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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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und fuhr vorwärts. Mir blieb keine Wahl. Ich konnte den Wagen nicht den ganzen Waldpfad rückwärts fahren lassen. Als ich den Wagen wendete, sah ich Whitley im grellen Licht der Scheinwerfer. Er lag noch immer auf dem Boden, flach auf dem Rücken.
    Dann Harwood in seinem Stuhl. Die Pistole direkt auf mich gerichtet. Ich wich scharf nach links aus. Das Fenster am Beifahrersitz explodierte. Die Räder drehten durch, schleuderten Dreck auf, und dann fuhr ich endlich in die richtige Richtung. Ich lenkte das riesige weiße Schiff geradewegs die Allee zwischen den Bäumen entlang und zwang mich zum ruhigen Atmen. Ein, aus. Du bist jetzt in Sicherheit. Entspanne dich, fahre.
    Als ich wieder auf der Hauptstraße war, fuhr ich sie nach Westen und dann nach Süden, zurück nach Orcus Beach. Und zu Maria. Die kalte Luft strömte in den Wagen und ließ meine Augen tränen.
    Derselbe verdammte Mist war mir auch mal bei meinem Lastwagen passiert. Jemand hatte auf mich geschossen und dabei das Fenster am Beifahrersitz weggepustet. Wie hoch sind wohl die Chancen, daß einem das zweimal im Leben passiert? Was für eine merkwürdige und erschreckende Welt ist das doch, dachte ich – und wie froh bin ich, am Leben zu sein und eine weitere Nacht zu erleben?
    Hätte ich nur etwas geahnt. Die Nacht war mit mir noch nicht fertig. Bei weitem nicht.

Kapitel 20
    Meine rechte Hand war zu nichts zu gebrauchen. Der geringste Druck mit dem rechten Daumen auf das Lenkrad – verdammt noch mal, tat das weh! Ich wußte, sie würde anschwellen und morgen in allen Farben des Regenbogens schimmern. Ich wußte das, weil mir das früher schon passiert war, wenigstens ein halbes Dutzend Male. Als Catcher beim Baseball versucht man die rechte Hand zu schützen, entweder indem man sie auf den Rücken legt, wie ich es machte, oder indem man sie unters rechte Bein steckt. Aber früher oder später erwischt einen doch ein fehlgeschlagener Ball an der Hand. Oder sogar der Schläger selber. Du kannst von Glück sagen, wenn du dann am nächsten Tag überhaupt noch einen Baseball anfassen kannst.
    Ich fuhr trotzdem weiter. Ich brauchte Eis, einen Druckverband und einen Drink. Und ich mußte aus diesem dreckigen, stinkenden, trostlosen Kabuff von Auto raus, intensiv duschen und eventuell meine Kleider verbrennen. Dann, mit verbundener Hand, einem Schnaps und einem Bier und vier Schmerztabletten würde ich ein neuer Mensch sein.
    Genaugenommen fühlte sich mein Rücken auch nicht so toll an. Whitleys zweiter Schlag hatte meine Muskeln an einem Punkt stark anschwellen lassen. Eine Rückenmassage wäre dann noch das einzige, was ich mir sonst noch vom Leben wünschen würde. Ich stellte mir vor, wie Maria das machte. Diesmal verbot ich mir nicht, in solchen Zusammenhängen an sie zu denken. Ich ließ den Film in meinem Kopf ablaufen und stellte mir vor, was als nächstes passieren würde. Und auch noch das danach.
    Als ich wieder in Orcus Beach war, ließ ich den Cadillac an der Bootslände stehen. Ich grabschte mir seinen Ultrahochfrequenzempfänger und sein Handy. Dann warf ich die Schlüssel auf den Sand am Ufer, soweit, wie ich konnte – und bereute es auf der Stelle. Nicht daß der Einfall falsch gewesen wäre, aber ich hätte die andere Hand dazu nehmen sollen.
    Ich ließ meinen Laster an und fuhr die Straße hoch zu Marias Haus. Die Uhr zeigte 11.   15. Es war schwer sich vorzustellen, daß an diesem Abend schon so viel passiert war, und es war noch nicht einmal Mitternacht.
    Ich ging zur Tür und klopfte. Hier hatte Randy gestanden, als sie ihn versehentlich niedergeschossen hatte, dachte ich. »Maria, ich bin es, Alex!« sagte ich. Ich wollte nicht, daß sie denselben Fehler zum zweiten Mal machte. »Machen Sie mir auf! Es ist alles in Ordnung.«
    Ich hörte das Quietschen des Sicherheitsriegels, und dann ging die Tür langsam auf. Sie sah mich an. Sie sagte nichts.
    »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Sie haben versucht mich zu töten.«
    »Das tut mir leid, Alex.«
    »Das braucht Ihnen nicht leid zu tun.« Ich ging an ihr vorbei ins Haus direkt in die Küche. Ich leerte einen Eisbehälter auf ein Küchentuch und wickelte es mir um die Hand. Dann sah ich mich im Hause um, zuerst in der Gegend des Telefons, dann in der Küche. Ich suchte nach einem Stift oder einem Doppelstekker oder was sonst noch im Haus sein mochte, das in Wirklichkeit eine Wanze war. Ich brauchte das Ding jetzt nicht zu finden. Nicht in diesem Augenblick.

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