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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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waren die Bande zwischen Arabern und Deutschen sehrstark ausgeprägt, denn der gemeinsame Feind Israel führte sie zusammen. Die Ägypter begannen in den fünfziger Jahren ein eigenes Raketenprogramm mit Hilfe deutscher Experten aufzubauen. Viele SS-Offiziere durften unter falschen Namen in Ländern wie Libyen, Syrien oder auch Jordanien ein sorgenfreies Leben führen, wo sie beim Aufbau einer schlagkräftigen Armee hilfreich waren. Über die Jahre aber gerieten die alten Kämpfer auf das Abstellgleis. Das Wissen, das die ehemaligen deutschen Soldaten anboten, war veraltet. Nur dieser Dr. Fischer konnte seine Position halten und ausbauen. Mal lieferte er Waffen, dann Ausbilder und nach dem Zusammenbruch des Kommunismus verstärkt Experten aus allen Bereichen der chemischen und biologischen Kampfführung. Es ging ihm nicht um Geld. Er lebte bescheiden. Er verlangte nur Schutz vor seinen Feinden. Im Gegenzug profitierten die Assads von seinem Netzwerk. Hilfreich waren auch seine guten Kontakte in die Spitze des bundesdeutschen Geheimdienstes hinein. Schließlich saßen auch dort alte Kameraden, die die langjährigen guten Kontakte zu den arabischen Ländern aufrechterhalten wollten. Aber auch zum KGB pflegte Fischer ein enges Verhältnis. Denn neben Israel waren natürlich die USA der andere natürliche Feind Fischers. Und gemeinsame Feinde schweißen zusammen.
    Das wussten auch Fischers Gegner. Siebenmal hatten sie versucht, ihn zu töten. Die Franzosen, der Mossad, die Amerikaner und irgendwelche Einzeltäter, deren Eltern oder Geschwister zum »erlegten Jagdwild« des Mannes gehört hatten. Sie schickten Briefbomben, lieferten vergifteten Wein und bestachen Leibwächter. Die Vorsehung, so hatte Fischer in seinem grauenhaften Arabisch immer behauptet, habe ihn am Leben erhalten. Die Vorsehung und die robuste Art des KGB, der zum Beispiel den israelischen Attentäter, der es bis in das Wohnzimmer des Mannes geschafft hatte, in zwölf Teilen nach Tel Aviv per Frachtpost zurückgeschickt hatte.
    Dennoch besaß dieser alte, kranke Mann, der sich jetztächzend aus seinem Sofa erhob, eine unbestreitbare Aura. Bashars kluge Frau hatte es die Aura des Schlächters genannt. Er hatte dank seines eigenen Informantennetzes Wochen zuvor von den Aufständen in den siebziger und achtziger Jahren gewusst, hatte dem Vater des jungen Präsidenten bei der Säuberung und Suche nach den Feinden der Familie geholfen. Und als der syrische Geheimdienst immer mehr zu einer Nebenregierung zu werden drohte, konnte Fischer mit gezielten Tötungen die Macht der Spione brechen und somit das Überleben der Präsidentenfamilie garantieren.
     
    »Herr Präsident, seien Sie gegrüßt, es ist mir eine große Ehre. Wollen Sie etwas trinken? Wie war die Fahrt von Al-Lāḏikiyya hierher?«
    So freundlich seine Worte klangen, so feindselig und kalt war der Blick aus seinem verbliebenen Auge. Das Glasauge, Resultat einer der Briefbomben, setzte er selten ein. So verblieb diese dunkle Höhle in seinem Gesicht. Bashar selbst hatte eine der Folgeoperationen in einer Privatklinik im Präsidentenviertel durchgeführt. Die Zeit seiner Facharztausbildung in London gehörte zu den schönsten in seinem Leben. Dort hatte der Präsident seine Frau kennengelernt. Dort war er frei von all dem Chaos des Nahen Ostens. Dann aber starb sein älterer Bruder, den sein Vater für seine Nachfolge auserkoren hatte, bei einem mysteriösen Autounfall. Und so musste er, ein ausgebildeter Augenarzt, von London nach Syrien kommen, eine Offiziersausbildung im Schnelldurchlauf vollziehen und nach dem Tod des Vaters die Präsidentschaft übernehmen. Kurz vorher hatte er Fischer am Auge operiert. Schon damals hatte er daran gedacht, den Greis einfach sterben zu lassen. Den Mann, der so ein deutlicher Beweis für die Doppelzüngigkeit seiner Regierung und der seines Vaters war.
    »Es ist alles in Ordnung, Doktor Fischer. Sie baten um ein Gespräch. Und mein Vater riet mir: Wenn Dr. Fischer um ein Gespräch bittet, solltest du ihn nicht warten lassen.«
    Hinter der Fassade des unverbindlich freundlichen Staatsmannes entdeckte auch Fischer die Lüge.
    Sosehr Bashar sich auch bemühte, die S-Laute wollten nicht ohne ein leichtes Lispeln über die Lippen kommen. Er wusste, dass diese Schwäche ihn auf den ersten Blick etwas dümmlich und tapsig erscheinen ließ. Fischer aber ließ sich nichts anmerken und deutete auf einen Sessel.
    »Etwas zu trinken?«
    »Danke, nein.«
    Fischer verstand

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