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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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sich anscheinend nicht einmal bewusst war.
    »Kannst du sie herbeiführen?«, fragte Sean.
    »Die Visionen? Du meinst, ob ich einfach so eine heraufbeschwören kann?«
    »Kannst du es?«
    »Ich weiß nicht. Ich habe es noch nie versucht. Sie wurden immer dadurch ausgelöst, dass jemand zu mir kam. Jemand, der irgendetwas wollte.«
    »Und wieso ist das so?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich verstehe es ja selbst nicht. Ich weiß nicht mal, warum es überhaupt geschieht. Vor dir hatte ich viele Jahre keine Visionen mehr - so lange, dass ich schon vergessen hatte, wie es ist.«
    Sean versteifte sich und starrte sie aus schmalen Augen an. »Wie meinst du das - vor mir ?«
    »Dass ich dich schon gesehen hatte, bevor du an jenem Abend zu mir nach Hause kamst.«
    »Du hattest mich gesehen?«, wiederholte er verständnislos. Sein Mund war trocken, seine Zunge fühlte sich ganz pelzig an. Er erinnerte sich an Dannis Gesichtsausdruck, als er auf ihrer Veranda gestanden hatte - als hätte sie ihn erkannt, ja womöglich gar erwartet.
    »Du hast gesagt, es sei immer so, dass jemand zu dir kommt. Jemand, der etwas will. Was wollte ich?«
    Mich. Danni sprach es nicht aus, aber es stand ihr im Gesicht geschrieben. Und in dem Leuchten ihrer Augen. Und es stimmte ja auch. Er begehrte sie, wie er noch nie zuvor etwas begehrt hatte.
    »Warum hast du niemals versucht, eine Vision herbeizuführen?«, fragte er.
    »Warum sollte ich?«
    Er betrachtete sie ruhig und ließ sie selbst die Antwort auf ihre Frage finden. Weil er sie, ehrlich gesagt, auch nicht zu beantworten wusste. Doch irgendetwas in ihm trieb ihn an. Eine Frage in seinem Unterbewusstsein, die er nicht genau bestimmen konnte. Sie war es, die die Worte über seine Lippen zwang.
    »Es ist mir unerklärlich, wie wir hier sein können. Ich kann es nicht begreifen. Aber ich kann auch nicht bestreiten, dass es so ist. Nicht, wenn ich hier an diesem Tisch sitze. Oder nachdem ich in mein eigenes Gesicht gesehen habe. Es ist unmöglich, doch ich denke, dass es irgendwo eine Erklärung dafür geben muss.«
    Danni sprang von ihrem Stuhl auf, sodass Sean gezwungen war zurückzutreten. Ihr Schwung brachte sie ein paar Schritte weiter, bevor sie innehielt und die Arme wie schützend über ihrer Taille verschränkte.
    »Das Einzige, was ich von dir verlange, Danni, ist, dass du bedenkst, dass nichts so ist, wie es zu sein scheint. Wir befinden uns in einer zwanzig Jahre zurückliegenden Zeit, wie du mir heute Nachmittag selbst erklärt hast, und keine noch so rationalen Überlegungen können das normal erscheinen lassen. Viel sinnvoller erscheint mir da, dass die Antwort in dir selbst und nicht in dem Buch von Fennore liegt.«
    »Und was, wenn du es bist, um den es geht?«, gab Danni scharf zurück. »Warum muss ich es sein? Nichts dergleichen ist mir je passiert, bevor du an meiner Tür erschienen bist.«
    »Ich könnte es gar nicht sein«, erwiderte er mit einem grimmigen Lachen. »An mir ist nichts Besonderes, Danni.«
    »Ach, nein, Sean? Bist du dir da sicher?«
    Sie starrte ihn an, als versuchte sie, ihn zu zwingen, etwas zu sehen, das über sein Begriffsvermögen hinausging. Was meinte sie? Was wollte sie von ihm? Wie konnte sie denken, dass das hier etwas mit ihm zu tun haben könnte?
    »Hast du nicht schon lange das Gefühl, irgendwie nicht dazuzugehören?«, fragte sie.
    Und Sean nickte, ohne es wirklich zu wollen. Ja, ja, ja. Sehr lange hatte er sich von allem losgelöst gefühlt, ein ewiger Außenseiter, dessen Existenz weder mit dem Ticken der Uhr noch mit dem Strom der Zeit in Einklang stand. Verirrt, verloren, ohne jegliches Bewusstsein für das eine oder andere. Und dann, ganz plötzlich - hier und jetzt, wo es absolut keinen Sinn ergab -, fühlte er sich vollkommen verbunden mit dem Dahingehen der Zeit. Wie konnte das sein?
    Etwas, das Danni in seinem Gesicht sah, veranlasste sie, zurückzutreten und das Thema plötzlich aufzugeben. »Ach, vergiss es! Diese Unterhaltung führt zu nichts«, erklärte sie. »Keiner von uns beiden ist besonders genug, um die Geschichte zu verändern. Was auch immer uns hierhergeführt hat, hatte nichts mit dir oder mit mir zu tun.«
    Und dennoch, wie eine Tür, die sich, einmal geöffnet, nie wieder schließen ließ, blieb der Gedanke da und ließ sie beide nicht mehr los.
    »Ich bin müde«, sagte Danni schließlich und sah auch so aus. Ihr Blick glitt zu dem Bett und dann wieder woandershin. Es gab weder eine Couch noch zusätzliches Bettzeug

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