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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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nicht, nicht mal hier.«
    »Ich brauche jetzt ordentliche Musik«, entgegnete Jan. Er beugte sich zwischen den Sitzen nach vorn, drehte andem iPod, der auf dem Beifahrersitz lag, und wählte ein Stück von Anouar Brahem, einem algerischen Jazzmusiker, aus. Zu den Klängen von »Le Voyage de Sahar« fuhren sie durch die Nacht.
    Mit jedem Kilometer entspannte sich Jan. Er blickte hinauf in das Tintenschwarz des Himmels, hielt den Kopf des Jungen in seinem Schoß und dachte an Deutschland, an die Trümmer, die er dort zurückgelassen hatte. An den Rat seiner Ex-Frau, in den Nahen Osten zu fahren, in sich hineinzuhorchen und sich dort den Fragen zu stellen. Und er dachte an seinen Sohn.
     
    Längst hatten sie die ausgebauten Straßen verlassen. Eduard steuerte den Wagen mit Hilfe seines gelben GPS-Moduls durch die Nacht. Immer wieder warf sie ein Schlagloch an die Wagendecke. Kurz hinter einer Ansiedlung wachte Yussef auf. Erst leise, dann immer lauter fragte er etwas auf Arabisch. Er riss sich von Jan los. Eduard redete auf ihn ein. Der Junge schaute Jan an und sagte sehr ruhig etwas zu ihm.
    »Er bedankt sich bei dir«, erklärte Ed.
    Dann blickte der Junge auf seine verbundenen Arme und redete minutenlang mit Eduard. Auch wenn Jan insistierte, Ed solle übersetzen, blieben die beiden im Arabischen und beachteten ihn nicht weiter.
    Jan schaute in die Nacht und hoffte, dass dieser Alptraum aufhören möge. Er hatte gedöst, als der Wagen stoppte. Eduard sprang hinaus und öffnete die hintere Tür. »Wir sind da.«
    Wie betäubt blickte Jan in die Dunkelheit. »Wo sind wir?«
    »In Mar Musa Ehad. In einem Kloster der syrischen Katholiken. Wir müssen da hoch. Dauert vielleicht eine Stunde. Dürftest du ja jetzt schaffen. Du hast dich ja ausgeruht.«
    Mit »da hoch« meinte Ed ein Licht, das irgendwo auf einem Bergmassiv brannte. Jan war völlig geschafft. Nächte durchzuarbeiten war er als Notfallmediziner gewohnt, aber jetzt noch laufen?
    Wind kam auf. Ganz typisch für die Wüste war es nachts empfindlich kalt. Ed sah den fröstelnden Deutschen an. »Dir wird schon warm, glaub es mir.«
    Endlose, ungleichmäßige Treppen wanden sich den Berg hinauf. Jan stolperte mehrmals. Das Licht schien nicht näher zu kommen. Er war stehend k. o., und zudem durfte er auch noch Yussef stützen, während Ed die Rucksäcke trug. Wie aus dem Nichts stand plötzlich eine Gestalt vor ihnen, hob den Arm und leuchtete mit einer Taschenlampe in ihre Gesichter. In feinstem Oxford-Englisch begrüßte sie Eduard, schaute dann auf die anderen, hieß auch sie willkommen, stellte sich formvollendet als »Alistair« vor und schritt dann voran.
    Sie überquerten eine nicht sehr sicher wirkende Eisenbrücke, die einen Abgrund ahnen ließ, ehe sie vor einer schweren Eichentür standen. Dahinter eröffnete sich ein erleuchteter großer Saal mit einem mehrere Meter langen Tisch in der Mitte und einem Dutzend Glühbirnen an der hohen, gewölbten Decke. Es duftete nach einem etwas harzigen, aber wohlriechenden Gewürz.
    »Setzt euch!«, erklärte Alistair.
    Ein weiterer Mann in der Tracht eines Mönches trat herein, brachte zwei Flaschen Wasser und etwas Fladenbrot. »Das ist Bruder Anselm. Unser guter Geist sozusagen.«
    Jan und Ed aßen mit großem Genuss und erzählten von den Ereignissen des Tages. Yussef saß stumm dabei und ließ sich von Jan fast widerwillig ein paar Stücke Brot in den Mund schieben. Alistair erhob sich schließlich, er sammelte etwas Holz auf, das neben einem Kamin lag, und zündete es in der Feuerstelle an. »Wir sind hier auf 1500 Meter in einem Kloster, dem Deir Mar Musa«, erklärte er. »Der Legende nach soll ein afrikanischer Fürst namens Moses, arabisch Musa, hier als Einsiedler gelebt haben. Später diente es als Herberge für Pilger ins Heilige Land. Ringsherum gibt es Höhlen, die wir gerade noch erkunden. Anfang der achtziger Jahre kam ein italienischer Jesuitenpater mit Namen Paolohierher. Er hatte von den römisch-katholischen Intrigen und Ränkespielen zuviel, wollte Ruhe, Kontemplation und einen Dialog mit anderen Religionen führen. Mit ein paar Helfern aus der Umgebung begann er das verfallene Kloster wieder aufzubauen.«
    Jan kam die Geschichte bekannt vor. Als Katholik wurde er in seiner Kindheit gern und häufig mit derlei Storys von echten und wahren Christen belästigt. Auf einmal erinnerte er sich: der heilige Franziskus. Fehlte nur noch, dass der alte Paolo von einer einstürzenden Kirche träumte und

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