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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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erschüttert, verkrampfte ihr den Magen. Auch eine Dusche trug nicht dazu bei, die tausend Fragen zu zerstreuen, die ihr im Kopf herumschwirrten, und sie konnte auch nicht ihr Blut abkühlen oder ihre Frustration abschütteln. Und wenn sie sich die Gründe aufzählte, warum sie wegen Sean Ballagh nicht so aufgewühlt sein dürfte, fühlte sie sich nur noch lächerlicher.
    Denn das war sie. Sie hatte das absurde Gefühl, als wäre er unter ihre Haut gekrochen, als wäre er sogar jetzt noch dort, als striche er mit seinen langen Fingern über die Biegung ihres Nackens, drückte seine Lippen auf die empfindsame Stelle hinter ihrem Ohr und neckte sie mit den aufreizenden Zärtlichkeiten seiner Zunge. In Gedanken stieß sie ein tief empfundenes Stöhnen aus. Wie könnte er all das tun, wenn er ... tot war?
    Die Frage ließ sie innehalten, als sie, ihre Liste in der Hand, in ihren Wagen stieg. Vielleicht irrte sie sich ja in diesem Punkt. Oder das, was in dem Zeitungsartikel gestanden hatte, war nicht zuverlässig. Klang das nicht vernünftiger als die anderen Alternativen? Denn schließlich sah sie Sean nicht nur, sondern fühlte ihn auch. Konnte ihn sogar jetzt noch spüren. Wäre er tot, dann könnte sie vielleicht seinen Geist sehen, aber ihn doch bestimmt nicht spüren ... oder?
    In hilfloser Verärgerung schlug sie dreimal leicht ihre Stirn gegen das Lenkrad. Es war wirklich kaum zu glauben - sie zerbrach sich den Kopf darüber, was ein Geist tun konnte oder nicht! Wenn das nicht verrückt war, was dann?
    Doch seit sich die Luft verändert hatte und Sean in ihrer Küche erschienen war, hatte nichts mehr Sinn gemacht oder war Danni auch nur annähernd normal erschienen. Sie brauchte unbedingt jemanden, mit dem sie reden konnte, aber zu wem konnte sie mit einem so verrückten, übernatürlichen Problem gehen? Es war nichts, weswegen man seine beste Freundin anrief, und auch nichts, was sie mit Yvonne bei einer Tasse Kaffee besprechen konnte.
    Danni beschloss, nur das Allernötigste einzukaufen - Eier, Milch und Kaffee. Alles andere würde warten müssen. Es gab einen Supermarkt in dem Einkaufszentrum an der Ecke, und sie bog auf den Parkplatz ein und drehte ein paar Runden, bevor sie eine freie Stelle fand. Milder Sonnenschein fiel aus einem klaren blauen Himmel, und die warme Brise brachte die Palmen über ihr zum Rascheln und beruhigte ein wenig ihre aufgewühlten Nerven. Dankbar konzentrierte sie sich auf die Sonne auf ihrer Haut, als sie den Parkplatz überquerte.
    Die junge Frau, die auf dem Gehsteig stand und sie beobachtete, bemerkte Danni erst, als sie nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war. Sie hatte weißblondes, zu langen Zöpfen geflochtenes Haar und strahlend blaue Augen mit langen, hellen Wimpern. Ihre gebräunte Haut wies sie als Sonnenanbeterin aus. In zwanzig Jahren würde diese Haut wahrscheinlich wie altes Leder wirken, aber im Moment sah sie nur jung, braun gebrannt und gesund aus. Sie trug ein ärmelloses Seidentop, das die gleiche Farbe wie ihre Augen hatte, und eine Satinhose mit Paisleymuster.
    Sie sah Danni mit auffallendem Interesse an und bemühte sich nicht einmal, es wie zufällig erscheinen zu lassen. Danni zögerte und überlegte, ob sie auf einem anderen Weg zum Supermarkt gehen sollte, aber da trat die Frau schon vor und lächelte sie an.
    »Ich habe Sie erwartet«, sagte sie.
    Danni blickte über ihre Schulter. »Mich?«
    Die Blondine nickte entschieden. »Sie erinnern sich nicht?«
    »Sie müssen mich mit jemandem verwechseln«, erwiderte Danni. »Wir sind uns noch nie begegnet.«
    Die junge Frau zuckte die Schultern und zeigte mit einer Handbewegung auf den Eingang zu einem Laden namens Pandoras Box. Die Doppelglastüren waren mit einem goldenen, aus der Mitte herauswachsenden Baum bemalt. Seine blattlosen Äste, die sich rechts und links an den Scheiben hinaufwanden, erinnerten Danni an die Muster auf dem silbernen Kamm, den die Weiße Frau ihr hatte geben wollen.
    »Ich bin auf dem Weg zum Lebensmittelladen«, sagte Danni kopfschüttelnd und zeigte auf das ein paar Schritte weiter liegende Geschäft. »Tut mir leid.«
    »Sie sind gestern Nacht zu mir gekommen und haben mich gebeten, Ihnen zu helfen«, sagte die Frau.
    Danni schluckte, aber ihre Kehle war plötzlich wie ausgedörrt. Die Art, wie die Frau ihre Bemerkung formuliert hatte, brachte Alarmglocken in Dannis Kopf zum Schrillen. Sie sind zu mir gekommen ... War das nicht genau das, was sie selbst über Seans

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