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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Aufsehen und Unruhe gesorgt. Jeder lausige Zeitungs- oder Fernsehkorrespondent kam jetzt ans Arbeiten. Terrorangst war das Schmiermittel, das die Maschine am Laufen hielt. Er atmete tief ein. London hatte seit Wochen keinen Regen mehr erlebt. Es war ein ungewöhnlicher Sommer, wie ihm seine äußerst wohlgeformte und ehrgeizige Wetterfee am Morgen zwischen seinen Beinen in seinem Hotelzimmer erzählt hatte. Er hatte ihr in die Haare gegriffen und schnell den Mund gestopft. Als er daran dachte, musste er grinsen. Die stickige Abendluft in den Straßen der Stadt gönnte den Bewohnern keine Erholung. Manson aber, der die trockene Hitze liebte, sog sie förmlich ein. Am frühen Abend hatte er wie gebannt auf die zwanzig Bildschirme im News-Room seines Nachrichtensenders gestarrt und die Bilder der Aufstände, Demonstrationen und der Entführungen genossen. Aber das war nur sein vordergründiges, ökonomisches Interesse. Langsam nahm der versprochene Weg Konturen an, er konnte förmlich die nächsten Schritte und die daraus resultierenden Reaktionen erkennen. Der Amerikaner hatte ihm nicht zu viel versprochen. Ein fast makelloser Abend, wenn er jetzt nicht zu dieser nutzlosen Feier mit dem Archäologenteam hätte gehen müssen. Aber das gehörte zum Spiel dazu, und sein Sohn musste ihn begleiten.
    Brian Manson, obgleich schon weit in den Dreißigern, hatte es schwer, sich im Haifischbecken der Journalistendurchzusetzen. Das jüngste Beispiel fehlenden Respekts war wenige Tage alt. Ein Chefredakteur hatte einem Kollegen eine Woche zuvor auf der Herrentoilette des Hauses die Vermutung mitgeteilt, dass Brian wohl etwas zu wenig Luft bei der Geburt bekommen hätte. Anders könne er sich dessen debile Äußerungen über das digitale Zeitalter nicht erklären. Der Chefredakteur konnte nicht wissen, dass der Sohn schon seit seiner Kindheit, wenn er unter Druck stand, Stunden in Toilettenkabinen verbringen konnte, um dort Pornos homoerotischen Inhaltes zu lesen. Am Abend hatte der Wachdienst das Büro des Chefredakteurs mit Umzugskartons vollgestellt.
    Die Bodyguards, ein Waliser und ein Nordire, beides ehemalige SAS-Terrorexperten, die Manson und seinen Sohn begleiteten, waren sichtlich nervös. Offene Straße, nachts im East End und am Tag so ein Trubel ausgerechnet gegen Muslime – das konnte nur Ärger bedeuten. Sie bogen in die St. John Street ein. Keiner der in dieser Stadt lebenden Paparazzi war zu sehen. Zwei Bobbys standen gelangweilt vor dem Eingang, grüßten und öffneten die Tür, nachdem sie Manson erkannt hatten. Der Alte und sein Sohn stiegen eine gusseiserne Treppe hinab, doch statt einer lauten Party empfing sie eine beunruhigende Atmosphäre. Zwar quoll die übliche Lounge-Musik aus den Lautsprechern, aber es war keine menschliche Stimme zu hören. Der Hauptraum lag rechts von ihnen, durch eine Schwingtür getrennt. Tony MacAllister, einer der beiden Bodyguards, griff langsam zu seinem Holster. Etwas stimmte hier nicht. Sein Partner Rhys Hughes bemerkte sofort die Unruhe. Auch er griff nach seiner Waffe, schob sich vor den Vater und dessen Sohn. »Sir, bitte bleiben Sie stehen.« Er drückte mit seinem linken Arm den Alten nach hinten. Manson kannte solche Situationen schon, er blieb ruhig, nur seine grauen Augen wanderten nervös umher. Anders sein Sohn: »Was ist das für eine verdammte Party? Soll das etwa eine Überraschungsnummer für dich sein?« Wenn erunsicher war, neigte er zu einer eher feuchten Aussprache, ein milchig weißer Speichelfleck bildete sich in seinem Mundwinkel.
    »Sei still, Brian«, fauchte sein Vater ihn leise an.
    Hughes ging leicht geduckt zwei Schritte vorwärts. Sein Partner musste die beiden sichern, daher fiel eine Deckung aus. Er stieß durch die Schwingtür, zog mit der rechten Hand blitzschnell die Pistole, legte sie in die rechte Handinnenfläche und drehte sich mit der Waffe im Anschlag langsam um 180 Grad. Der Raum war erleuchtet. Zwei lange Tische waren mit weißem Damast bedeckt. Von der Decke strahlten venezianische Lüsterlampen. Er sah die Personen am Tisch zuerst. Es waren vier, zwei Männer und zwei Frauen. Sie saßen zwei Meter von ihm entfernt, die Oberkörper auf den Tisch gebeugt. Ein Mann stand auf einem Stuhl an der linken Wand. Seine Arme waren ausgebreitet, Jackett und Smoking-Hemd heruntergerissen. In den Handinnenflächen steckten Messer, die ihn an der Wand fixierten, und in seiner linken Seite war unterhalb der Rippen ein Loch gerissen worden, aus dem

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