Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
uns zurückkam. »Ich kann mich an keinen Randy Wilkins erinnern. Der Name sagt mir überhaupt nichts.«
Kapitel 16
Zwanzig Minuten später saß ich in meinem Laster, starrte auf die Eingangstür und fragte mich, ob mein neuer Freund Harry wohl herauskäme, um mich zu fragen, warum ich mich immer noch auf dem Gelände herumtriebe. Die Sonne war gerade hinter den Wolken hervorgekommen, Mitte April ein seltenes Ereignis an Michigans Seeufern. Maria trat in die Sonne hinaus, hielt einen Moment inne und blinzelte. Sie war kurz und kompakt gebaut, wie ihr Bruder Leopold. Aber wo Leopold Muskeln hatte, waren bei Maria Kurven. Sie sah sich auf dem Parkplatz um und entdeckte, wie ich da auf meinem Sitz hockte. Lange sah sie mich an, den Kopf ein wenig zur Seite gelegt. Dann ging sie zu ihrem roten Mustang hinüber und stieg ein.
Sie fuhr vom Parkplatz herunter. Ich folgte ihr, als sie nach links Richtung Stadtmitte fuhr. An der Kreuzung sah ich, daß Stu draußen war und Benzin einfüllte, aber er blickte nicht auf und sah uns beide nicht. An der Ampel fuhr Maria nach links, Richtung Westen, auf das Ufer zu. Für einige Sekunden verlor ich sie aus dem Blick; als ich ihren Wagen dann wieder sah, parkte er vor der Bootslände. Ich stellte mich neben sie.
Sie sprang aus ihrem Wagen, öffnete meine Beifahrertür, glitt ins Führerhaus und schloß die Tür hinter sich. »Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen«, sagte sie. Sie öffnete eine schwarze Lederhandtasche und ließ ihre rechte Hand darinnen.
»Sie verlieren nicht viel Zeit«, sagte ich. »Macht es Ihnen was aus, mir zu verraten, was für eine Pistole Sie da in Ihrer Tasche haben?«
»Man wird uns sehen«, sagte sie. »Erzählen Sie’s mir. Kommt er mit dem Leben davon?«
»Ich weiß es nicht. Der Arzt sagt, sie müssen ihn operieren. Ein Splitter ist ins Gehirn gewandert.«
»Ich kann das alles nicht glauben.« Ihre rechte Hand blieb in ihrer Tasche. Ich stellte mir einen kleinen Revolver mit Perlmuttgriff vor. Wenigstens war es keine Schrotflinte.
»Ich soll später noch mal im Krankenhaus anrufen«, sagte ich. »Vielleicht sieht der Doktor dann schon klarer.«
»Woher kennen Sie Randy?« fragte sie. »Sind Sie ein Freund von ihm?«
»Ich bin sein alter Mannschaftskamerad. Letzte Woche ist er bei mir aufgetaucht und hat mich gebeten, ihm bei der Suche nach Ihnen zu helfen. Er hat mir alles erzählt, wie er Sie in Detroit getroffen hat, damals, 1971.«
»Waren Sie damals sein Mannschaftskamerad? In Detroit? Es tut mir leid, ich versuche mich an Sie zu erinnern …«
»Nein, wir haben in Toledo zusammen gespielt. Ihm hat man im September einen Vertrag angeboten, mir nicht. Deshalb war ich nicht dabei, als er Sie kennengelernt hat.«
»Hat er gesagt, warum er mich finden wollte?«
»Maria, ich mache Ihnen keinen Vorwurf daraus, daß Sie vorsichtig sind; aber in dieser Woche sind einfach zu viele Schußwaffen auf mich gerichtet worden. Ich kann das nicht mehr ab.«
»Sie ist nicht auf Sie gerichtet«, sagte sie. »Ich habe sie nur in der Hand.«
»Entweder Sie vertrauen mir, oder Sie lassen es bleiben. Wenn nicht, dann verlassen Sie mein Auto, und ich bin weg.«
Sie zog ihre rechte Hand aus der Tasche. Eine schreckliche Sekunde lang sah ich etwas Weißes in ihrer Hand blitzen.
Es war eine Haarbürste.
Ich holte tief Luft. »Denken Sie mit dran, daß ich niemals mit Ihnen Poker spiele.«
»Tut mir leid«, sagte sie. »Aber nach allem, was ich mitgemacht habe … Nun, es ist auch egal. Sagen Sie mir nur, was er gesagt hat. Warum wollte Randy mich finden?«
»Er hat ganz schön verrücktes Zeugs erzählt. Daß er Sie damals einfach so verlassen hat, und daß er nach all den Jahren immer noch an Sie denkt. Und daß er sich plötzlich entschlossen hat, Sie wiederzufinden.«
»Mein Gott«, sagte sie.
»Natürlich weiß ich jetzt, daß er Sie vielleicht nur übers Ohr hauen wollte.«
Sie sah mich an. Sie sagte nichts.
»Schließlich sind wir im Haus Ihres Bruders gelandet«, fuhr ich fort. »Die Geschichte kennen Sie. Ich dachte, damit sei alles vorbei. Ich dachte, er wäre zurück in Kalifornien. Dann habe ich gehört, daß er hierhin gekommen ist und niedergeschossen wurde.«
Sie sah aus dem Fenster. Die Sonne versteckte sich hinter einer Wolke, und der See nahm einen anderen Grünton an.
»Maria«, sagte ich. »Ich schwöre, ich hatte keine Ahnung, daß er ein Krimineller war. Nicht, bis der Chief es mir gesagt hat.«
»Sie haben ihn diese
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