Der Lilith Code - Thriller
ist eine Folge verzweifelter Handlungen, welche erlauben, die Hoffnung zu bewahren.
Aus: Georges Braque »Der Tag und die Nacht«
Faruk hatte die Wahl. Würde er das Benzin aus dem Moped nehmen, war eine Verfolgung ausgeschlossen, falls Fischer und seine Helfer fliehen wollten. Aber Feuer war das wirksamste Mittel, um Menschen aus Räumen zu locken. Er hatte das Haus lange von seinem Versteck auf dem Dach aus beobachtet. Dann war er sicher: Da drüben waren drei Männer, zu denen der Alte gehörte, und eine Frau im Hauptraum. Wenn sie Regina gefangen hatten, musste sie, so vermutete er zumindest, beobachtet worden sein. Und so fand Faruk nach langem Suchen den Bewegungsmelder,der um das Haus herum dreißig Zentimeter über den Boden führte und ein Kamerasystem auslöste, das unter der Dachrinne befestigt war. Es war, wenn man nicht danach suchte, kaum zu erkennen. Er war unter dem Melder durchgekrochen, zum Haus gerobbt und hatte sich unterhalb des Küchenfensters auf die Knie gekauert. Er sah, wie der Alte zum Anbau gerollt wurde, für einen Augenblick konnte er auch Regina erkennen, die auf einem Stuhl gefesselt war. Dann schloss der Dicke die Tür. Faruk musste schnell sein. Er öffnete vorsichtig die Klinke zum Haupthaus und zog seine Waffe.
Nackte Glühbirnen an der Decke warfen ein grässlich kaltes Licht. Er schien sich in dem Raum für Wäsche zu befinden. Eine Waschmaschine älteren Typs stand neben ihm, darauf ein Korb mit dreckiger Unterwäsche.
Er öffnete die nächste Tür. Das schien der Essraum zu sein. Faruk staunte. Das letzte Mal hatte er so eine Einrichtung in der DDR gesehen. In der Mitte stand auf einem sehr weichen Teppich ein großer Tisch mit einer bestickten Decke. Darüber hing ein Lampenschirm, bespannt mit einer gelben Haut. Auf einer Kommode hatte man verschiedene Bilderrahmen drapiert. Eine Schublade war geöffnet. Dort befand sich fein säuberlich geordnet das Besteck. Hier sollte bald gegessen werden. So eine Szenerie musste einzigartig in Syrien sein. Er schaute sich die Bilder an. Ein Mann in einer schwarzen Uniform im Gespräch mit anderen Uniformierten, ein kleiner Mann in der Mitte trug eine randlose Brille.
Über dem Kopfende eines Tisches war in der Wand eine Nische eingelassen. Darin stand, beleuchtet, eine vielleicht dreißig Zentimeter große Figur mit Flügeln. Zu ihren Füßen saßen zwei Eulen. In den Händen trug die Figur etwas.
»Was wollen Sie?«
Noch während er sich umdrehte, traf ihn der glühende Schürhaken. Schmerzverzerrt fasste er an seinen linkenArm und hob die Pistole. Vor ihm stand die Frau. Sie hatte sich lautlos angeschlichen. Er musste einen Schuss vermeiden, wollte er die anderen nicht auf sich aufmerksam machen. Sie war etwa so groß wie er, schien jedoch etwas älter zu sein. Das schwarze Haar hatte die Frau streng zurückgekämmt und unter einem Kopftuch verborgen. Sie trug einen grauen engen, aber über die Knie gehenden Rock und eine Bluse. Ihre Augen schauten ihn ausdruckslos und kalt an. Sie hielt das Metall in ihren Händen wie ein Schwert. Er musste näher an sie herankommen.
Die immer noch rotglühende Spitze wedelte vor ihm. Faruk machte einen Ausfallschritt nach links, drehte sich und trat sehr gezielt gegen den Arm der Frau, wälzte sich dann mit einer Wendung auf sie und saß nach einem kurzen Ringen auf ihrem Oberkörper. Sie schlug mit ihren Armen nach ihm und wollte schreien, als Faruk den Schürhaken, der neben ihr lag, blitzschnell in die Hand nahm und ihr auf den Hals drückte. Ihre Bluse riss, und eine ihrer Brüste rutschte heraus. Er drückte das Metall, so fest er konnte, gegen den Hals. Die grauen Augen der Frau weiteten sich. Sie röchelte. Er spürte ihren Körper unter sich zucken, der Widerstand ihrer Arme wurde schwächer, und die Beine schlugen auf den Teppich. Dann knackte es, und ihr Kehlkopf war eingedrückt. Ein letztes Mal röchelte sie und bäumte sich mit auf. Dann sackte sie leblos nieder. Er fühlte nach dem Puls am Hals. Er flatterte. Mit beiden Händen packte er ihren Kopf und drehte ihn ruckartig. Das Genick brach.
Erschöpft erhob sich Faruk und sah, wie sich zwischen den Beinen der Frau eine Urinlache gebildet hatte. Er hob sie hoch, setzte sie auf einen Stuhl. Der Kopf fiel ihr dabei auf die Brust. Er ordnete so gut es ging ihre Kleidung und wandte sich dann den anderen Räumen zu. Er musste sich beeilen. Sie würden Regina foltern, so viel stand fest.
Zwei Räume weiter schien das
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