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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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der Irak oder die Emirate, würde eine Landeerlaubnis erteilen, und sie würden bei Verstoß sofort schießen. Die Piloten flogen in den Tod. Der Premier schloss die Augen. Dann lehnte er sich vor, blickte in die Runde und gab seine Entscheidung bekannt.

Frankfurt am Main, 21. 06., 22.01 Uhr CET
    In Wirklichkeit erkennen wir nichts; denn die Wahrheit liegt in der Tiefe.
    Aus: Demokrit, Fragment 117
     
    »Alles ist echt. Schrift, Form, Material und zeitliche Zuordnung stimmen. Das Fundstück ist echt!« Ivan Poch hatte sich zwei Stunden in sein Arbeitszimmer mit diversen Apparaturen zurückgezogen und sich nun wieder zu seinen Gästen in das Wohnzimmer begeben.
    Poch setzte sich mit einem langem Seufzer in einen tiefen Sessel. Es war, als ob er Luft ablassen müsste. »Das wird jetzt etwas länger dauern. Wenn Sie die Ruhe haben, können Sie viel lernen und sind der Lösung Ihres Rätsels näher, als Sie sich vorstellen können.«
    Die vier hatten einen langen Tag der Aufregung hinter sich und warteten angespannt auf das, was dieser alte Herr ihnen zu sagen hatte.
    »Ist den Herren der Begriff der Kalligrafie schon einmal untergekommen?«
    »Den Herren bestimmt, mir noch nicht.« Regina konnte sich diese Bemerkung nicht verkneifen. Sie hatte von Anfang an Pochs Abneigung ihr gegenüber wahrgenommen.
    »Sie können es auch Schönschreiben nennen«, kam es herablassend aus dem Sessel. »Die Kunst der Kalligrafie hat im Islam eine besondere Stellung. Sie ist eng mit dem Koran verbunden, und zwar auf zweierlei Weise.« Er schloss die Augen und begann zu dozieren. »Der Koran ist das einzige Zeugnis der göttlichen Offenbarung. Mohammed hat die Worte Allahs mündlich überliefert, vermutlich war er des Lesens und Schreibens nicht mächtig. Aber seine Gefährten sollen es schriftlich festgehalten haben. Die Frage ist: Haben sie das wirklich getan? Wie dem auch sei: Jeder Kalligraf, der den Koran abschrieb, wusste also, dass er Gottes Worte übertrug. Diese Worte waren immer allen Kopisten des Korans Ansporn, sich in ihrer Kunst von der himmlischen Schönheit leiten zu lassen. Das heißt, man hat es nicht einfach so hingeschrieben, sondern versucht, die göttliche Kraft über die Kunst des Schreibens zu vermitteln.«
    Regina gähnte heimlich, aber laut hinter Jans Rücken.
    »Es wird auch für Sie bald spannender, Werteste«, erklärte Poch mit geschlossenen Augen. »Arabische Kalligrafie gab es in allen Formen, auf Moscheen und Kunsthandwerken. Aber keine war so schön und eindrucksvoll wie die, die seit dem 8. Jahrhundert mit einer einfachen Rohrfeder auf Papyrus oder später Papier gebracht wurde. Der erste Koran auf Papier wurde im Jahre 1001 in Bagdad geschrieben, fast vierhundert Jahre nach Mohammeds Tod in Medina. Bis dahin wurde der Koran in einer Schrift, dem Kufi, verfasst, und zwar auf Pergament. Es ist eine eckige Schrift mit klaren Konturen, die auch in so kleinen Formaten, wie dem hier vorliegenden, monumental wirkt.«
    Jan beugte sich vor. »Was bedeutet Kufi?«
    Poch öffnete seine Augen und strahlte Jan an. »GuteFrage, mein Lieber. Der Name ist abgeleitet von der Stadt Kufa im Irak, dennoch war die Schrift im gesamten Machtbereich des Islam verbreitet. Sie ist sozusagen die Urschrift.«
    Elijah schaltete sich ein. »Also kann dieses Stück sehr wohl aus dieser Zeit stammen? Was hat dann den Imam so sicher gemacht, dass es sich um eine Fälschung handelt?«
    »Nur ruhig, ich komme gleich darauf. 1972 fand ein westdeutsches Archäologen-Team in der großen Moschee im jemenitischen Sanaa ein Fragment eines Korantextes aus dem 8. Jahrhundert. Mit Hilfe diverser neuer technischer Hilfsmittel wie einer Spektralkamera entdeckten die Forscher eine Schrift unter dem erkennbaren Text. Sie war älter und wurde vermutlich aus politisch-religiösen Gründen abgeschabt oder weggewaschen. Diese Form des Überschreibens nennt sich palimpsestieren. Das war gängig, findet sich auch in mittelalterlichen Texten und Urkunden wieder. Pergament und später Papier waren teuer und selten. Also zerstörte man unliebsame oder vermeintlich unwichtige Texte und schrieb den aktuellen Text darüber. Das hat man auch hier gemacht, ich kann eine Schrift darunter erkennen, aber nicht lesen. Der erkennbare Text beschreibt die Anweisungen eines Kalifen an seinen Berater. Sie enthalten exakt das, was in London verkündet wurde. Es soll ein Buch geschrieben werden, auf das auch der Islam eine heilige Schrift besitzen möge. Von Mohammed ist

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