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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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Danni nicht belügen wollte.
    »Ich habe sie heute gesehen. Zusammen, Sean.«
    »Wo?«, fragte er, obwohl er die Antwort bereits kannte. Es war im Bad gewesen. Oder vielmehr unter der Dusche.
    »Du glaubst, dass er sie umgebracht hat, nicht?«
    »Fia?«, fragte Sean. »Oder meine Mutter?«
    »Entweder oder. Oder beide.«
    »Ich will das nicht glauben.«
    »Ich auch nicht.«
    Was für beide nicht das Gleiche war, wie es wirklich nicht zu glauben. Sean schluckte, um den heißen Kloß in seiner Kehle loszuwerden.
    »Wann wirst du mir die Wahrheit sagen, Danni?«
    Sie runzelte die Stirn und sah plötzlich ungeheuer schuldbewusst aus. »Das tue ich doch.«
    Er trat näher, legte seine Hände auf die Armlehnen ihres Stuhls und schaute ihr beschwörend in die schönen Augen. »Wo warst du, als du sie gesehen hast?« Danni bewegte sich nervös und versuchte, ihn nicht anzuschauen, doch er legte eine Hand unter ihr Kinn und zwang sie, seine Frage zu beantworten. »Wo war das, Danni?«
    »Unter der Burgruine«, gestand sie so leise, dass er sich anstrengen musste, um sie zu verstehen.
    Die Antwort schockierte ihn. Er wusste, wovon sie sprach. Schließlich war er hier aufgewachsen und hatte die Insel erforscht wie ein Wikinger auf Schatzsuche.
    »Es ist nicht ungefährlich bei den Ruinen«, sagte er.
    Darüber lächelte sie fast. »Ich war vorsichtig.«
    »Warst du das? Oder war es nur wieder ein Traum? Wie der von der Weißen Frau?«
    Darauf antwortete sie nicht. Aber Sean konnte die Furcht in ihren Augen sehen. Dies war nichts, worüber sie sprach oder was sie anderen anvertraute. Die Erkenntnis ließ ihn nur noch verzweifelter wünschen, sie möge es wenigstens ihm sagen und ihn in ihre dunklen Geheimnisse einweihen.
    »Wie sind sie, deine Träume?«, fragte er.
    Sie sah gekränkt aus, als sie seinen Blick erwiderte, verstimmt von der Erkenntnis, dass er irgendwie all ihre so sorgfältig errichteten Barrieren umgangen hatte und nun am Rande der Entdeckung stand. Er wollte sie beruhigen, ihr versichern, dass er ihre Geheimnisse niemals gegen sie verwenden würde, doch wie hätte er mit absoluter Sicherheit wissen können, ob das auch wahr war? Nichts an diesem bizarren Ort und in dieser Zeit konnte als sicher angesehen werden.
    »Wie ist das, wenn du solche Dinge siehst?«, beharrte er.
    Sie zögerte einen Moment, bevor sie sagte: »Als wenn ich dort wäre, aber weiß, dass ich es nicht bin. Ich spüre Dinge - die Luft, die Kälte, doch ich kann nichts ändern. Ich kann nur zusehen.«
    »Woher weißt du das? Hast du je versucht zu ändern, was du siehst?«
    Danni furchte ihre Stirn. »Das kann ich nicht, weil ich ja nicht wirklich dort bin. Die Leute, die ich beobachte, können mich nicht sehen.«
    »Nie?«
    Sie überlegte und zog die Brauen dabei so fest zusammen, dass sie sich schon beinahe berührten. Zum zweiten Mal an jenem Abend war Sean versucht, sich vorzubeugen und seine Lippen auf diese kleine Furche zu drücken und ihre Stirn zu glätten.
    »Einmal ...«, begann sie so leise, dass er sich vorbeugen musste, um sie zu verstehen, »einmal dachte ich - oder hatte das Gefühl -, dass mich meine Mutter sah. Nur für einen Augenblick jedoch. Und heute hatte ich den Eindruck, sie hörte mich.«
    Die Luft schien plötzlich stillzustehen, sich in etwas Solides und Unnachgiebiges zu verwandeln. Schon halb mit der Befürchtung, dass seine nächste Frage sie zu Stein erstarren lassen würde, fragte Sean: »Ist es das, was jetzt mit uns geschieht? Ich meine, sind wir wirklich hier? Oder ist das alles nur eine Illusion, in die ich hineingeraten bin?«
    Dannis erstaunter Blick gab jeden Gedanken preis, der ihr durch den Kopf ging. Überraschung, Widerspruch, Furcht und Zweifel. Möglichkeiten. »Nein«, flüsterte sie.
    »Bist du sicher?«
    »Das kann ich nicht - ich habe es noch nie geschafft, in einer Vision etwas zu sagen oder gesehen zu werden. Deshalb kann es bei dir also nicht so sein. Schließlich siehst und hörst du mich.«
    Sean zügelte seine Erleichterung, weil Danni sich selbst in ihrem Protest nicht sicher war. »Kurz bevor wir ... bevor wir in deiner Küche durch den Boden fielen, hatte ich den Eindruck, dass die Wände um uns herum verblassten.« Sean suchte nach den richtigen Worten, um die Erfahrung zu beschreiben. »Als verwandelten sie sich in Glas, und nachdem das geschehen war, konnte ich nicht erkennen, was draußen war.«
    Dannis Nicken wirkte nachdenklich, aber es war eine instinktive Zustimmung, derer sie

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