Der Lilith Code - Thriller
nicht die Rede, das dürfte in den anderen Seiten in London ausgeführt werden. Die Struktur des Pergaments müsste vielleicht überprüft werden, allerdings glaube ich, dass die Engländer das hinreichend kontrolliert haben müssten. Mit so einer Nachricht geht man nicht an die Öffentlichkeit, wenn es nicht wasserdicht ist. Jeder weiß, was mit Menschen passiert, die die Existenz des Propheten leugnen. Wir erinnern uns an Salman Rushdie, den Schriftsteller, den der Iran mit einer Fatwa, einem Bann, belegt hat.«
Elijah schüttelte den Kopf und sah zu Faruk. »Ihr Muslime seid wirklich überempfindlich.«
Der Syrer verzog das Gesicht. »Du meinst, wir sollen esuns gefallen lassen, dass sich der Westen wieder und wieder über unsere Kultur, unsere Gesellschaft und unsere Religion auslassen darf? Und ausgerechnet du als Jude zeigst dich tolerant? Ich darf dich an Jerusalem erinnern und an den Kampf, den ihr um den Tempelberg anzettelt.«
»Natürlich, der ist für euch nicht heilig?«
Jan konnte das Gezeter nicht ertragen. »Können wir auf die Schrift zurückkommen? Religiöse Scheindiskussionen führen uns zu nichts. Uns rennt die Zeit davon. Also, was hat den Imam zweifeln lassen?«
Regina blickte in die Runde. »Können wir den Imam nicht kontaktieren? Faruk hat bestimmt die Möglichkeit dazu.«
Der Syrer schaute an ihr vorbei.
»Faruk?«
Er senkte den Kopf. »Das wird nicht gehen. Denn … Er ist tot.«
»Was?«
»Der Imam starb einen Tag nach eurer Flucht.«
Entsetzen machte sich bei Jan und Regina breit. »Du hast ihn umbringen lassen?« Sie konnte es nicht fassen. Der Imam hatte ihnen bei der Flucht geholfen, sie geschützt, und jetzt saßen sie mit seinem Mörder an einem Tisch.
»Ich hatte ihn noch in der Nacht verhört. Wir trennten ihn aus ermittlungstaktischen Gründen von seinem Sohn. Am nächsten Morgen lag er tot in seiner Zelle. Das Gesicht war verzerrt. Er muss fürchterliche Qualen erlitten haben. Aber wir waren es nicht. Glaubt es mir … bitte.«
Erinnerungen an die Stunden in Manbej auf der Terrasse rauschten durch Jans Kopf. Ihm war, als ob der Tod ihn verfolgte. Er wollte nicht an Übersinnliches glauben, zu sehr hatte sein naturwissenschaftliches Studium so etwas verboten. Aber seit einem Jahr starben in seinem Umfeld Menschen auf unerklärliche Weise. Jetzt saßen sie in Frankfurt in der Wohnung eines schwulen Akademikers wie in einer Mausefalle. Sie wurden europaweit gesucht. Bestimmt war er auf den Bildern von Freunden und Kollegen erkannt worden,eine Rückkehr ohne Aufdeckung der Hintermänner war unmöglich. Die Schießerei in Berlin ließ sich so gut wie nicht erklären.
Plötzlich wuchtete sich Poch aus dem Stuhl. »Mir ist etwas eingefallen.« Flink wackelte er in sein Arbeitszimmer.
Jan und Regina folgten ihm. Auf einem gigantischen Schreibtisch standen verschiedene Apparaturen, ein Rechner mit einem überdimensionalen Bildschirm. Poch hatte das Fundstück mit einer Glasscheibe bedeckt und mit einer hochauflösenden Digitalkamera abfotografiert. Er hatte nur indirektes Licht verwandt, den Blitz vermieden, um das Fundstück nicht weiter zu gefährden. Die Reise und das Verpacken hatten schon genug Schaden an den Rändern angerichtet.
Groß leuchtete es vor ihnen. Poch setzte sich und vergrößerte das Bild. »Sehen Sie hier rechts die Eingangsfloskel?«
Links und rechts von Poch schoben sich die beiden näher an den Bildschirm. Auf dem grünlich braunen Pergament sahen sie kleinste Buchstaben, die sie nicht entziffern konnten.
»Was ist da zu sehen?«
»Das schwere Dunkle ist die neue Schrift. Aber in der Mitte schimmert ein etwas größeres Zeichen durch.« Poch war plötzlich aufgeregt. »Wir müssen mit einer Spektralkamera die Schrift dahinter entziffern. Es wird ein oder zwei Tage dauern, die Kamera zu besorgen. Unser gemeinsamer toter Freund aus Manbej war ein Meister der Kalligrafie, es war seine Form der Meditation. Da muss das Geheimnis liegen.«
Jan roch den Schweiß des Alten.
Regina blickte zu Jan. Lautlos formte sie mit ihren Lippen: »Wir haben keine Zeit.«
Jan verstand. Er sollte den Alten bearbeiten. »Gibt es nicht eine andere Methode? Eine, mit der sich die alte Schrift sofort entziffern lassen könnte?«
Poch schüttelte den Kopf. »Früher hat man die obere Schicht einfach abgeschabt, konnte aber nicht sicher sein, ob die untere Schicht erhalten bleibt. Im 19. Jahrhundert arbeiteteman mit Blaulaugensalz. Das war zwar sicherer, aber das
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