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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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kleinsten Arbeitsfeldern ist der Brenner das Gerät der Wahl. Aber leider hinterlässt es bei unsachgemäßer Anwendung scheußliche Spuren auf der menschlichen Haut. Wenn ich Sie so betrachte, muss ich mich fragen, ob ich nicht unscheinbarere, aber effektivere Mittel zur Hand habe.« Er lächelte erneut. »Und ja, die habe ich. Die Akupunktur ist ja in Europa in den letzten Jahren sehr in Mode gekommen. Aber wir hatten sie in den Lagern schon viel früher für uns entdeckt. Viele glauben, dass Akupunktur nicht schmerzhaft sei. Das ist natürlich nur Unsinn. Günther, zeig doch einmal Frau Bachmeier einen Ting-Punkt der Akren.«
    Der Dicke nahm eine dünne, aber fast 15 Zentimeter lange Nadel, umgriff Reginas Fuß und stach direkt vor dem Nagel ihres großen Zehs in das Fleisch.
    Regina schrie. Blut rann aus der Wunde. Ein Schmerz zuckte durch das Bein in ihren Bauch, und alle inneren Organe schienen zu verkrampfen. Ihr wurde schlagartig übel. Ihr Blutdruck schien zu steigen. Das geschwollene Auge pochte und zuckte, ohne dass sie es hätte kontrollieren können.
    »Danke, Günther. Frau Bachmeier scheint das Prinzip verstanden zu haben. Nun, kommen wir zu meiner ersten Frage. Es interessiert mich nicht, ob Sie in Begleitung waren, jemanden informiert haben, der uns ärgern könnte. All das ist zweitrangig. Sie sind da nicht die Erste und werden sicher auch nicht die Letzte sein. Aber wir wissen, dass Sie im Besitz von Aufzeichnungen sind, die Ihrer Landsfrau, der geschätzten Frau Doktor Moser, gehören. Seien Sie doch so nett und verraten uns, wo sich das Bücherl jetzt befindet. Und jetzt nicht unkooperativ werden«, er hob den Finger und stach in die Luft, »sonst bohrt der Günther nach. Das wollen wir ja nicht, oder?«
    Der Dicke war dicht an Reginas Gesicht herangetreten. Mit ihrem gesunden Auge konnte sie die Nadel direkt vor der Schwellung ihres Gesichts sehen.
    »Ah, Günther. Du hast aufgepasst. Der Stich in den Augenkanal – das ist ja etwas Neues. Sehr innovativ«, kam es vom Rollstuhl. Regina reagierte. »Okay. Nehmen Sie das weg, ich rede. Aber nehmen Sie das weg.«
    Der Alte hob die Hand, und Günther trat einen Schritt zurück.
    »Wie kann ich sicher sein, dass Sie mich schnell töten werden, wenn ich rede?«
    Der Alte lächelte. »Schauen Sie, Sie wollen jetzt eine Verhandlungsposition aufbauen. Das kann ich gut verstehen. So machen Sie es ja auch bei Geiselnahmen. Die einen verhandeln, die anderen stürmen. Sie haben bestimmt immer gestürmt. Sie sind ein Stürmer, wenn sie mir das Wortspiel erlauben. Also sollten Sie sich jetzt nicht auf Ihr Verhandlungsgeschick verlassen. Aber ich gehe gern darauf ein. Sie haben mein Ehrenwort.«
    Regina schloss die Augen. Tränen liefen in einer langsamen Bahn über ihre Wange, ehe sie zu Boden fielen. Sie dachte an ihren Vater. Sah ihn, wie er durch den verschneiten Weg hoch zu ihrem Gasthof kam. Sie sah die Brüder, wie sie das Holz vom Schober laut polternd in die Wirtschaft zum Kamin schleppten, die Ofentür öffneten. Sie erinnerte sich an die Wärme. An die Suppe. An den Schnee, der sich weiß draußen vor der Tür und den Fenstern aufgetürmt hatte. Sie hörte das Knistern des Feuers. Sie konnte es riechen.
    »Etwas brennt hier.« Günther hatte es auch gerochen. Er öffnete die Tür und sah Flammen direkt vor sich. Etwas flog durch die Flammen und rollte auf den Alten zu.
    Regina riss ihr gesundes Auge auf. Es war eine Nebelgranate. Zischend explodierte sie. In einem harschen Befehlston rief der Alte seinem Sohn und dem Riesen zu: »Sofort räumen, Herfried, Sie gehen vor.«
    Der Hüne zog aus seinem Bund eine Beretta, entlud sie und drückte gegen eine Stelle in der Wand. Eine bislang verborgene Tür öffnete sich. Sie führte geradewegs in die Garage des Hauses.
    »Was ist mit Gudrun?« Günther wollte schon durch die Flammen springen.
    »Bleib hier! Sie wird wissen, was zu tun ist.«
    Widerwillig kehrte der Sohn zurück. Regina und Almut wurden in den Kofferraum des Mercedes geworfen und dann geknebelt. Günther trug den Alten in den Wagen, setzte sich auf den Fahrersitz, und der Riese ließ das Rolltor rasselnd hochschwingen. Der Wagen setzte ruckartig nach hinten, bog erst nach links und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Die Nachbarn, vom Lärm der Explosion geweckt, schauten aus ihren Türen. Keiner griff ein. Vom Dach des Hauses gegenüber sah ein hagerer Mann, wie das Anwesen des Dr. Fischer brannte.

Bosra, 22. 06., 22.46 Uhr
    Die Tätigkeit

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