso wie Venus zur Linken des Mondes. In ihrer Hand der Spiegel.«
    Valerian Raabe fügte hinzu: »Der flügelfüßige Merkur ganz rechts und links außen der strenge Saturn
mit Sense und Sanduhr. Ein Planetencollier. Es heißt, Kaiserin Josephine habe solches Geschmeide in Mode gebracht. Ihre Beurteilung war richtig. Über die Herkunft kann ich jedoch nur spekulieren. Wir nehmen es nicht in die Sammlung mit auf. Meine Frau wird es tragen.«
    Als er gegangen war, murmelte Rosemarie: »Wahrscheinlich lässt sie sich eine rote Samtrobe dazu machen.«
    »Auf dem roten Sofakissen sahen sie doch prächtig aus.«
    »Eben.«
    Marie-Anna und Rosemarie kicherten. Die derzeitige Mode, die ohne Korsagen und heimliche Stützen getragen wurde, unterstrich schlanke, zierliche Figuren. Derart üppige Gestalten wie die von Ursula Raabe brachte sie eher unvorteilhaft zur Geltung.
     
    »Und hiermit endet das erste Tagebuch der Marie-Anna.«
    »Und es könnte den schönen alten Titel tragen: ›Im Hause des Kommerzialrats‹.«
    »Eugenie Marlitt, genau. Oder war es die Courts-Mahler?«
    »Wovon sprecht ihr?«, wollte Cilly wissen.
    »Von zwei berühmten Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts. Bekannt als Massenproduzentinnen von Schmachtromanen. Ich gestehe, sie in meiner sündigen Jugend ebenfalls verschlungen zu haben.«
    »Du auch? Ich fand es immer so ermutigend, wenn diese armen Komtesschen hinterher doch das ihnen vorenthaltene Vermögen und ihren heimlichen Geliebten bekamen. Ganz wie im richtigen Leben.«
    »Andererseits haben beide Autorinnen dazu zeitauthentische Sittengemälde geliefert. So völlig verachten sollte man diese Werke nicht. Der Gefühlsüberschwang
mag zwar manchmal mit ihnen durchgaloppiert sein, aber die Atmosphäre stimmt.«
    »Und wir haben auch mal wieder alle Beteiligten beisammen, nicht wahr? Sogar der Ring ist aufgetaucht.«
    Cilly schien sehr befriedigt darüber.
    Ich genauso.
    »Gut, ich werde mich also diese Woche auf das nächste Heft stürzen. Für euch hätte ich hier eine Einladung zum Ball und weitere Zeitungsartikel. Wollt ihr daraus etwas machen?«
    »Au ja, gib her. Wann hast du das zweite Tagebuch fertig gelesen?«
    »Cilly, wir hatten uns auf die

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