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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Pergament wurde meist zerstört. Wissenschaftler aus Kreta haben aber eine digitale Multispektralkamera im Verbund mit einem computergestützten Spezialbearbeitungsprogramm entwickelt. Damit holt man virtuell die verborgenen Schriften wieder an die Oberfläche. Das Pergament bleibt, wie es ist, aber auf dem Bildschirm kann die obere Schrift quasi ausgeblendet werden, und nur die untere wird sichtbar. Das Gerät ist nicht groß, kann überall eingesetzt werden. Bislang gab es nur eine schwere Apparatur in Italien.«
    Elijah trat in das Zimmer, sein Gesicht war aschfahl. »Sie haben den Tempelberg zerstört.«

Damaskus, Kairo, Beirut, Amman, Tripolis, 22. 06., 1.45 Uhr EET
    Tatsächlich üben Worte eine typisch magische Macht aus: sie machen sehen, sie machen glauben, sie machen handeln.
    Aus: Pierre Bourdieu »Die verborgenen Mechanismen der Macht: Schriften zu Politik & Kultur«
     
    »Seid ihr wahnsinnig? Wisst ihr, was hier los ist? Mein Land brennt. Jeder will den Krieg mit Israel.« Der junge Ägypter schäumte. Die fünf Staatschefs hatten sich in die abhörsicheren Videokonferenzräume ihrer Paläste zurückgezogen, um sich nach dem Inferno auf dem Tempelberg zusammen zu beraten. Reihum hatten sie jeweils eine Lageeinschätzung des eigenen Landes abgegeben, um dann die wichtigsten Punkte abzuarbeiten. Khaled Said wirkte erschöpft. Kairo mit seinen fast 20 Millionen Einwohnern glich nach den Jerusalemer Anschlägen einem Hexenkessel. Immer noch waren Hunderttausende auf den Straßen, demonstrierten, lieferten sich Straßenschlachten mit der Polizei. Sein Innenminister hattedie Moscheen schließen lassen, aus Angst, Prediger könnten die Massen weiter anheizen. Doch der Widerstand war zu groß. Schon zwei Stunden später mussten zumindest die großen Moscheen wie die Sultan Hassan und die Al Rifa’i in der Innenstadt geöffnet werden. Die Menschen wollten Erklärungen ihrer geistlichen Führer, es schien, als suchten auch sie in diesen Stunden Halt.
    Um Mitternacht war von ägyptischer Seite auf einen israelischen Grenzposten geschossen worden. Die Botschaft Israels in Kairo wurde seit Stunden von wütenden Studenten der Universitäten und Islamschulen belagert. Immer wieder flogen Molotowcocktails. Das Personal hatte sich in die Kellergewölbe der Botschaft geflüchtet, zusammen mit israelischen Touristen und Geschäftsleuten, die sofort, als sie vom Anschlag hörten, zur Botschaft in den Kairoer Stadtteil Giza geeilt waren. Zu den Studenten gesellte sich binnen weniger Stunden gewöhnlicher Mob. Die Polizei musste Militäreinheiten aus einer benachbarten Kaserne zu Hilfe rufen. Jahrelang hatten die ägyptischen Machthaber jede Form der anti-israelischen Strömungen teils mit Gewalt, teils mit Diplomatie in Schach halten können.
    Seit Präsident Sadat in einem Alleingang 1979 den Frieden mit Israel gesucht hatte, galten Ägypten und Jordanien als einzige arabische Länder, die den ständigen und offiziellen Kontakt zu Israel hielten. Und dafür hatte Anwar el Sadat mit dem Leben zahlen müssen. Radikale Islamisten töteten den Präsidenten 1981 während einer Militärparade.
    Das war dem jungen Präsident in diesen Stunden klar, er konnte nicht in einem Alleingang gegen sein Volk Politik machen. Ein Krieg aber wäre für die neue Union der Todesstoß. Israel würde mit seinen westlichen Verbündeten jede Aggression zurückschlagen. Es war eine Pattsituation für alle Beteiligten. Sie wussten, dass sie nur wenige Stunden hatten, um die Situation einigermaßen zu stabilisieren. Denn auch in den anderen arabischen Staaten drohte die Stimmung zu eskalieren.
    Der Jordanier wollte de-eskalieren. »Wir müssen morgen früh ein gemeinsames Kommuniqué herausgeben, in dem wir den Anschlag aufs Schärfste verurteilen, Konsequenzen fordern, wie zum Beispiel die sofortige Räumung aller Siedlungen in der Westbank, und aktive Mittel nicht ausschließen.«
    Khaled Said schüttelte den Kopf. Der Ägypter wusste, dass die Muslim-Bruderschaft, die älteste fundamentalistische Islambewegung der Neuzeit in seinem Land, diesen Kurs als zu weich geißeln würde. Obwohl die Ägypter mehrheitlich sunnitischen Glaubens waren, gewannen die Schiiten, unterstützt von Iran, in seinem Land immer mehr die Oberhand. Jede Form der langfristigen Diplomatie würde die Mehrheit seines Volkes nicht verstehen.
    Auch Bashar, der Syrer, zweifelte daran. »Unser Volk braucht ein Symbol, ein Bild. Worte reichen nicht. Juden haben unsere heilige

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