Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
in dem kleinen Haus, nur die eine schmale Matratze auf einem spillerigen Bettgestell in einer Ecke.
Auch Sean blickte zu dem Bett hinüber und stellte dann die Frage, die ihn schon den ganzen Tag beschäftigt hatte. Irgendwie war sie noch dringlicher als die, wie sie hierhergekommen waren. Noch dringlicher als die Überlegung, wer oder wer nicht das Instrument ihrer Zeitreise gewesen war. Und deshalb trat er vor, bis er direkt hinter Danni stand. Ihr Oberkopf reichte ihm gerade mal bis an das Kinn, und der Duft ihres Haares und ihrer Haut erfüllte seine Sinne.
Sanft, aber entschieden drehte er sie zu sich herum und spürte den Widerstand in ihrem Körper, in dem Blick, den sie zu ihm erhob.
Mit einer Stimme, die er fast nicht als seine eigene erkannte, fragte er: »Haben wir uns heute Morgen geliebt, oder war das nur ein Traum?«
22. Kapitel
S ean war, als müsste er eine Ewigkeit auf ihre Antwort warten. Eine Ewigkeit mit nichts anderem darin als Dannis Augen, geheimnisvoll wie der Abendnebel mit ihrem silbrigen Schimmer und dem dahinterliegenden Unbekannten. In ihren Tiefen sah er seine eigene Verwirrung widergespiegelt, und er wusste, wenn sie zu lieben nur ein Traum gewesen war, dass es wenigstens einer war, den sie zusammen erfahren hatten.
»Es war ein Traum«, erklärte sie.
»Und wie kommt es dann, dass wir ihn zusammen geträumt haben?«
Sie runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Und das können wir auch nicht.«
»Oh doch, das können wir«, sagte er, während er noch näher trat. »Und haben es auch getan.«
Die Verwundbarkeit war wieder in ihren Augen, aber diesmal wusste er - war sich sogar sicher -, dass sie aus einem anderen Winkel ihres Herzens kam. Sie verglich die Leidenschaft des Traumes mit dem Bild, das sie von sich selbst hatte. Der Dummköpfe wegen, die sie gekannt hatte, glaubte sie, dass sie den Ansprüchen eines Mannes nicht genügte. Irgendwann hatte sie beschlossen, dass diese Idioten recht hatten und sie zur Leidenschaft nicht fähig war. Sean sah das so klar, als stünde es in der Luft zwischen ihnen geschrieben.
Schon jetzt begann sie, sich zurückzuziehen, verschanzte sich hinter Barrieren und verschloss die Zugänge zu sich selbst. Sie konnte nicht sehen, was er vom Instinkt her wusste - dass an ihr nämlich absolut nichts Kaltes oder Reserviertes war. Und das wollte er ihr beweisen. Aber ausgerechnet jetzt, da er versuchen müsste, sie zu erreichen, ertappte er sich dabei, dass er zögerte.
Ihr Haar umgab in einer sexy Mähne wirrer Locken ihren Kopf, ihre Haut schimmerte wie Perlmutt, ihr Gesicht war ungeschminkt und sah sehr jung und völlig natürlich aus. Danni hatte etwas Unschuldiges, aber es fehlte ihr auch nicht an Feuer und Leidenschaft. Ob es ein Traum gewesen war oder nicht, Sean hatte das an diesem Morgen gespürt und wollte es wieder spüren - wollte unbedingt noch mehr von dieser Leidenschaft erfahren.
Er senkte seinen Blick auf den heftig pochenden Puls an ihrer Kehle, auf das weite Hemd, das ihre Brüste umspielte und sich über den harten kleinen Spitzen wölbte. Die Stretchhose saß wie angegossen an ihren wohlgeformten schlanken Beinen, betonte Rundungen und Muskeln bis hinunter zu den weißen Socken, und sogar die waren irgendwie sexy und verführerisch an ihr. Sean ließ seinen Blick wieder an ihr hinaufwandern, wobei er sich vorstellte, ihr das Hemd hinaufzuschieben und über den Kopf zu ziehen, um diese schmalen Schultern, die elegante Biegung ihres Nackens und die sanfte Wölbung ihrer Brüste zu entblößen.
Ein Schiffbruch - das war es, worauf er zusteuerte, aber der Kurs war festgelegt und der Ausgang unvermeidlich.
Danni sagte kein Wort, als sie ihn beobachtete und auch ihren Blick von seinem Gesicht zu seiner nackten Brust und seinem flachen Bauch hinuntergleiten ließ. Seine Muskeln zogen sich erwartungsvoll zusammen, als wäre ihr flüchtiger Blick eine Berührung, die seine Haut versengte. Er wollte, dass sie tiefer blickte, damit sie sah, dass allein schon ihre Nähe ihn auf unendlich viele andere Gedanken brachte.
Beide sprachen nicht, weil Worte überflüssig waren.
Da Sean jedoch zu keiner Bewegung fähig war, wartete er darauf, dass sie es tat. Wartete darauf, dass die Fragen in Dannis Augen zu Antworten, zu Entscheidungen wurden. Sie trat langsam näher, und ihr wohltuender Duft erfüllte ihn mit einem fast schon schmerzhaften Verlangen. Er wollte sein Gesicht in ihrem Haar vergraben, ihren Duft
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