Der Lilith Code - Thriller
Bombe mit gezielten Schüssen frühzeitig zur Explosion bringen lassen. Faruk Al-Ali hatte danach darauf bestanden, dass es keine Gewaltexzesse gegen Angehörige der Gruppe gebe, sondern stattdessen nur eine umfangreiche und lange Überwachung stattfinden solle. Erhatte sich damit gegen Mahmoud Sayaf, den Geheimdienstchef Syriens, gestellt und sich mit Bashars Hilfe durchgesetzt. Zwar hatten sie nach drei Jahren die gesamte Gruppe identifizieren können, aber Faruk wurde als Regionalchef nach Aleppo versetzt und sollte sich vornehmlich um die dort stark vertretenen Exil-Kurden kümmern. Es war ihm egal. Elijah hatte über verschiedene Kanäle davon gehört. Etwas sagte ihm, dass er dem Falkengesicht ein gewisses Maß an Vertrauen schenken konnte.
»Einige um den Premier herum glauben, dass wir den Spalt einer geöffneten Tür sehen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Aber es ist noch nicht die Mehrheit. Du kennst die verschiedenen Gruppen unserer Regierungskoalition.«
Faruk nickte. Dann hielt er es an der Zeit, seine Trümpfe zu zeigen. »Ein Chaos auf längere Zeit würde uns, aber vor allem euch nicht helfen. Denn noch in dieser Woche wird herauskommen, dass die Grabungsleiterin Butfaith, die sich in London so in Positur geworfen hat, in den achtziger Jahren mehrere Grabungen in Syrien leitete und …«, Faruk schaute mokant lächelnd auf Elijah, »… inoffizielle Mitarbeiterin eures Geheimdienstes Mossad war.«
Alle in der Küche stöhnten auf.
»Sie hatte bei uns in Syrien gegraben und Informationen für euch gesammelt. Kommt das heraus, glaubt jeder Muslim auf der ganzen Welt, dass ihr dahintersteckt. Und dann hat jeder Irre einen Grund, euch wieder einmal auslöschen zu wollen. Damit endlich Friede einkehrt. Was zwar nicht geschehen würde, aber als Vorwand bestechend sein könnte.«
Regina hatte lange still zugehört. Als Kriminalerin konnte sie aus verschiedenen Aussagen ihre Wahrheit herausfiltern. Sie war es gewohnt, sich still zu fragen, wer was, wann und warum sagte. Fast beiläufig fragte sie: »Was ist, wenn die Londoner Fundstücke gefälscht sind und wir mit unserem Exponat den Beweis dafür hätten?«
Die Männer blickten erstaunt zu ihr.
»Was hätten wir gewonnen, wenn nur unser Exponat gefälscht wäre?« Jan war zu sehr Naturwissenschaftler, Mediziner. Er dachte nie in Winkelzügen. Seine Ziele waren immer klar. Faruk und Elijah allerdings lächelten. Diese Österreicherin glich einer Königskobra.
London, 20. 06., 23.55 Uhr
And after a while, you can work on points for style.
Like the club tie, and the firm handshake,
A certain look in the eye and an easy smile.
You have to be trusted by the people that you lie to,
So that when they turn their backs on you,
You’ll get the chance to put the knife in.
Aus: Pink Floyd »Animals«
Das Restaurant lag in der Nähe des Old Spitalfields Market, einer angesagten Gegend im Londoner East End. Statt des in dieser Stadt schon fast obligatorischen Sushi hatte sich der Verleger Manson für ein Restaurant mit »Hang zum Fleisch« entschieden. Schon Wochen vorher war das gesamte Haus nur für die Gesellschaft gemietet worden, eine Hundestaffel der Scotland Yard Bomb Squad hatte noch am späten Nachmittag Küche wie auch Gästeraum durchsuchen lassen. Jetzt war das Haus sowohl am Eingang mit Bobbys als auch im rückwärtigen Bereich von privatem Personal abgesichert worden. Der große Innenraum besaß den für Engländer so wichtigen Paris-Chic. Auf der Karte allerdings ging es deftig zu. Die Spezialität des Hauses war Schwein. Alles, was man aus einem Schwein herausholen konnte, wurde verarbeitet – und alles meint für Engländer alles. Der Koch machte auch nicht vor Innereien wie Hirn und Hoden Halt.
Butfaith, die Archäologin, hatte Manson ein arabisches Restaurant auf dem Queensway im Londoner Viertel Bayswater empfohlen. Manson hatte sie für verrückt erklärt,denn das Viertel war mehrheitlich muslimischer Einwohnerschaft. Und er wolle nicht, wie er ins Telefon brüllte, »durch eine Gasse aus schreiendem, geiferndem und Puppen verbrennendem Paki-Pöbel laufen«. Meredith Butfaith hatte zerknirscht zugestimmt.
Aus dem angrenzenden Zeitungsviertel kamen während des Tages viele Journalisten herein, und so konnte auch der Verleger direkt zu Fuß von seinem Büro in einer der Zeitungsredaktionen, die er hier besaß, die paar Schritte hinunter zum Restaurant schlendern. Er war hochzufrieden. Die Pressekonferenz hatte weltweit für
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