Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
und seinem Rücken und bildete schon eine Lache auf dem Boden. Niall taumelte vor Schwäche und sah so aus, als wäre er kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren.
Er blieb jedoch noch lange genug bei Sinnen, um mit seiner Frau um das Messer zu ringen, und versuchte mit aller Kraft, ihre Finger von dem Griff zu lösen. Aber Brigid war unverletzt und wild entschlossen, ihn zu töten. Schließlich gelang es Niall, sie mit dem Rücken gegen die Anrichte zu stoßen und ihr Handgelenk ein paarmal auf den Rand der Spüle zu schlagen, um ihren Griff zu lockern. Doch Brigid umklammerte das Messer mit der ganzen Erbitterung und Kraft einer verschmähten Frau. Schon der Ohnmacht nahe, griff Niall mit seiner freien Hand nach Brigids Kehle und drückte zu, während er mit der anderen Hand noch immer um das Messer kämpfte.
Die Jungen schrien, als sie sahen, wie das Blut aus dem Gesicht ihrer Mutter wich, wie sie nach Atem rang und ihre Füße in einem makabren Rhythmus über den blutigen Boden tanzten. Das Messer hielt sie jedoch nach wie vor umklammert und versuchte immer noch, Niall zu treffen.
»Du bringst sie um!«, schrie Michael.
Aber hatte Niall eine andere Wahl? Wenn er sie losließ, würde sie ihn umbringen.
Obwohl Tränen Dannis Sicht vernebelten und ihr die Kehle zuschnürten, konnte sie ihren Blick nicht von der furchtbaren Szene vor ihnen losreißen. Die Klinge kam Niall näher und näher, er drückte immer fester zu, und dann fiel Brigid endlich auf die Knie und ließ das Messer auf den Boden fallen. Kraftlos brach Niall neben ihr zusammen, die Hand noch immer um ihre Kehle, nur lockerer jetzt, in einer fast schon entschuldigenden Berührung. Sein Hemd war klebrig rot von dem Blut aus seinen Wunden, und dieses Blut schien überall zu sein - auf dem Boden, an den alten Küchenschränken, ja, selbst der kleine Michael war blutverschmiert.
»Warum zwingst du mich, dir wehzutun, Brigid?«, fragte Niall mit tränenüberströmtem Gesicht. »Warum bist du ...«
Mit wutverzerrter Miene hob sie den Kopf, schnappte sich wieder das Messer und griff Niall von Neuem an. Seine Augen weiteten sich vor Furcht, als er die glitzernde Klinge auf sich zufahren sah. Für einen Moment erschienen Resignation und Hinnahme in seinen Augen, und Danni dachte schon, dass er die Erlösung begrüßen würde, die der Tod ihm brachte. Doch dann verschwand der Ausdruck aus seinen Augen, und Niall stieß Brigid so hart seine Schulter in die Seite, dass sie rückwärts gegen den Schrank geschleudert wurde.
Für einen langen Moment wirkten alle wie versteinert, und es war totenstill im Raum. Die Jungen schienen sogar das Atmen eingestellt zu haben, während sie sich ängstlich aneinanderdrängten. Michael hielt Trevors Gesicht an seine Brust gedrückt, um ihm den Anblick zu ersparen. Brigid saß mit dem Rücken an dem Schrank und starrte voller Entsetzen auf das Messer, das in ihrer Brust steckte, und Niall heulte auf, als wäre ihm die Seele aus dem Leib gerissen worden. Halb schleppte er sich, halb kroch er zu Brigid und weinte bitterlich, als er ihr in die Augen schaute. Ihre Lippen bewegten sich, aber es kam kein Laut heraus.
»Was? Was sagst du, Brigid?«, fragte Niall und strich ihr das Haar aus dem Gesicht, bevor er sich noch weiter vorbeugte und sein Ohr an ihre Lippen legte. Wieder versuchte sie zu sprechen, aber immer noch so leise, dass Danni die Worte nicht hören konnte. Doch Niall verstand sie. Er umarmte sie und weinte, als er sie wie ein Kind in seinen Armen wiegte. Dann erstarrte ihr Gesicht, ihre Augen erloschen, und pfeifend entwich der letzte Atem ihren Lungen.
Mit einem Aufschrei, in dem sich Nialls ganze Wut und Qual verrieten, starrte er sie an. Er hatte sehr viel Blut verloren, und sein Gesicht war bleich wie das seiner toten Frau, doch er kämpfte, um bei Bewusstsein zu bleiben, bis seine Augen sich verdrehten und er zusammenbrach, mit dem Kopf auf dem Boden aufschlug und mit ausgebreiteten Armen liegen blieb.
26. Kapitel
M it einem schrillen Zischen schlug die Luft um und katapultierte Sean und Danni aus der blutigen Küche in ihr eigenes kleines Haus zurück. Der Umschwung kam so jäh und heftig, dass Danni so übel war, als wäre sie stundenlang auf einem Riesenrad gefahren. Prüfend blickte sie in Seans Gesicht, um zu sehen, wie es ihm ergangen war. Doch seine Miene war so starr und ausdruckslos, dass Danni Angst bekam. Atmete er noch? Lebte er noch?
»Sean?«
Seine Augen wandten sich ihr langsam zu. Sie
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